Männerhort (2014)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ganz, ganz müde Witze

Mit dem Ohrwurm von der „ganz, ganz großen Liebe“ und einer immerhin recht gut aufgelegten Besetzung wurde der zweite Teil von Männerherzen vor kurzem zu einem jener deutschen Kinohits, die man mit viel Durchhaltevermögen und geradezu heldenhafter Toleranz noch einigermaßen akzeptieren konnte – zumindest dann, wenn man zu der Sorte Mensch gehört, die erfolgreiche Kinofilme wie diese als Standort festigend und damit per se gut für die deutsche Filmlandschaft ansehen.

Für Franziska Meyer Price` ähnlich klingendes Werk Männerhort aber müsste man den begleitenden Song wohl umdichten in „ganz, ganz müde Witze“ – und auch in vielerlei anderer Hinsicht verlangt der Film dem Zuschauer mit zumindest rudimentär vorhandenem Anspruch eine geradezu zenbuddhistische Gelassenheit ab, die bisweilen einer freiwillig unternommenen chinesischen Wasserfolter gleicht. Gleichwohl ist zu befürchten, dass die müde Gagparade, bei der so ziemlich jedes Klischee das nächste jagt, wohl der nächste Kinohit werden wird – dafür spricht allein schon die Besetzung mit den derzeitigen Publikumslieblingen Elyas M’Barek, Christoph Maria Herbst und dem unverwüstlichen Detlev Buck. Jedes Land bekommt anscheinend das Erfolgskino, das es verdient. Was der Film und sein wahrscheinlicher Erfolg an den heimischen Kinokassen über die Verfasstheit Deutschlands aussagen, darüber sollte man aber nicht allzu lange nachdenken. Sonst ist es mit der Laune, zumal der guten (sofern vorhanden), schnell vorbei.

Fußball, Sex (auch schwuler – hui!) und Zoten – das ist es, was dem deutschen Manne also abhanden zu kommen droht. Gefährdet ist dieses Idyll des kleinsten und niedrigsten gemeinsamen Nenners der männlichen Primaten natürlich durch die Weibchen jener seltsamen Spezies, die wir Mensch nennen. Dies ist die krude Ausgangslage von Männerhort, der auf einem Theaterstück von Kristof Magnusson basiert, das allem Anschein nach in den letzten Jahren erfolgreich durch Deutschland tingelte und dabei rund fünf Millionen Zuschauer anlocken konnte. Kein Wunder also, dass der Stoff die Begehrlichkeiten von findigen Produzenten und Verleihern weckte. Als gäbe es ein Rezept für eine erfolgreiche deutsche Komödie, wurde das Ganze mit immerhin prominenten Schauspielern garniert (neben Buck, M’Barek und Herbst treten unter anderem Lisa Maria Potthoff, Cosma Shiva Hagen und Michael Gwisdek auf) und die Regie einer Privat-TV erfahrenen Regisseurin anvertraut. Das Ergebis ist gelinde gesagt haarsträubend – und der Erfolg an den Kinokassen wohl unvermeidbar.

Worum es geht: Im gemütlichen kleinen Neubaughetto um die Ecke sehen sich der (nicht geoutet) schwule Flugkapitän Helmut (Detlev Buck), der Software-Fuzzi Eroll (Elyas M’Barek) und der sexbesessene Dixie-Klo-Verkäufer Lars (Christoph Maria Herbst) so sehr von ihren Shopping-süchtigen und sonstwie neurotischen PartnerInnen unter Druck gesetzt, dass sie beschließen, in einem nicht genutzten Heizungskeller eine letzte Bastion zu gründen, wo Mann noch Mann sein darf. Natürlich gibt es irgendwann Schwierigkeiten, als der Facility Manager (oder Hausmeister) Aykut (Serkan Cetinkaya) diese machistische Trutzburg entdeckt und den Auszug des Trios verlangt. Am Ende geht das Ganze aber natürlich für (fast) alle Beteiligten gut aus.

