Making Of – Kamikaze

Eine Filmkritik von Red.

Fiktion und Wirklichkeit des Terrors

Bahta (Lotfi Abdelli) ist ein junger Tunesier Mitte zwanzig, der ohne Ausbildung und Job vor sich hindümpelt und von einer Karriere als Breakdancer träumt. Ein Wunsch, der wahrscheinlich immer ein Traum bleiben wird – denn in seiner Heimat sind Breakdancer nicht gerade beliebt und müssen immer wieder vor den Nachstellungen der Polizei flüchten. Doch Bahta versucht das Leben leicht zu nehmen, eine andere Möglichkeit bleibt ihm kaum. Seit dem Ausbruch des Irak-Krieges – der Film spielt im Jahre 2003 – sind die Aussichten auf eine Emigration nach Europa für ihn gegen Null gesunken. Die enorm gestiegenen Kosten für den illegalen Transit lagen schon vorher außerhalb von Bahtas Möglichkeiten, nun sind sie auf astronomische Summen gestiegen.
Ohne Perspektive und unverheiratet ist er das ideale Opfer für fundamentalistische Gruppierungen, die sich längst auch in den Staaten des Maghreb etabliert haben und ihr verhängnisvolles Wirken dorthin ausweiten. Als Bahta von einem selbst ernannten Mentor (Lotfi Dziri) für den Dschihad gewonnen werden soll, scheint es zunächst klar zu sein, worauf der Film hinaus will. Doch dann geschieht das Unfassbare. Hinter der Figur Bahtas wird der Schauspieler Lotfi Abdelli sichtbar, der sich mitten in der Fiktion gegen seinen Regisseur Nouri Bouzid stellt und darauf insistiert, einen Tänzer und keinen Terroristen spielen zu wollen. Ist das alles nur ein Spiel? Oder doch blutige Realität?

Der 1945 geborene Nouri Bouzid ist einer der bekanntesten Filmemacher Tunesiens. Nach dem Filmstudium am INSAS (Institut National des Arts du Spectacle et Technique de Diffusion) in Brüssel, das er 1972 mit dem Diplom-Kurzfilm Duel abschloss, arbeitete er zunächst als Regieassistent, bevor er in seine Heimat zurückkehrte und dort beim tunesischen Fernsehen RTT begann. Wegen Zugehörigkeit zur radikalen oppositionellen Gruppe Perspectives wurde Bouzid verhaftet und verbrachte über fünf Jahre (1973-1979) im Gefängnis. Dies und die Folter die ihm dort widerfuhr, haben aus ihm einen wachen und kritischen politischen Filmemacher und Dichter werden lassen.

Seinen Film Making Of – Kamikaze will er als Kampfansage gegen den muslimischen Fundamentalismus verstanden wissen und als Verteidigung des Laizismus, der Staat und Religion strikt voneinander trennt. Und zugleich reflektiert er in der gewagten Form seines Films als sich selbst in Frage stellende Fiktion die verschiedenen Möglichkeiten, wie man über die Ursachen des Fundamentalismus überhaupt sprechen, wie man sie filmisch begreifen kann, ohne sie allzu verführerisch erscheinen zu lassen.

Making Of – Kamikaze

Bahta (Lotfi Abdelli) ist ein junger Tunesier Mitte zwanzig, der ohne Ausbildung und Job vor sich hindümpelt und von einer Karriere als Breakdancer träumt. Ein Wunsch, der wahrscheinlich immer ein Traum bleiben wird – denn in seiner Heimat sind Breakdancer nicht gerade beliebt und müssen immer wieder vor den Nachstellungen der Polizei flüchten.
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