My Little Pony - Der Film (2017)

Eine Filmkritik von Alexander Matzkeit

Zeit, um großartig zu sein

Wer in der Postmoderne überleben will, sollte die Fertigkeit beherrschen, zwei scheinbar konträre Konzepte gleichzeitig geistig festzuhalten. Filme wie My Little Pony: Der Film sind selbst Meister dieser Kunst und verlangen entsprechend ihren Zuschauern das Gleiche ab. Sie sind gleichzeitig hirnverbrannte Glitzerexplosionen für ein U13-Publikum und die Subversion davon; reine, blank polierte Plastikoberfläche mit angeschlossener Produktlinie und aus tiefem Herzen ernst gemeintes Gefühlskino.

Vielleicht ist das der Grund, dass die dem Film zugrundeliegende Serie My Little Pony: Freundschaft ist Magie, die das Universum des 35 Jahre alten Hasbro-Spielzeugs 2010 in dessen neuester Inkarnation begleitete, so ein großer Erfolg wurde. Nicht nur beim geplanten Zielpublikum junger weiblicher Kinder, sondern auf merkwürdige Weise auch bei erwachsenen Männern, die sich selbst Bronies nennen und vor allem im Netz einen eigenartigen Kult begründet haben. My Little Pony: Der Film jedenfalls, hinter dem das gleiche, nur um ein paar Promi-Stimmen aufgestockte Serien-Kreativteam steckt, funktioniert im Rahmen der Erwartungen an einen Film zur Fernsehserie zum Spielzeug erstaunlich gut.

Die Geschichte um die Ponyprinzessin Twilight Sparkle und ihre fünf Freundinnen Pinkie Pie (überdreht), Rainbow Dash (abenteuerlustig), Applejack (bodenständig), Rarity (elegant) und Fluttershy (naiv) ist direkt aus dem Abenteuerplot-Handbuch zusammengewürfelt: Kurz vor einer großen Party überfällt der böse Sturmkönig die Stadt Ponyville. Twilight Sparkle und ihre Mädchengang können fliehen und schlagen sich von Location zu Location durch, während ihnen des Sturmkönigs oberste Pony-Handlangerin Tempest Shadow stets auf den Strahlen ist. Unterwegs gewinnen sie Freunde und Verbündete, tauchen schließlich für eine magische Verwandlung sogar in ein unterirdisches Reich ab, um sich irgendwann ihrer Gegnerin zu stellen und dieser mit der Kraft der Freundschaft gegenüberzutreten.

Sehr schnell ist allerdings auch klar, dass My Little Pony um seine eigene Oberfläche weiß. Während der Film sich also in seine behämmerten Konzepte mit doppelter Kraft hineinlehnt, untergräbt er sie auch regelmäßig auf geschmeidige Art. Emotional gewichtige Momente wirken so niemals aufgesetzt oder gar zynisch. Immer wieder kommentieren Charaktere die Klischees der Handlung oder erlauben sich ironische Seitengags. Der fiese, aber dumme Sturmkönig etwa ist vor allem davon genervt, dass im Ponyreich alles so schrecklich niedlich ist. Unterstützt wird alles von einem gelungenem Musical-Soundtrack aus der Feder des Serien-Komponisten Daniel Ingram, der mit seinen Songs im Stil von Stephen Schwartz (Wicked) oder dem Ehepaar Anderson-Lopez (Die Eiskönigin — Völlig unverfroren) für ordentlich Bewegung sorgt. Den Abspannsong steuert Popstar Sia (Cheap Thrills, Pitch Perfect 2) bei, inklusive ponifiziertem Gastauftritt.

Die Gleichung ist einfach: Solange die Zuschauenden akzeptieren, dass die handelnden Figuren des Films pastellfarbene, magiebegabte Ponys mit perfekten coiffierten Mähnen, albernen Namen und quietschbunten Brandzeichen („Schönheitsflecken“ laut Presseheft) auf dem Hintern sind, stammt vieles in My Little Pony von einem grundsätzlich guten Ort. Der Film erzieht Tween-Mädchen weder zu von Beautyprodukten besessenen Divas noch zu Wesen, deren Selbstwertgefühl vom Urteil eines Außenstehenden abhängt. Stattdessen geht es um Spaß, Abenteuer und den universellen – und im Übrigen völlig geschlechtsneutralen – Wert von Freundschaft. Am nervigsten fällt da noch die Synchronstimme von Schlagersternchen Beatrice Egli als Seepferdchenprinzessin Skystar ins Gewicht. Davon abgesehen aber lässt sich jede Verweigerungshaltung reinen Gewissens von den gut geölten Zahnrädern eines erfahrenen US-Trickserienteams zermahlen, während der Fuß ungewollt den Rhythmus eines Songs wie Zeit, um großartig zu sein (Time to be awesome) mitklopft.
 

My Little Pony - Der Film (2017)

Wer in der Postmoderne überleben will, sollte die Fertigkeit beherrschen, zwei scheinbar konträre Konzepte gleichzeitig geistig festzuhalten. Filme wie „My Little Pony: Der Film“ sind selbst Meister dieser Kunst und verlangen entsprechend ihren Zuschauern das Gleiche ab. Sie sind gleichzeitig hirnverbrannte Glitzerexplosionen für ein U13-Publikum und die Subversion davon; reine, blank polierte Plastikoberfläche mit angeschlossener Produktlinie und aus tiefem Herzen ernst gemeintes Gefühlskino.

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Meinungen

knospe Seli · 10.10.2017

Hallo ich liebe dise kinder filme.
Ich gehe heute mittag ins Kino.
Es were schön wen da nicht so viel müll auf dem Boden liegt.