Larry Crowne

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Die neue Leichtigkeit eines Gekündigten

Die amerikanische Wirtschaftskrise, die dem Land immer noch eine Arbeitslosenquote von rund neun Prozent beschert, wird längst auch in Kinofilmen diskutiert. Nun bildet sie sogar den Hintergrund für eine romantische Komödie mit zwei der populärsten Darsteller Amerikas, Tom Hanks und Julia Roberts. In Larry Crowne weicht der konventionelle Verlauf eines erfolgreichen Berufslebens einer aktuellen Variante: Der Held arbeitet sich nicht mehr konstant nach oben, sondern steht in der Mitte des Lebens vor den Trümmern seiner wirtschaftlichen Existenz. Nach dem ersten Schock geht es darum, die Neuorientierung als Chance zu begreifen. Die heitere Aufbruchstimmung des Films birgt die tröstliche Botschaft, dass sich ein Mensch auch nach dem Verlust von Arbeitsplatz und Haus wieder aufrappeln kann.
Larry Crowne (Tom Hanks) ist Angestellter der Supermarktkette U-Mart und überall zur Stelle, wo angepackt werden muss. Er war schon achtmal Mitarbeiter des Monats. Als er wieder ins Personalbüro gerufen wird, fällt er aus allen Wolken: Die Vorgesetzten sprechen gewunden von Umstrukturierung, von Überprüfung der Angestellten, von der Entdeckung, dass er nicht am College war und folglich keine Perspektiven im Unternehmen habe. Mehr noch, das fehlende Studium muss als zweifelhafter Grund für seine Kündigung herhalten. Als Larry an einem der nächsten Morgen zuhause in den Spiegel blickt, schaut ihm unverhüllte Angst entgegen.

Von der Bank hört Larry, dass sein Haus weniger wert sei, als er dem Geldinstitut schuldet. Sein Nachbar Lamar (Cedric The Entertainer), der Flohmärkte veranstaltet, verkauft ihm einen Motorroller, mit dem er Benzinkosten sparen will. Früher fuhr Larry einen protzigen Geländewagen, jetzt streckt er den Arm zur Seite, wenn er abbiegen will – ein starkes Bild für die neue Bescheidenheit in seinem Leben. Nach seinen Jahren als Koch bei der Navy und der Arbeit im Supermarkt will Larry endlich die fehlende Collegebildung nachholen, und schreibt sich für einen Rhetorikkurs und eine Wirtschaftsvorlesung ein. Wenn Larry zwischen Studenten sitzt, die 30 Jahre jünger sind, färbt das auch auf sein gefühltes Alter ab. Die aufgeweckte Kommilitonin Talia (Gugu Mbatha-Raw) verpasst ihm ein modischeres Aussehen. Larry lässt das vertrauensvoll mit sich machen und erinnert dabei ein wenig an die Titelfigur aus Forrest Gump. Wenn er sich Talias Motorroller-Gruppe anschließt, erklingt passend Tom Pettys „Runnin‘ Down a Dream“. Überhaupt vertraut der Film ausgiebig auf den guten alten Rock’n’Roll als Stimmungsmacher.

Tom Hanks führt hier zum zweiten Mal Regie bei einem Kinofilm, nach That Thing You Do! aus dem Jahre 1996. Die Idee für die Geschichte hatte er nach eigenen Angaben lange vor der aktuellen Wirtschaftskrise. Das Drehbuch schrieb er schließlich gemeinsam mit Nia Vardalos, der Autorin und Hauptdarstellerin des Komödienhits My Big Fat Greek Wedding aus dem Jahr 2002. Larry Crowne wirkt an vielen Stellen auf ähnliche Weise um Realismus aus dem Alltag der kleinen Leute bemüht, gepaart mit einem Gespür der Charaktere für Selbstironie.

Mercedes Tainot (Julia Roberts), die Leiterin des Rhetorikkurses, muss ihren verschütteten Witz erst wiederentdecken. Frustriert von dem Desinteresse ihrer Studenten und von Ehemann Dean (Bryan Cranston), der lieber Pornos im Internet anschaut, als an seinem Buch zu schreiben, greift Mercy, wie ihre Freundin sie nennt, täglich zur Flasche. Während sich die gebildete Frau streng darum bemüht, ihrer Klasse Grundregeln der freien Rede zu vermitteln, bleibt ihr Blick immer öfter an Larry hängen. Die Liebesbeziehung, die sich da zaghaft anbahnt, verleiht den beiden Leidgeprüften Flügel für den moralischen Neubeginn.

Nicht unerwähnt bleiben soll der eigenwillige Wirtschaftsprofessor Ed Matsutani (George Takei), dessen Vorlesung Larry besucht. Matsutani stellt seinen Studenten Expertentum in ökonomischen Belangen in Aussicht, und kommentiert mit schallendem Gelächter. Worüber man sich amüsieren kann, davor erstarrt man schon nicht mehr in Ehrfurcht. Zumindest für Larry besitzt die Sicherung des materiellen Standards nicht mehr oberste Priorität.

Larry Crowne

Die amerikanische Wirtschaftskrise, die dem Land immer noch eine Arbeitslosenquote von rund neun Prozent beschert, wird längst auch in Kinofilmen diskutiert. Nun bildet sie sogar den Hintergrund für eine romantische Komödie mit zwei der populärsten Darsteller Amerikas, Tom Hanks und Julia Roberts.
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Meinungen

kinogänger · 01.07.2011

Ein bisschen sehr leichte Kost. Ohne Höhepunkt, aber nicht langweilig.