Insidious: Chapter 3 (2015)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Alles auf Anfang

Das Grusel-Sequel Insidious: Chapter 2 endete mit einem deutlichen Cliffhanger. Und doch spinnt Drehbuchautor Leigh Whannell diesen Faden im dritten Streich der Horrorfilmreihe nicht weiter. Stattdessen dreht er die Uhr zurück und lässt das erfahrene Medium Elise Rainier (Lin Shaye) einige Zeit vor den grauenvollen Ereignissen rund um die Lamberts auf eine andere Familie treffen, die von einer finsteren Macht heimgesucht wird. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als die 17-jährige Quinn (Stefanie Scott) mit ihrer kürzlich verstorbenen Mutter in Kontakt treten will und dazu die Parapsychologin Elise aufsucht. Obwohl die alte Frau ihrer Gabe mittlerweile abgeschworen hat, erklärt sie sich bereit, noch einmal in die Welt der Toten einzutauchen. Dort wird sie allerdings von einer dämonischen Präsenz bedroht, weshalb sie die Séance unvermittelt abbricht. Quinn kehrt daraufhin nach Hause zurück, hört in ihrer Umgebung aber schon bald merkwürdige Geräusche und erblickt immer häufiger eine schattenhafte Figur. Nach einem schweren Unfall, der die Teenagerin ans Bett fesselt, setzt ein böser Geist alles daran, sich ihrer zu bemächtigen.

Entpuppte sich der zweite Teil der Insidious-Reihe als konfuse, hingeschluderte Geisterbahnfahrt zwischen der Welt der Lebenden und dem als „Further“ bezeichneten Totenreich, nimmt sich das Prequel ein wenig zurück. Die ersten 10 bis 15 Minuten kommen, von einem handfesten Schreckmoment abgesehen, ohne großen Hokuspokus aus und führen auf angenehm bedächtige Weise in das Leben der Protagonisten ein. Plakativ, aber durchaus ergreifend zeigt uns Franchise-Mitbegründer Whannell, dass der Tod der geliebten Mutter Quinns Familie auf eine harte Belastungsprobe stellt. Während sich ihr Vater Sean (Dermot Mulroney) in die Arbeit stürzt, soll die junge Frau den Haushalt zusammenhalten und ein Auge auf ihren kleinen Bruder (Tate Berney) haben. Allerhand Verantwortung für eine 17-Jährige, die nebenbei an einer Schauspielkarriere bastelt.

Nehmen die Attacken des dämonischen Wesens langsam zu, tritt Quinns Trauer über den Verlust der Mutter erwartungsgemäß in den Hintergrund. Schließlich handelt es sich auch hier um ein klassisches Genre-Werk, das den Zuschauer mit einer anhaltend unheilvollen Atmosphäre und effektiven Jump-Scares gefangen nehmen will. Was Horror-Spezialist James Wan (Saw) im Vorgänger nur noch selten gelang, bringt sein Kumpel Leigh Whannell, der hier zum ersten auf dem Regiestuhl Platz nahm, halbwegs routiniert zustande. Auch wenn er inhaltlich das Muster der anderen Teile kopiert, macht sich wenigstens zeitweise ernstzunehmende Gruselstimmung breit. Zum einen, weil es eine Reihe brauchbarer Schockmomente gibt, die selbst dann funktionieren, wenn sie offensichtlich vorbereitet werden. Und zum anderen, weil Whannell Medium Elise noch mehr Raum gewährt als bei ihren früheren Auftritten. Über ihre Figur stellt Insidious: Chapter 3 immer wieder Bezüge zu den anderen Filmen her und erzählt zudem eine weitere Geschichte von Trauer und Verlust. Allzu tief gräbt das Drehbuch dabei nicht, bereichern kann dieser Nebenstrang das konventionelle Geistertreiben aber schon. Auch dank der einnehmenden Präsenz von Schauspielveteranin Lin Shaye.

Dass der Film dennoch im Genre-Mittelmaß stecken bleibt, ist nicht zuletzt dem lieblos heruntergespulten Finale geschuldet, das uns einmal mehr ins Totenreich entführt. Eine echte Bedrohung und frische Ideen sucht man hier vergebens, sodass sich beim Abspann vor allem ein Gedanke Platz verschafft: Obwohl das dritte Kapitel den zweiten Teil in den Schatten stellt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um das Franchise zu beenden. Die Macher freilich dürften das ganz anders sehen. Immerhin hat das Prequel schon jetzt ein Vielfaches seiner Herstellungskosten eingespielt.
 

Insidious: Chapter 3 (2015)

Das Grusel-Sequel „Insidious: Chapter 2“ endete mit einem deutlichen Cliffhanger. Und doch spinnt Drehbuchautor Leigh Whannell diesen Faden im dritten Streich der Horrorfilmreihe nicht weiter. Stattdessen dreht er die Uhr zurück und lässt das erfahrene Medium Elise Rainier (Lin Shaye) einige Zeit vor den grauenvollen Ereignissen rund um die Lamberts auf eine andere Familie treffen, die von einer finsteren Macht heimgesucht wird.

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