Schon die reine Nacherzählung verrät, dass in Männerhort dramaturgisch wenig bis gar nichts passiert. Vielmehr wirkt der Film wie eine lustlose Aneinanderreihung von Klischees über beide Geschlechter und ein Worst-of-Konglomerat strunzdoofer Herrenwitze. Er atmet dabei unfreiwillig einen dermaßen penetranten Zynismus gegenüber seinen mit ganz grobem Gerät geschnitzten Figuren und dem Publikum aus, dass man es nach spätestens einer halben Stunde kaum mehr aushält. Wer hätte gedacht, dass es einem Spielfilm gelingt, die menschenverachtende Haltung von gewissen TV-Formaten wie Bauer sucht Frau oder Frauentausch noch mit Leichtigkeit zu toppen? Vielleicht liegt ja darin die (einzige) Qualität dieses Machwerks, das sich insgesamt auf dem Niveau eines schlechten Mario Barth Witzes bewegt – und das ist schon ungefähr das Freundlichste, was man über Männerhort sagen kann. Der Rest ist Schweigen…
 

Männerhort (2014)

Mit dem Ohrwurm von der „ganz, ganz großen Liebe“ und einer immerhin recht gut aufgelegten Besetzung wurde der zweite Teil von „Männerherzen“ vor kurzem zu einem jener deutschen Kinohits, die man mit viel Durchhaltevermögen und geradezu heldenhafter Toleranz noch einigermaßen akzeptieren konnte – zumindest dann, wenn man zu der Sorte Mensch gehört, die erfolgreiche Kinofilme wie diese als Standort festigend und damit per se gut für die deutsche Filmlandschaft ansehen.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Chris B. · 14.10.2014

Ich hatte, aus welchen Gründen auch immer, die Hoffnung, dass es so schlimm ja nicht sein kann & evt. doch der eine oder andere Lacher den Rest erträglich macht, aber .... es ist tatsächlich so schlimm, wie von Frau Meike beschrieben! Ein Cocktail ist auf jeden Fall eine bessere Investition! Aber bitte nicht auf die Idee kommen, genügend Cocktails machen den Film schön. Das klappt auf keinen Fall!

Joachim Kurz · 01.10.2014

Werte Frau Meike, manchmal ist es bei Filmen (leider viel zu häufig) wie bei ganz schlimmen Unfällen - man möchte nicht hinschauen, aber man muss. Und unter uns Betschwestern: Manchmal macht so ein Verriss auch über die Maßen Spaß. Also das Schreiben. Das vorher, nun ja...

Frau Meike · 01.10.2014

Schauen Sie, Herr Kurz, es ist ja ganz einfach: manche Filme sind nicht satisfaktionsfähig, die übersieht man einfach. Ja, auch als Betreiber eines Kinoportals. Denn der menschliche Geist erträgt nur ein gewisses Maß an Banalität unbeschadet, alles, was darüber hinaus geht, kostet. Lebenszeit, Energie, Gehirnzellen.

Es ist tragisch und mir persönlich etwas unangenehm, dass das deutsche Kino fast komplett in diese Kategorie fällt. Ich vermute, das hat etwas mit dem Ausbluten der Künstlerszene unter den Nazis zu tun, aber mag es sein, wie es will: deutsches Kino ist peinlich. Ich möchte mich immer bei der ganzen Welt dafür entschuldigen, dass wir nur missgebildete Hasen, Küken und Geschlechterkomödien haben.

Sehen Sie? Ich merke es schon: nur vom Schreiben dieses Kommentars erhängen sich meine Gehirnzellen reihenweise.
Also tun Sie sich und mir den Gefallen: übersehen Sie die Scheiße einfach.

FrauFlinkwert · 01.10.2014

Gut, der Trailer lässt ja auch schon auf einen unsäglich schlechten Film schließen. Trotzdem macht das Lesen der Rezension echt Spaß, da ist jemand richtig sauer aus der Vorstellung gekommen *lach*.