Life (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Schwerelos im All mit Monstern

Allzu gerne wird ja bereits vor den ersten Vorführungen eines Films bereits über seine Qualität spekuliert – wichtige Hinweise sind der Trailer, das Datum der Pressevorführungen und die Länge des Embargos. Bei Life sah es gar nicht gut: Es gab nur einen sehr kurzen Trailer, über den Inhalt des Films war vorab fast nichts bekannt, dann wurde er eine Woche vor Kinostart gezeigt und mit einem Embargo bis vier Tage vor dem Starttermin bedacht. Aber Life erwies sich als die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Erzählt wird die simple Geschichte einer Crew von sechs internationalen Astronauten, die auf eine außerirdische Existenz treffen: Miranda North (Rebecca Ferguson), Ekatarina Golovkina (Olga Dihovichnaya), David Jordan (Jake Gyllenhaal), Sho Murakami (Hiroyuki Sanada), Hugh Derry (Ariyon Bakare) und Roy Adams (Ryan Reynolds) sollen eine Sonde abfangen, welche Bodenproben vom Mars trägt. Dank des mutigen Einsatzes von Roy können die Proben an Bord geholt werden und dort von dem Mikrobiologen Hugh untersucht werden. Tatsächlich gelingt es ihm, die Zellen zum Leben zu erwecken – sie scheinen zu wachsen, zu reagieren, ja, intelligent zu sein. Beim Team im All und bei den Menschen auf der Erde, die in einer Live-Übertragung ins All geschaltet werden, herrscht Begeisterung. Diese Zellen sind der Beweis, dass es Leben außerhalb der Erde gibt! Eine Gruppe von Kindern darf ihnen sogar einen Namen geben und entscheidet sich für „Calvin“. Allerdings – man ahnt es – entpuppt sich Calvin als äußerst gefährlich.

Natürlich gibt es bei Life allein schon in der Handlung deutliche Parallelen zu Ridley Scotts Alien, aber dieser Film ist kein Abklatsch des Science-Fiction-Klassikers. Vielmehr hat Regisseur Daniel Espinosa in seinem Film sehr vieles richtiggemacht: Das fängt bei der Besetzung an, die nahezu vorbildlich divers ist und bei der – so viel darf verraten werden – sich der Film auch nicht an die „Je weniger Star-Bekanntheit, desto früher der Tod“-Regel hält. Jede Figur bekommt Zeit, eine wichtige Funktion und darf auch eine in Anbetracht der entstehenden Gefahr menschlich nachvollziehbare, wenngleich wenig clevere Entscheidung treffen. Dieser Film ist daher ein Ensemblestück, dessen Geschehen fast ausschließlich auf der Raumstation stattfindet. Diese Beschränkung auf einen Ort passt sehr gut zu den begrenzten Plot-Möglichkeiten – anders gesagt: die Geschichte einer außerirdischen Existenz, die intelligent und gefräßig ist und sich mit Menschen auf einer Raumstation befindet, bietet lediglich eine bestimmte Anzahl von erzählerischen Möglichkeiten. Diese werden aber von Espinosa sehr effektiv genutzt. Immer mehr entwickelt sich die Raumstation zu einem labyrinthischen Gefängnis, das zunehmend stärker von dem intelligenter und größer werdenden Calvin bedroht wird. Dabei entwickelt sich die Bedrohung sehr konzentriert – wenn Calvin tötet, wird das oftmals in ruhigen Einstellungen eingefangen, die beispielsweise langsames Ersticken am eigenen Blut besonders qualvoll werden lassen. Dadurch evoziert Life einen Körperhorror, der an Cronenberg erinnert – und sich bei manchen Angriffen auf den Zuschauer überträgt.

