Number 23

Eine Filmkritik von Tomasz Kurianowicz

Im Banne der Paranoia

Intelligenz beruht auf der Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und sie in Beziehung zu setzen. Das gilt für die Geschichtsschreibung als auch für die Sozialwissenschaften, die durch analysierte Relationen gesellschaftliche Prozesse begründen. Selbst das poetische Schreiben, die Suche nach einem wohlklingenden Reim, wäre ohne die Balance von Verhältnis und Proportion eine zum Scheitern verurteilte Aufgabe. Wenn aber das Gespür für das Angemessene aus dem Gleichgewicht gerät, dann sind es Deutungszwang und Paranoia, die die Vernunft gefährden. Der Film Number 23 / The Number 23 gewinnt seinen spielerischen Reiz aus dem Beziehungsgeflecht zwischen Schicksal und einer zweistelligen Zahl, mit der sich plötzlich die Welt in ihren Fundamenten erklären lässt. Diese Deutungsmuster täuschen den im Dunkel Tappenden nicht in ausweglose Räume, sondern bereiten ganz im Gegenteil immer mehr Wahlmöglichkeiten vor. Ein Labyrinth besteht eben nicht nur aus Sackgassen, die es zu vermeiden gilt, sondern aus ebenso vielen potenziellen Auswegen.
Walter Sparrow (Jim Carrey) führt ein sorgenfreies Leben. Er ist mit einer ihn liebenden Frau verheiratet, hat einen intelligenten Sohn und einen sicheren Job. Die Idylle scheint zu zerbrechen, als an seinem Geburtstag das geregelte Leben durch einen Zufall auf den Kopf gestellt wird. Seine Ehefrau Agatha (Virginia Madsen) schenkt ihm ein Buch mit dem Titel „The Number 23“. Es erzählt eine Geschichte über einen Mann, Detective Fingerling, dessen Biographie heillos mit der Zahl 23 verknüpft ist. Fingerling stellt überall numerische Zusammenhänge fest, die sein Leben beherrschen und sein Handeln zu diktieren beginnen. Walter ist vom Inhalt des Buches hingerissen, nicht nur die Kindheit des Protagonisten scheint mit seiner eigenen verwandt, auch die Zahl 23 spielt in seinem Leben eine herausragende Rolle. Sein Geburtstag, der Tag, an dem er seine Frau traf, sein Autokennzeichen, seine Sozialversicherungsnummer – überall lassen sich Zusammenhänge bestimmen. Während dessen nimmt er die Handlung des Romans wörtlich und erkennt Parallelismen zu seiner persönlichen Realität. Detective Fingerling mutiert durch den Zahlenwahn zum Mörder einer Frau. Damit Walter dieses ihm scheinbar vorbestimmte Schicksal abwenden kann, begibt er sich auf die Suche nach dem Autor und den Verknüpfungen zwischen der Zahl 23, dem Buch und seinem eignen Schicksal.

Als die Information über den Ozean schwappte, dass der Regisseur Joel Schumacher einen Thriller mit Jim Carrey dreht, war eine deutliche Skepsis in vorab veröffentlichten Kommentaren herauszulesen. Carrey, der vom komödiantischen Metier Abstand sucht, ist vielleicht nicht die erste Person, die man in einem aufwühlenden Mysterienspiel erwartet. Dennoch scheint die Skepsis unbegründet, denn die ersten 60 Minuten überzeugen durch gute Schauspieler und eine geschickte Story. Die vielen Kreuzungen, Verweise und möglichen Ausgänge, die angedeutet werden, regen zum genauen Hinschauen und Mitdenken an. Der Zuschauer wird in die Geschichte involviert, so dass er einen aktiven Part bei der Entschlüsselung der Zahlensymbolik übernehmen darf. Darüber hinaus gelingt es Schumacher, eine bildhafte Ästhetik, die betont homogen daherkommt, durch visuelle Effekte und ein schön kombiniertes Setting farblich abzustimmen. Schumachers Vergangenheit als Modedesigner schimmert besonders in den traumähnlichen Sequenzen durch, die parallel die Handlung des Romans darstellen. Diese beziehungsstiftenden Verweise sind eine Augenweide, die den visuellen Genuss erhöht.

Grobe Schwäche – und das überschattet den Film – ist der Abschluss der eigentlich klug durchdachten Geschichte. All jene Komplikationen, die in der Mitte des Films einen intelligenten Ausgang vorhersagen, werden schlicht aufgelöst und mit einem moralischen Finale versehen. Dieses Kitzeln und Kribbeln, das einen guten Thriller auszeichnet und am Anfang durchaus bestimmend ist, wird ins Fade und Geschmacklose umgekehrt. Dabei wäre dem Zuschauer zuzutrauen gewesen, dass er das Spiel mit den Zahlen etwas komplexer nimmt.

Number 23

Intelligenz beruht auf der Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und sie in Beziehung zu setzen. Das gilt für die Geschichtsschreibung als auch für die Sozialwissenschaften, die durch analysierte Relationen gesellschaftliche Prozesse begründen.
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Meinungen

Harle · 25.11.2007

ich finde auch gerade das ende macht den film aus, da es eben zeigt, dass ein mensch sein leben zu jeder zeit selbst bestimmen kann und nicht durch äußere einflüsse derart beeinflusst werden kann.

renö · 23.03.2007

Grade das Ende ist genial und damit mein ich nciht das es raus kommt (gelöscht - Spoiler) ...nein einfach die moral das die Entscheidungen das Leben bestimmen...Herrllcih..Jim Carrey ist GOTT