Killer's Bodyguard (2017)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Mein Partner mit der Kodderschnauze

Der Buddy-Film ist zurück. Regisseur Patrick Hughes schickt Samuel L. Jackson und Ryan Reynolds als Auftragsmörder und dessen Leibwächter auf einen haarsträubenden Trip von der Insel aufs Festland. Dabei trifft Killer’s Bodyguard allerdings nie den richtigen Ton.

„Langweilig ist immer am besten.“ So lautet nicht nur Michael Bryces (Ryan Reynolds) Arbeitsethos, es könnte auch sein Lebensmotto sein. Der Personenschützer zählt zu den teuersten seines Fachs, weil er nichts dem Zufall überlässt. So durchgeplant und aufgeräumt wie seine Firma sieht auch seine Villa im Grünen aus. Ein Traum aus Stahl und Glas, voll Design und Akkuratesse. Mit all der Ordnung ist es schlagartig vorbei, als ein Kunde vor seinen Augen das Zeitliche segnet. Zwei Jahre später ist Bryce ganz unten: Single statt verliebt, Dreitagebart statt Nassrasur, verbeulter Minivan statt Sportkarosse und Schlabberlook statt Maßanzug. Da kommt das Angebot seiner Ex, der Interpol-Mitarbeiterin Amelia Roussel (Elodie Yung), gerade gelegen. Bryce soll den Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) sicher von England nach Den Haag geleiten. Aus Liebe zu seiner Frau Sonia (Salma Hayek) ging der einen Deal mit den Behörden ein. Mit Kincaid, dessen Waffe so locker sitzt wie seine Sprüche, ist eins garantiert: Langeweile kommt keine auf.

Es ist still geworden um das einst so beliebte Subgenre des Buddy-Films. Schlägt doch noch einmal einer Lärm, wie 21 Jump Street oder The Nice Guys, ist die Kritik schnell etwas zu euphorisch. Und auch Killer’s Bodyguard lässt zumindest auf dem Papier hoffen. Immerhin hat die Konstellation eines großmäuligen Hitzkopfs und seines besonnenen Gegenparts in Kombination mit verschiedenen Ethnien schon Filme wie Nur 48 Stunden, Lethal Weapon oder Rush Hour hervorgebracht. Regisseur Patrick Hughes und sein Drehbuchautor Tom O’Connor sind sich dieser Vorgänger durchaus bewusst und dadurch in einem Dilemma, das vielleicht typisch ist für unsere Zeit. Während The Nice Guys seine Handlung in die 1970er Jahre verlegte und gehörig in die Nostalgiefalle tappte und sich 21 Jump Street gleich in die Parodie flüchtete, schlagen Hughes und O’Connor unentschlossen einen Mittelweg ein, irgendwo zwischen zynischer Satire und gnadenloser Überbietung.

Das Neue, bisher Ungesehene an diesem Film ist ein Zuviel von allem. Statt einfacher Polizisten oder Privatdetektive müssen es schon der beste Leibwächter der Welt und ein Mörder sein, der nach eigener Aussage locker 250 Leben auf dem Gewissen hat. (Dass das die Identifikation des Publikums mit diesem Antihelden erschwert, ist nur eins der Probleme.) Statt lokaler Ganoven geht es hier um Weltpolitik, wenn der von Samuel L. Jackson gespielte Killer vor dem Den Haager Gericht über den ehemaligen Präsidenten Weißrusslands, Vladislav Dukhovich (Gary Oldman), und dessen Gräueltaten aussagen soll. Beim Humor setzt Killer’s Bodyguard auf zu viele derbe Flüche, bei der Action auf viel zu viel Blut, wenn Bryce und Kincaid ein ums andere Mal nur haarscharf Dukhovich‘ Häschern um Schläger Ivan (Yuri Kolokolnikov) entrinnen.

All das führt zu einer seltsamen Mischung, die zwar durchaus flott und kurzweilig erzählt und sehenswert inszeniert ist, aber nie das richtige Maß findet. Mal sind die Stunts atemberaubend, mal mittelmäßig. Mal ist der Humor brüllend komisch, ab und an gar subversiv, dann wieder geschmacklos und menschenverachtend, wenn Regisseur Patrick Hughes grausamste Kämpfe auf Leben und Tod, durch den Musikeinsatz ironisch gebrochen, in ihrer unerbittlichen Länge genüsslich zelebriert. Es ist vor allem dieses Missverhältnis zwischen Komik und Gewalt, das an Killer’s Bodyguard stört und das nicht als Genreparodie missverstanden werden sollte. Denn dafür nimmt sich der Film an anderen Stellen viel zu ernst.

Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson wunderbar harmonieren. Dieses Duo und seine Dynamik vermögen viel, machen die oberflächlich geschriebenen Charaktere ein wenig menschlicher, können all die Ungereimtheiten letztlich aber nicht überspielen. Die obligatorische Läuterung am Schluss nimmt den beiden nach knapp zwei Stunden längst keiner mehr ab.
 

Killer's Bodyguard (2017)

Der Buddy-Film ist zurück. Regisseur Patrick Hughes schickt Samuel L. Jackson und Ryan Reynolds als Auftragsmörder und dessen Leibwächter auf einen haarsträubenden Trip von der Insel aufs Festland. Dabei trifft „Killer’s Bodyguard“ allerdings nie den richtigen Ton.

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