Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der Reisende mit der Ziehharmonika

Hubert von Goisern erklomm 2011 zum ersten Mal die Spitze der österreichischen Charts, mit dem Lied „Brenna tuat’s guat“. Da war der Erfinder des Alpenrock schon ein Vierteljahrhundert im Geschäft. Überhaupt folgt der Mann, der als Hubert Achleitner in Bad Goisern im Salzkammergut aufwuchs, lieber mäandernden Pfaden, als schnurgeraden Wegen. Der musikalische Durchbruch gelang ihm erst 1992, im Alter von 40 Jahren, mit der Single „Koa Hiatamadl“. Zum einen lag das sicherlich daran, dass alles, was nach Volksmusik klang, in den 1980er Jahren so angesagt wie Sauerbier war. Zum anderen aber hatte Hubert von Goisern selbst lange Zeit ein gespaltenes Verhältnis zur Musik, wie sie die heimatlichen Blaskapellen spielten. Erst nach Jahren im Ausland entdeckte er Mitte der 1980er, wie aufregend sich traditionelle Weisen mit Rock und anderen modernen Musikrichtungen kombinieren lassen. Damals rührte er auch zum ersten Mal die Ziehharmonika an, die ihm der Großvater schon vor vielen Jahren geschenkt hatte. Er spielte sie, weil er betrunken war, mit zerstörerischer Aggressivität, und war vom Potenzial des Instruments, das so anders klang als sonst, begeistert.
Der Filmemacher Marcus H. Rosenmüller lässt Hubert von Goisern in diesem Dokumentarfilm Zwischenbilanz über sein künstlerisches Leben ziehen. Ein geduldiger Lehrer brachte dem Zwölfjährigen die Liebe zur Musik bei, später wurde der renitente Jugendliche aus der Blasmusikkapelle geworfen. Die Erzählungen sind oft anekdotisch humorvoll: Den Künstlernamen Hubert von Goisern bezeichnet der Musiker als „Racheakt“, weil er sich aufgrund seiner sudetendeutschen Abstammung mütterlicherseits im Ort nicht voll akzeptiert fühlte. Aber Privates bleibt ansonsten komplett ausgespart: Es kommen keine Familienangehörigen zu Wort und Hubert von Goisern lässt sich nicht zuhause in Salzburg filmen, sondern als Angler in einem Boot auf dem Hallstätter See.

Immer wieder kommt der Film von den vielen Archivaufnahmen und den Stippvisiten zu wichtigen Stationen an diesen See mit dem einsamen Angler zurück. Es liegt eine ikonische Ruhe auf diesem Postkartenszenario, das so gut zu Hubert von Goiserns Image der Heimatverbundenheit passt. Aber es spiegelt auch den Gedanken des Unterwegsseins, von dem im Film die Rede ist. Hubert von Goisern hat sich immer wieder von musikalischen Wegbegleitern getrennt, kreative Pausen eingelegt und sich lieber neugierig der Strömung anvertraut, als den einmal eingeschlagenen Kurs zu halten. So wie der gestresste Städter in der Natur der Alpen eine andere Welt zu entdecken sucht, zog es Hubert von Goisern weit hinaus, nach Amerika, Afrika, Asien.

Ein Archiv-Ausschnitt zeigt den Österreicher bei einem Auftritt mit dem Popstar Mohamed Mounir in Ägypten, ein anderer bei einem spontanen Konzert in einer Barackensiedlung in Dakar, Senegal. An vielen Orten hat Hubert von Goisern mit einheimischen Musikern gespielt und mit Weltmusik experimentiert. Breiten Raum nimmt im Film die Linz-Europa-Tour der Jahre 2007-2009 ein, die Hubert von Goisern in zwei Etappen auf einem Donauschiff bis zum Schwarzen Meer und danach an die Nordsee führte. Unterwegs holte er Musiker zum gemeinsamen Proben an Bord und gab mit ihnen an ausgewählten Stationen Konzerte.

Gerade die epische Breite, in der die Flusstournee nacherzählt wird, lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf die Lücken im Film. Rosenmüller ist nie mit einer Frage zu hören und inszeniert Hubert von Goisern repräsentativ, aus einer gewissen Distanz heraus. Zum Ausgleich für das ausgesparte Privatleben zeigt er den Musiker zwar im Gespräch mit einem Freund im Zug, mit dem alten Musiklehrer aus der Schulzeit. Aber von den wenigen Wegbegleitern, die im Bild erscheinen, kommt vor allem Manager Hage Hein, der auch Produzent des Films ist, ausführlich zu Wort. Hubert von Goisern wird in diesem Porträt menschlich gerade nur so weit wie nötig konturiert, um ihn sympathisch wirken zu lassen. Ansonsten aber umhüllt ihn der Film mit einem leicht geheimnisvollen Nimbus, indem er lieber zu wenig, als zu viel erklärt.

Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang

Hubert von Goisern erklomm 2011 zum ersten Mal die Spitze der österreichischen Charts, mit dem Lied „Brenna tuat’s guat“. Da war der Erfinder des Alpenrock schon ein Vierteljahrhundert im Geschäft. Überhaupt folgt der Mann, der als Hubert Achleitner in Bad Goisern im Salzkammergut aufwuchs, lieber mäandernden Pfaden, als schnurgeraden Wegen.
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