Nichts zu verschenken

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Wer den Pfennig umdreht, spart auch Ketchup

Mit Nichts zu verschenken kommt eine zeitgenössische Version von Molières Der Geizhals in die Kinos. Fred Cavayé, der bisher eher Thriller und Actionfilme gedreht hat, wagt sich hier also an ein neues Genre und präsentiert gute Arbeit, die sich in Frankreich sofort auf Platz eins der Kinocharts katapultiert hat: Nichts zu verschenken ist eine liebenswerte Komödie, auch wenn die Geschichte bisweilen ziemlich arrangiert und etwas überfrachtet daherkommt.
François Gautier (Frankreichs Komödien-Star Dany Boon) ist ein alter Geizkragen: Er beteiligt sich nicht an den Abschieds- oder Geburtstagsgeschenken seiner Kollegen an der Musikschule, boykottiert jede Ausgabe der Häusergemeinschaft, in der er wohnt, und sitzt lieber im Dunkeln, als Geld für Strom auszugeben. Er spart, wo er nur kann,: Halbiert jedes Steak, leiht sich auch als Profi-Musiker für jedes Konzert den Frack vom Freund und öffnet kostenlose Ketchup-Päckchen auch lange nach ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum (und leert sie ebenfalls nur zur Hälfte, um die restliche Portion am nächsten Tag zu genießen). Leider verfährt er ähnlich auch bei der Benutzung von Präservativen – er kauft sie nicht, sondern staubt sie kostenfrei ab und benutzt sie, auch wenn sie schon seit Jahren abgelaufen sind.

So steht eines Tages ein 16-jähriges Mädchen vor seiner Tür, das sich nicht abwimmeln lässt und behauptet, seine Tochter zu sein: Laura (Noémi Schmidt, dem deutschen Publikum bekannt aus Frühstück bei Monsieur Henri). Sie erzählt, dass sie ein Praktikum ganz in der Nähe absolviere. Und weil sie ihn ohnehin schon seit langem kennenlernen möchte, will sie bei ihm wohnen. Um ihr Ziel zu erreichen, bietet sie ihm gar an, Miete zu bezahlen. Sie verhandeln – das lässt sich François nicht nehmen und handelt hart – und Laura zieht ein.

Laura hat ein romantisches Bild von ihrem Vater: So oft habe ihre Maman erzählt, wie engagiert François sei. Dass er unentwegt Geld spare, um sein Waisenhaus in Mexiko zu unterstützen und armen mittelamerikanischen Kindern ohne Eltern zu helfen. Sie sei so stolz auf ihren Vater. Und weil Laura eine große Überzeugungskraft hat, glauben auch bald alle Nachbarn, Kollegen und Orchestermitglieder, dass François ein gutes Herz habe und der größte Wohltäter unter ihnen allen sei. Nicht genug, dass sein Ruf nun repariert ist und er von allen Seiten hochgelobt wird – nun sparen auch die Nachbarn fürs mexikanische Waisenhaus und schleppen kiloweise Lebensmittel an, schenken François einen Kleinwagen oder reparieren sein doch heruntergekommenes Haus.

Fast im selben Moment, als Laura in sein Leben tritt, lernt François auch die neue Kollegin Valérie (Laurence Arné) kennen, von der er sich sofort angezogen fühlt, was ihm so eigentlich noch nicht passiert ist. Auch Valérie zeigt sich interessiert, und es könnte alles so schön sein, stünde sich François mit seiner Knauserei nicht selbst im Weg: Schon der Gedanke daran, Valérie zum Essen einzuladen, lässt François schaudern. Als er auf die Speisekarte des Restaurants blickt, bilden sich große Schweißperlen auf seiner Stirn, und anstatt den Abend mit Valérie zu genießen, sucht er permanent nach einem Ausweg aus der Situation des Bezahlens. Nichts zu verschenken punktet vor allem auch durch seine Liebe zum Detail: Die Geschichte wird sehr ausladend, konkret und detailreich erzählt, was Spaß macht und für viele Lacher in den Kinos sorgen wird.

Natürlich aber verkompliziert sich die Geschichte: Valérie bittet François, mit ihr auf einer Spendengala zu spielen, und der Abend dort hat weitreichende Folgen für alle. Zu guter Letzt taucht noch Lauras Mutter, Carole (Karina Marimon), auf, und es wird offensichtlich, dass Laura eigentlich etwas ganz anderes vorhat(te) als zunächst gedacht – und das ist die gelungenste Plotwendung im Film.

Nichts zu verschenken ist eine Komödie, wie sie im Buche steht: mit kuriosen Verwicklungen und Ent-Täuschungen, Missverständnissen und Pannen, die am Ende aber doch zur Läuterung und zum Guten führen – natürlich. Von allem aber ist ein wenig zu viel im Film, das Drehbuch ist zu vollgepackt: Der Einstieg ist schon psychologisiert und erklärt, warum François ein solcher Pfennigfuchser geworden ist. Das ist filmästhetisch schön umgesetzt und eine nette Idee, hätte aber – ebenso wie die Schlussszene, die allem guten Ende noch einmal eins draufsetzt – nicht unbedingt sein müssen. Auch sonst wirkt der Plot überladen an Entwicklungen, Wendepunkten und Nebengeschichten, die alle wie wunderbar miteinander verwoben sind, aber dadurch einfach auch an Glaubwürdigkeit einbüßen. Wenn man den Film allerdings als unterhaltsame Komödie für sich akzeptieren kann, gelingt er und gibt eventuell auch noch den ein oder anderen ernsthaften Gedanken mit auf den Weg.

Nichts zu verschenken

Mit „Nichts zu verschenken“ kommt eine zeitgenössische Version von Molières „Der Geizhals“ in die Kinos. Fred Cavayé, der bisher eher Thriller und Actionfilme gedreht hat, wagt sich hier also an ein neues Genre und präsentiert gute Arbeit, die sich in Frankreich sofort auf Platz eins der Kinocharts katapultiert hat:
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