No Country for Old Men – Cannes 2007

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

The Coens are back!

Mit großer Spannung war auch der neue Film der Gebrüder Coen im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes erwartet worden – sollte es gelingen, nach einigen Enttäuschungen mit dem neuen Film No Country for Old Men wieder an alte Erfolge anzuknüpfen? Es hat den Anschein, als sei diese Mission der Coens voll und ganz geglückt.

Im heißen und kargen Südwesten von Texas befindet sich Llewelyn Moss (Josh Brolin) auf der Jagd nach Antilopen, doch schon bald wird er vom Jäger zum Gejagten. Grund dafür sind 2,4 Millionen Dollar in einem Koffer, die Moss zufällig findet und an sich nimmt. Dass mit dem Geld etwas nicht in Ordnung ist, hätte sich Moss eigentlich denken können, denn die erschossenen Menschen und Hunde sowie ein Beutel voller Heroin zeigen deutlich, dass hier ein Drogendeal aus dem Ruder gelaufen ist. Doch soweit denkt der glückliche Finder nicht – leider. Denn nun hat er nicht nur der Kopfgeldjäger Carson Wells (Woody Harrelson) und den Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones) im Nacken sitzen, sondern auch den psychopathischen Auftragskiller Anton Chigurh (Javier Bardem). Und der lässt nicht mit sich spaßen…

Nach einigen Experimenten und Flops wie beim Remake des Klassikers The Ladykillers und Ein unmöglicher Härtefall / Intolerable Cruelty haben sich Joel und Ethan Coen allem Anschein nach auf ihre alten Stärken besonnen und legen mit No Country for Old Men einen schrägen und skurrilen Krimi im Fargo-Gewande vor, der die Fans wieder versöhnen dürfte – zumindest wenn man der internationalen Presse glauben darf, die sich nach dem Screening in Cannes enthusiastisch äußerte: „Kameramann Roger Deakins findet coole Bilder, um die stets gut getimte Action in Szene zu setzen. Die Dialoge, für die ebenfalls die beiden Brüder verantwortlich zeichnen, sind hervorragend auf den Punkt gebracht, um die Ecke herum gedacht. Meist kommt eine andere Pointe, als die, die man erwartet, und ab und an ertappt man sich dabei, gerade über äußerst brutale Szenen zu lachen. Das ist erklärte Absicht der Coen-Brüder, die wohl schon lange nicht mehr so politisches Kino gemacht haben. NO COUNTRY FOR OLD MEN lässt sich lesen als Plädoyer gegen ausufernde Gewalt in einem Land, in dem viel zu viele Menschen ihre eigene Waffe besitzen und diese auch gebrauchen“, so schreibt Nana A.T. Rebhan bei ARTE. Todd McCarty in Variety bezeichnet den Film gar als “total visual and aural pleasure“.

Auch dem Rezensenten des Spiegel hat der Film gut gefallen: „Die Coen-Brüder-Adaption eines Romans von Cormac McCarthy ist bisher im Wettbewerb klar der beste Film, obwohl er über allerlei kleine dramaturgische Schwächen und ein sehr irritierendes, weil abruptes Ende verfügt, die zu erhitzten Diskussionen nach der Pressevorführung am Freitagabend führten. Doch alles in allem ist den Coens nach ihren eher mäßigen letzten Filmen „Ladykillers“ und „Intolerable Cruelty“ mal wieder eines ihrer Meisterwerke gelungen, das an „Fargo“ und „The Big Lebowski“ heranreicht“, so Andreas Borcholte in seiner Besprechung.

Einen Wermutstropfen aber hat der neue Filme der Coens: Die Fans nämlich müssen noch eine Weile auf den neuen Film warten, denn in Deutschland startet No Country for Old Men erst im April 2008. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, und vor Hitze flirrende Wüstenbilder sind im deutschen Herbst genau das richtige Allheilmittel gegen cineastische Unterkühlung.
 

No Country for Old Men – Cannes 2007

Mit großer Spannung war auch der neue Film der Gebrüder Coen im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes erwartet worden – sollte es gelinge, nach einigen Enttäuschungen mit dem neuen Film No Country for Old Men wieder an alte Erfolge anzuknüpfen?

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Meinungen

Matthias · 02.03.2008

Larmoyantes Sinnieren über Gewalt. Ein Film, der zwar bedeutungsvoll daher kommt, aber nichts erklären kann, weil er Gewalt aus jedem politischen und ökonomischen Kontext herausnimmt. Ach ja, früher war immer alles besser!

· 19.02.2008

Muss Brutalität so detailgenau dargestellt werden?
Scheußliche Mordszenen machen den Film einfach nur ungeniessbar.

· 21.01.2008

Was für ein Film... Superaufnamen und Schauspielen vom feinsten.. Ich sah diesen Film(als Holländer) in der nicht-synchronisierte Version und hoffe nur für Euch das die karakterstarke Orginalstimmen von Jones,Brolin,Harrilson(kaugummi Englisch)und
Bardem gut rüber kommen.
Man benutzt keine Musik und das wirkt genial..wie ein Filme-Noire.