Max Manus

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Helden des Widerstands - wohltuend menschlich

65 Jahre ist es her, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Das ist beinahe ein normales Menschenleben. Womöglich liegt es genau daran, dass in den letzten Jahren in geradezu auffälliger Weise Filme in die Kinos kommen, die sich auf verschiedene Weise mit den historischen Ereignissen jener Zeit auseinandersetzen. Die an Faschismus und Unterdrückung erinnern und an jene Menschen, die Widerstand geleistet haben – sei es in Deutschland (Sophie Scholl – Die letzten Tage) oder in anderen Ländern (für die Niederlande besorgte dies Paul Verhoeven mit Black Book /Zwartboek, in Dänemark Ole Christian Madsen mit Tage des Zorns / Flammen & Citronen). Der norwegische Film Max Manus, der in seiner Heimat zum erfolgreichsten Film der letzten 35 Jahre avancierte und mehr als 1,2 Mio. Zuschauer erreichte (bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 5 Mio.) beleuchtet nun einen norwegischen Helden des Widerstands und reiht sich damit nahtlos in die Reihe filmischer Vergangenheitsaufarbeitungen ein, die die Erinnerung wach halten wollen.
Obwohl sich Norwegen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als neutral erklärt hat, wird das Land aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage und seiner Rohstoff-Ressourcen am 9. April des Jahres 1940 von der Deutschen Wehrmacht überfallen und besetzt. Der junge Max Manus (Aksel Hennie) und seine Kameraden aber wollen und können sich mit der Besatzung nicht abfinden. Gemeinsam mit Verbündeten im ganzen Land bilden sie kleine Widerstandsgruppen, die die geschockte Bevölkerung wachrütteln und die Kriegsmaschinerie der Deutschen sabotieren wollen. Anfangs erscheint es noch ein unschuldiges und beinahe naiv anmutendes Spiel mit den Deutschen zu sein, doch den Widerstandskämpfern wird schnell klar, dass es hier um Leben und Tod geht. Aus Flugblättern und heimlich gedruckten Plakaten werden schnell handfeste Pläne für Attentate und Sabotageakte. Und je mehr Max Manus und seine Freunde den Deutschen zusetzen, desto bedrohlicher wird die Lage für die Widerstandskämpfer. Max muss schließlich nach Schottland fliehen, wo er in diversen Sabotagetechniken ausgebildet und dann wieder in seine Heimat beordert wird. Dort hat der Gestapo-Offizier Fehmer (Ken Duken) die Spur des Gesuchten schnell wieder aufgenommen und es gelingt dem überzeugten Nazi, stetig mehr von Max‘ Mitstreitern aus dem Verkehr zu ziehen. Nur Max entkommt immer wieder auf wunderbare Weise – auch dank der Hilfe von Tikken (Agnes Kittelsen), die von Stockholm aus den Widerstand koordiniert.

Aufwendig inszeniert und mit diversen sehr gelungenen CGI-Effekten versehen, ist Joachim Rønnings und Espen Sandbergs Max Manus ein zwar konventionell erzählter, aber spannender historischer Thriller geworden, der sich nicht vor größeren Produktionen zu verstecken braucht. Dank ausgezeichneter Darsteller – allen voran Aksel Hennie – überzeugt das Drama durch die gelungene Balance zwischen Actionsequenzen und ruhigeren Passagen, die den Zwiespalt zwischen Pflichterfüllung und den Schuldgefühlen aufgrund der vielen Opfer und der eigenen Verantwortung dafür auf sensible Weise nachzeichnen und verständlich machen.

Der gefeierte reale Max Manus, der mittlerweile 91 Jahre alt ist und der bei der norwegischen Premiere des Films anwesend war, wird so nicht zu einer überlebensgroßen Heldenfigur, sondern zu einem Menschen aus Fleisch und Blut, der allen Widerständen und Widersprüchlichkeiten zum Trotz für seine Überzeugungen einsteht. Manus taugt damit viel mehr zum Vorbild als all die untadeligen Helden unzähliger Actionstreifen, die ohne mit der Wimper zu zucken, über Leichen gehen. Weil Max Manus neben seiner Botschaft vor allem ein sehr gradlinig erzählter Film mit enormem Identifikationspotenzial und viel Spannung ist, muss der Erfolg in Norwegen kaum verwundern.

Auch wenn es hierzulande unmöglich sein dürfte, auch nur annähernd an den Kassenerfolg in der Heimat anzuknüpfen – sehenswert ist dieser Film allemal. Weil er an jene Tugenden erinnert, die wahre Helden auszeichnen – Mut natürlich aber auch Zweifel sowie die Fähigkeit, das eigenen Handeln zu reflektieren, Mitleid zu zeigen und für die eigenen Überzeugungen einzutreten. In einer Gesellschaft wie unserer und Zeiten wie den heutigen sollte man öfters daran erinnert werden, dass Eigenschaften wie diese niemals aus der Mode kommen.

Max Manus

65 Jahre ist es her, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Das ist beinahe ein normales Menschenleben. Womöglich liegt es genau daran, dass in den letzten Jahren in geradezu auffälliger Weise Filme in die Kinos kommen, die sich auf verschiedene Weise mit den historischen Ereignissen jener Zeit auseinandersetzen.
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