Klopka - Die Falle

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Psychodrama im postkommunistischen Serbien

Wie weit würde man gehen, wenn das Leben des eigenen Kindes auf dem Spiel steht und wenn ein Fremder einen makaberen Tauschhandel anbieten würde: Das Leben des Kindes kann gerettet werden, wenn dafür ein anderer Mensch sterben muss. Dies ist die Grundkonstellation des außerordentlich spannenden Psychodramas Klopka – Die Falle / Klopka, das einen pessimistischen und ernüchternden Blick auf die Mechanismen der postkommunistischen serbischen Gesellschaft wirft.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der Bauingenieur Mladen (Nebojša Glogovac), seine Frau Marija (Nataša Ninković) und deren achtjähriger Sohn Nemanja (Marko Durovic), die in Belgrad gerade mal so über die Runden kommen. Als Nemanja beim Sportunterricht zusammenbricht und eine gefährliche Erkrankung des Herzens diagnostiziert wird, erweist sich das fragile Glück der kleinen Familie als zerbrechliches Gebilde. Die erforderliche Operation Nemanjas im Ausland soll rund 30.000 Euro kosten, eine Summe, die Mladen und Marija nicht auftreiben können. Doch dann tritt ein geheimnisvoller Fremder (Miki Manojlović) in ihr Leben, der Mladen einen verlockenden Vorschlag macht: Wenn der verzweifelte Vater sich dazu bereit erklärt, einen skrupellosen Geschäftsmann zu töten, soll er dafür die benötigte Summe erhalten, so dass Nemanja doch gerettet werden könnte. Zunächst weist Mladen das unmoralische Angebot entrüstet zurück, doch die Krankheit seines Sohnes schreitet unbarmherzig voran und lässt ihm bald keine andere Wahl mehr, als auf die Offerte einzugehen…

Seltsam, wie sich Konstellationen und Erzählmuster gleichen und wie doch durch die Auswahl der Darsteller, durch die Art und Weise der Erzählung und durch die Behandlung des Themas vollkommen unterschiedliche Filme aus zumindest sehr ähnlichen Grundideen entstehen können: Ähnlich wie in Sam Garbarskis Irina Palm ist es auch in Srdan Golubovićs Film Klopka – Die Falle / Klopka die lebensbedrohliche Erkrankung eines kleinen Kindes, die die Handlung und deren verhängnisvolle Auswirkungen in Gang setzt. In beiden Fällen bedarf die Krankheit ein schnelles medizinisches Eingreifen, doch in Zeiten einer allumfassenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche ist Gesundheit ein kostbares Gut, das sich zunehmend nur noch reiche Mensche werden leisten können. Was die Filme noch miteinander verbindet ist der Darsteller Miki Manojlović, der in Irina Palm noch den menschlichen Zuhälter Miki spielte und der in Klopka – Die Falle / Klopka abermals – allerdings wesentlich negativer gezeichnet – als Verführer auftaucht, der die rettende Summe in Aussicht stellt.

Während die Großmutter in Irina Palm noch vergleichsweise verschmitzt agiert und der Film neben den zutiefst menschlichen Implikationen immer wieder auch auf die absurde Komik des Ganzen abzielt, betont Srdan Golubović in seinem Film vielmehr die Tragik des Geschehens. Mit gnadenloser Unabwendbarkeit steuern Mladen und Marija ihrem Schicksal entgegen, die Schuld, die sie dabei auf sich laden, wird sie schließlich auseinander treiben, auch wenn Nemanja gerettet werden kann. Das kommt an manchen Stellen nicht ohne deutliche Überzeichnungen aus, ist aber vor allem durch eine hervorragende Kameraarbeit zu überzeugend in Szene gesetzt, dass man dies leicht vergessen kann.

Manchen Klischees zum Trotz spiegelt sich in Klopka – Die Falle / Klopka in eindrucksvoller Weise auch die serbische postkommunistische Gesellschaft wider. Immer wieder zeigt der Film im Lauf der Geschichte quasi im Vorübergehen, wie sehr Serbien immer noch unter dem Eindruck des Krieges und der Herrschaft Slobodan Milosevics steht: Wer es in diesem Land zu Reichtum und Ansehen bringen will, dem bleibt nur der Weg des Verbrechens – ehrliche Arbeit, Fleiß und Engagement hingegen haben keine Aussicht auf Erfolg. Klar, dass vor diesem Hintergrund eines unbändigen und pervertierten Turbokapitalismus Moral und Ethik keinerlei Aussicht auf Erfolg haben.

Klopka – Die Falle / Klopka wurde von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet.
 

Klopka - Die Falle

Wie weit würde man gehen, wenn das Leben des eigenen Kindes auf dem Spiel steht und wenn ein Fremder einen makaberen Tauschhandel anbieten würde: Das Leben des Kindes kann gerettet werden, wenn dafür ein anderer Mensch sterben muss.

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