Joy Division

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine der letzten großen Geschichten des Pop

Eigentlich ist es zutiefst verwunderlich, dass dieser Film nicht bereits viel früher und schon lange von Anton Corbijns Control entstanden ist. Denn wer sich in der Geschichte der Popmusik auskennt, stolpert immer wieder über den Namen der Band aus Manchester, die den Sound der späten Siebziger und Achtziger prägte wie kaum eine zweite. Gerade mal zwei Alben (Unknown Pleasures aus dem Jahre 1979 und Closer, erschienen 1980) genügten, um Joy Division zu einer Legende werden zu lassen Und der Tod des charismatischen Sängers Ian Curtis, der sich am 18. Mai 1980 das Leben nahm, tat das Seine dazu, den Mythos der Band, die aus dem Nichts kam, weiter zu festigen. Der britische Regisseur Grant Gee, der mit Meeting People is Easy (1998) bereits Radiohead ein filmisches Denkmal setzte, arbeitet in seiner kongenialen Dokumentation die Geschichte von Joy Division auf und liefert einen Film ab, der nicht nur Fans der Band begeistern dürfte.
Dabei kann Gee filmisch aus dem Vollen schöpfen und versammelt nicht nur die gesamte Band, die nach dem Tod von Curtis unter dem Namen New Order weitermachte, vor der Kamera, sondern bringt erstmals auch Curtis’ Geliebte Annik Honoré dazu, über ihre Beziehung zu dem sensiblen und an Epilepsie erkrankten Sänger zu sprechen. Ebenso kommen Tony Wilson, der Entdecker der Band und Chef des legendären Plattenlabels Factory Records und der Toningenieur Martin Hannett (1992 verstorben), der den beiden Alben von Joy Division ihre unvergleichliche Klangfarbe gab, zu Wort. Außerdem hat Gee einiges an bislang noch unveröffentlichtem Film-, Foto- und Tonmaterial ausgegraben, dass das Bild der Band und ihres Stars um einige Facetten erweitern kann. Gees Dokumentation Joy Division macht da weiter, wo Anton Corbijns Control aufhört und setzt den Fokus nicht allein auf den Sänger Ian Curtis, sondern vielmehr auf die ganze Band– und ist alleine deshalb für Fans ein absolutes Must-see. Und wer die Band bislang noch nicht kannte, erhält hier eine gelungene Einführung in das Wirken und die Wirkung von Joy Division, deren depressivem Sound man sich auch heute noch nicht so einfach entziehen kann. Selten spiegelte Popmusik so sehr den Zeitgeist und das Lebensgefühl einer Epoche und eines Landes wieder wie in den Sounds aus Manchester. Dass diese Band, die die Tristesse des postindustriellen Zeitalters in Töne und Worte fasste, ausgerechnet aus der Geburtsstadt des Manchester-Kapitalismus stammt und der Kreislauf der Ökonomie damit am Ende wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt, zeigt einmal mehr, dass die Geschichte offensichtlich ein feines Gespür für Ironien besitzt.

Joy Division

Eigentlich ist es zutiefst verwunderlich, dass dieser Film nicht bereits viel früher und schon lange von Anton Corbijns Control entstanden ist. Denn wer sich in der Geschichte der Popmusik auskennt, stolpert immer wieder über den Namen der Band aus Manchester, die den Sound der späten Siebziger und Achtziger prägte wie kaum eine zweite.
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Meinungen

Snacki · 20.02.2009

Gute Ergänzung zu CONTROL!