Master of the Universe

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Ex-Banker in Ex-Bank

Vom allerersten Tag an, als er zu arbeiten angefangen habe, habe er mehr Geld verdient, als sein Vater am Ende seines Lebens, berichtet Rainer Voss. Vater Voss war Handwerker, Rainer Voss, bis er sich frühzeitig (und vielleicht nur vorläufig) ins Privatleben zurückzog, ein erfolgreicher Investmentbanker. In Master of the Universe ist er der Solist, der uns die Finanzwelt erklärt. Regisseur Marc Bauder stellt ihm in seinem Dokumentarfilm keinen Widerpart gegenüber und keinen Fürsprecher an die Seite. Wir sind auf Voss konzentriert und auf ihn angewiesen.
Der Ex-Banker blickt zurück auf seine Zeit als Banker, auf die jüngste Banken- und Finanzkrise und den Weg dorthin. „Ich bin in jungen Jahren sehr schnell befördert worden. Ich habe auch sehr schnell immer mehr Geld verdient“, erzählt er von seinen Anfängen. Gemeinsam mit Kollegen war er der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. „Wir waren ja eine ganze Kohorte von Leuten in meiner Altersklasse und wir sind durch diese Banken durchgerollt.“ Altgediente Mitarbeiter hätten damals keine Lust gehabt, sich mit Computern zu beschäftigen, sich auf die neue Technik einzustellen, Voss und die übrigen, die damals jung waren, schon. „Das war wie Bill Gates mit seiner Scheiß Garage. Fünf Jahre vorher oder fünf Jahre später, würde der Mann heute wahrscheinlich irgendwo als Buchhalter arbeiten. Aber der war zur richtigen Zeit in dieser verdammten Garage. Und wir waren halt damals zufällig da, als zufällig auch die Computer kamen und wir haben uns zufällig für Computer interessiert und zufällig für englische Bücher über Finanztheorie.“

Jetzt, da der Boom vorbei ist, beschreibt Rainer Voss, ohne Frage zur Selbstkritik befähigt, wie es während des Aufschwungs war und wie es seiner Meinung nach zum Crash kommen konnte. Anschaulich schildert er ein geschlossenes System, dessen Assoziierte sich immer weiter von der Wirklichkeit entfernten. „Du fährst direkt von der Straße unten in die Tiefgarage, ein paar Treppen nach oben, bist an deinem Arbeitsplatz und du musst dich eigentlich um die Außenwelt nicht so richtig kümmern.“ Die Banker, die so leben, und, wie Voss erläutert, im Urlaub gemeinschaftlich nach Gstaad oder auf die Seychellen reisen, machen sich kaum Gedanken darüber, welche Auswirkungen ihre Aktionen in der Bank auf die Welt draußen haben.

Der einzige Schauplatz von Master of the Universe ist das Frankfurter Bankenviertel. So dokumentiert der Film auch die Architektur dort. Die Kamera von Börres Weiffenbach wechselt zwischen geometrisch konstruierten Bildern, die in ihrer Klarheit sogar ein bisschen an die Fotografien Andreas Gurskys erinnern, und Aufnahmen, die eher spontan anmuten und den Wegen und Ausführungen von Rainer Voss folgen. Es ist das größte Plus des Films, dass Bauder den Banker in einem leerstehenden Bankgebäude befragt. Jeder Raum, von der Chefetage bis ins Parkhaus, zeugt von der aktuellen Situation. Mit Entertainer-Qualitäten und einer großen Befähigung, wie ein Wirtschaftsjournalist auch komplizierte Sachverhalte und Mechanismen bildhaft und verständlich zu erklären, bewegt sich Rainer Voss durch die verwaiste Bank und den ganzen Film.

Master of the Universe

Vom allerersten Tag an, als er zu arbeiten angefangen habe, habe er mehr Geld verdient, als sein Vater am Ende seines Lebens, berichtet Rainer Voss. Vater Voss war Handwerker, Rainer Voss, bis er sich frühzeitig (und vielleicht nur vorläufig) ins Privatleben zurückzog, ein erfolgreicher Investmentbanker. In „Master of the Universe“ ist er der Solist, der uns die Finanzwelt erklärt.
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Meinungen

Frank · 20.02.2014

Der Film ist absolut sehenswert. Ohne Schuldzuweisungen zeigt er mal die "kranke" Denke der Finanzindustrie, welche wirklich auch als Industrie benannt werden muß, auf und öffnet dem "normalen" Menschen die Augen. Das bei derartigen Geschäften, zwangsläufig jede Wirtschaft und jede Währung den Bach herunter gehen muß ist nur logisch.