Maroa

Eine Filmkritik von Red.

In den Straßen von Caracas

Maroa (Yorlis Domínguez), die elfjährige Titelheldin dieses Spielfilms mit realem Hintergrund, ist ein richtiger Wildfang. Gemeinsam mit ihrer gestrengen Großmutter Brígada (Elba Escobar) versucht sie sich durchs Leben zu schlagen – mal auf anständige Weise wie durch den Verkauf von Devotionalien, dann wieder durch die Beteiligung an kleinen Einbrüchen, bei denen das Mädchen Schmiere steht.
Eines Tages beobachtet sie den Musiklehrer Joaquín (Tristán Ulloa), der in einer Tiefgarage Klarinette spielt. Die wilde Maroa ist wie verzaubert von der Musik. Doch zunächst bleibt ihr diese Welt noch verschlossen – in ihrem Alltag, der aus dem Leben auf der Straße, aus Rap und Telenovelas besteht, ist für Mozart (noch) kein Platz.

Als Maroa bei einem Überfall verhaftet wird und in einem Jugendheim landet, wähnt sie sich in Schwierigkeiten, doch das vermeintliche Unglück entpuppt sich schnell als glückliche Fügung. Denn sie begegnet Joaquín wieder und landet dank seiner Fürsprache in seiner Orchesterklasse. Mit der Zeit entwickelt das Mädchen, das niemals lesen gelernt hat, eine tiefe Liebe zur Musik und lernt, wie viel Selbstbeherrschung dazu nötig ist. Plötzlich erhält ihr zielloses Dasein einen Sinn. Und in Joaquín entdeckt Maroa nicht nur einen Vertrauten, sondern auch eine Projektionsfläche für ihre ersten zärtlichen Gefühle, was das Verhältnis der beiden allerdings schwer belastet.

Auch wenn die Geschichte um Maroa erfunden ist, sie könnte wahr sein. Denn die Musikerziehung für die Ärmsten der Armen ist in Venezuela dank der Initiative des Komponisten José Antonio Abreu längst Realität geworden. Seine 1975 gegründete Initiative „Fundacion del Estado para el Sistema Nacional de Orquestras Juveniles e Infantiles de Venezuela“ (kurz: FESNOJIV) betreibt in Venezuela rund 90 Musikschulen, in denen Kinder aus armen Familien kostenlosen Musikunterricht erhalten und in Orchestern gemeinsam musizieren. Die beispiellose Bewegung, die 1993 von der UNESCO mit dem Internationalen Musikpreis ausgezeichnet wurde, hat mittlerweile weltweit Schule gemacht und gilt als Musterbeispiel für die integrative Kraft der Musik, die sich unabhängig von Armut, Benachteiligung und widrigsten Lebensbedingungen ihren Weg bahnt.

Die 1946 in Schweden geborene Regisseurin Solveig Hoogesteijn wuchs in Venezuela auf, studierte zwischen 1971 und 1976 an der HFF München Regie und drehte mit Puerto Colombia ihren ersten Film. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet sie in Venezuela als Regisseurin, Produzentin und Autorin.

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Maroa (Yorlis Domínguez), die elfjährige Titelheldin dieses Spielfilms mit realem Hintergrund, ist ein richtiger Wildfang.
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