Nicht schon wieder Rudi!

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Keine Angst – es ist nur Demenz

Vier Männer fahren für ein paar Tage zum Angeln an einen See. Das klingt zunächst wenig aufregend, aber erfahrungsgemäß haben es solche Trips auf der Leinwand in sich. Die Natureinsamkeit verspricht Abenteuer, die Gruppendynamik Drama, und manchmal geht es dabei auch richtig lustig zu. Possenhafter Humor ist zum Beispiel das Rezept von Nicht schon wieder Rudi!, dem Spielfilmdebüt der Regisseure und Drehbuchautoren Ismail Sahin und Oona-Devi Liebich. Das Besondere an ihrer Komödie ist zum einen, dass sie sich an das normalerweise mit bleierner Schwere assoziierte Thema Demenz heranwagt. Zum anderen entstand sie ohne öffentliche Fördergelder und Senderbeteiligung, was praktisch als Kriterium für Produktionen gelten kann, die ambitioniert sind, vielleicht auch schrullig oder dilettantisch, aber mit ziemlicher Sicherheit nicht enttäuschend stromlinienförmig.
Der Filmproduzent und Schauspieler Sahin und die Schauspielerin Liebich sind nicht nur privat ein Paar, sie stellen auch vor der Kamera ein romantisches Duo – Murat und Sophie – dar. Der 37-jährige Frauenheld Murat wird von den anderen drei Männern, die in den Fünfzigern sind, nur mitgenommen, weil Peter (Frank Auerbach) darauf besteht. Dieser ist verheiratet, hat aber eine homoerotische Ader, von der sein Bruder Bernd (Matthias Brenner) nichts weiß. Er kann Murat nicht leiden, ebenso wenig wie sein bester Freund Klaus (Oliver Marlo), der sogar auf Rache sinnt, weil der Luftikus seiner Tochter das Herz gebrochen hat. Murat interessiert sich nicht mehr wirklich fürs Angeln, kaum dass er im nahegelegenen Dorf die schöne Sophie entdeckt.

Klaus wird vor der Hütte am See von einer Schaukel am Kopf getroffen und verkündet am nächsten Morgen aufgeregt, dass Rudi, sein geliebter Hund, verschwunden ist. Rudi starb bereits vor zwei Jahren, aber Bernd bringt es nicht übers Herz, den Freund damit zu konfrontieren. Alle beginnen, Rudi zu suchen. Vielleicht, denken sich die drei, kann ein weiterer Schlag auf den Kopf Klaus wieder zur Räson bringen. Im Grunde aber besteht, was dem Spannungsbogen gar nicht guttut, von Anfang an kein Zweifel daran, dass Klaus dement wird. Nur Bernd will das irgendwie nicht wahrhaben. Lieber argwöhnt er sogar, dass Klaus ihm einen Streich spielt. Der rapide und drastische Verlauf der Erkrankung ist ja auch wenig glaubwürdig, zumal Klaus noch nicht einmal das Rentenalter erreicht hat. Mit der Anglermuße ist es jedenfalls vorbei. Während die anderen drei zunehmend an ihre Grenzen stoßen und einige liebgewonnene Einstellungen hinterfragen müssen, wirkt gerade Klaus die meiste Zeit unbeirrt.

Das Ganze erinnert mit seiner Mischung aus naivem Gehabe und ungelenken Einfällen ans Amateurtheater. Im Dorf ist zum Beispiel außer Sophie und einer alten Frau, die sich auch nicht mehr auf ihr Gedächtnis verlassen kann, niemand zu sehen. Die verspielte Musik übernimmt eine sehr aktive Rolle und kommentiert das Geschehen regelrecht, etwa indem ein Trommelschlag ein akustisches Ausrufezeichen setzt. Die sympathische Absicht, Berührungsängste gegenüber der wachsenden Zahl derer abzubauen, die von Alzheimer betroffen sind, enthüllt der Film vor allem im überraschend stimmigen Finale. Über weite Strecken aber beschränkt er sich davor, statt tragikomische Tiefe anzustreben, auf Klamauk mit Herz.

Nicht schon wieder Rudi!

Vier Männer fahren für ein paar Tage zum Angeln an einen See. Das klingt zunächst wenig aufregend, aber erfahrungsgemäß haben es solche Trips auf der Leinwand in sich. Die Natureinsamkeit verspricht Abenteuer, die Gruppendynamik Drama, und manchmal geht es dabei auch richtig lustig zu. Possenhafter Humor ist zum Beispiel das Rezept von „Nicht schon wieder Rudi!“, dem Spielfilmdebüt der Regisseure und Drehbuchautoren Ismail Sahin und Oona-Devi Liebich.
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Meinungen

kino-zeit.de · 02.03.2016

Ja ;-)

Seeraub · 01.03.2016

Der Film ist absolut klasse.
Warum muss Kino-Zeit.de immer und alles nieder machen? Habt ihr einen Komplex??