Ohnehin ist die Ästhetik des Films gelungen: Sicherlich sind auch hier die Inspirationen von anderen Science-Fiction-Filmen wie u.a. Gravity offensichtlich, aber die Kamera von Seamus McGarvey (The Accountant, Nocturnal Animals) schwebt mit einer natürlichen Leichtigkeit durch das Raumschiff und vermittelt damit mühelos die Schwerelosigkeit, ohne sie allzu sehr aufzutragen. Mal bleibt die Kamera sehr nah an den Figuren, dann scheint sie losgelöst vom Raum zu sein und auf dem Kopf zu stehen. Einzelne Blutstropfen werden immer fokussiert wieder eingefangen und in einem klaren Kontrast zu dem tatsächlichen Schaden am Körper gesetzt, den Calvin anrichtet. Damit löst der Film mit seiner klaren Ästhetik endlich ein, was Daniel Espinosa bereits mit Easy Money – Spür die Angst versprochen hat, aber in seiner bisherigen Hollywood-Karriere mit Safe House und Kind 44 lediglich in Ansätzen umsetzen konnte.

Insgesamt inszeniert Daniel Espinosa einen sauberen, sehr spannenden Science-Fiction-Film, der klar in der Gegenwart verankert ist und wohltuend auf einen philosophischen Unter- oder Überbau verzichtet. Life erfindet nicht das Genre neu oder revolutioniert es – aber er bietet geradlinige, äußerst spannende Unterhaltung.
 

Life (2017)

Allzu gerne wird ja bereits vor den ersten Vorführungen eines Films bereits über seine Qualität spekuliert – wichtige Hinweise sind der Trailer, das Datum der Pressevorführungen und die Länge des Embargos. Bei Life sah es gar nicht gut: Es gab nur einen sehr kurzen Trailer, über den Inhalt des Films war vorab fast nichts bekannt, dann wurde er eine Woche vor Kinostart gezeigt und mit einem Embargo bis vier Tage vor dem Starttermin bedacht. Aber „Life“ ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

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Meinungen

Manu · 23.12.2022

Noch dümmer geht es kaum. Handwerklich gut gemacht aber die Charaktere, Handlungsweisen und Verhalten sämtlicher "Dumm wie Pommes" Pseudowissenschaftler nerven nur. Fazit: es gibt intelligentes Leben im All - und es kommt nicht von der Erde.

SchallundRauch · 03.06.2017

Ich habe mich echt sehr auf diesen Film gefreut. Leider hat der Film mehr gute "Ansätze" als alles andere und darüber kommt er auch leider nicht hinaus. Die Logik, nach der die Darsteller handeln ist so dermaßen (man verzeihe mir den Ausdruck) "dumm" das man sich fragt, wie diese Leute es überhaupt auf die ISS geschafft haben!? An jeder Stelle des Filmes ist die weitere Handlung so brutal vorhersehbar das es schnell langweilig wird. Auch wenn die grafiken echt gut gemacht sind und auch der Soundtrack gut gelungen ist. Für mich als Fan solcher Genre ist es einfach nur eine Enttäuschung und teilweise sogar eine Beleidigung für etwas Fachwissen in diesem Bereich. Das ist kein Sience Fiction sondern einfach nur Blockbuster. Sehenswert ist er aber auf jeden Fall!

Sehr sehr schade..das Potenzial war da. Mehr aber auch nicht.

SchallundRauch · 03.06.2017

Ich habe mich echt sehr auf diesen Film gefreut. Leider hat der Film mehr gute "Ansätze" als alles andere und darüber kommt er auch leider nicht hinaus. Die Logik, nach der die Darsteller handeln ist so dermaßen (man verzeihe mir den Ausdruck) "dumm" das man sich fragt, wie diese Leute es überhaupt auf die ISS geschafft haben!? An jeder Stelle des Filmes ist die weitere Handlung so brutal vorhersehbar das es schnell langweilig wird. Auch wenn die grafiken echt gut gemacht sind und auch der Soundtrack gut gelungen ist. Für mich als Fan solcher Genre ist es einfach nur eine Enttäuschung und teilweise sogar eine Beleidigung für etwas Fachwissen in diesem Bereich. Das ist kein Sience Fiction sondern einfach nur Blockbuster. Sehenswert ist er aber auf jeden Fall!

Sehr sehr schade..das Potenzial war da. Mehr aber auch nicht.

Flummi · 03.04.2017

Wer Alien mochte wird auch diesen Film lieben!

Danny · 26.03.2017

Yeah, endlich mal wieder ein SiFi-Film, der auf pseudo-wissenschaftliches oder esoterisch anmutendes Geschwafel verzichtet. 'Life' ist einfach ein sehr gut gemachter und spannender Unterhaltungsfilm.