House of Cards (Staffel 2)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Politik ist Gift

Drei Jahre sind vergangen seit den Ereignissen der ersten Staffel House of Cards, und Francis Urquhart (Ian Richardson) ist inzwischen Premierminister. Was ihn natürlich außerordentlich freut, aber ebenso das Problem der Langeweile aufwirft. Ganz im Sinne von Shakespeare möchte auch er immer weiter nach oben, immer noch mehr Macht…und nimmt deswegen die einzige Person ins Visier, die noch höher steht als er: den frisch gekrönten König (Michael Kitchen).

Nicht etwa, um seine Position einzunehmen oder gar die Monarchie zu zerstören, sondern einfach nur als letzte mögliche Herausforderung. Ein betont liberaler, Urquharts Intellekt eigentlich hoffnungslos unterlegener Monarch, der gerne soziale Utopien verkündet und dadurch viel zu viel Zustimmung erhält. Tim Stamper (Colin Jeavons), inzwischen aufgestiegen zu FUs Fraktionschef, bringt es auf den Punkt: „He can give garden parties and open things. The trouble is that he has ideas.“

Und damit ist die Bühne angerichtet für ein weiteres diabolisches Ränkespiel, das glücklicherweise die komplette Besetzung von Staffel 1 erneut vereint und –mindestens ebenso wichtig- erneut auf phänomenale Drehbücher von Andrew Davies bauen kann. Auch House of Cards Staffel 2 wird getragen von brillant geschriebenen Dialogen, die mit Leichtigkeit darüber hinwegtrösten, dass die eigentliche Geschichte einen Tacken weniger Zug hat. FU (ja, das ist die offizielle Abkürzung) hat einfach schon zu viel erreicht und der König ist einfach zu unsicher, um hier wirklich auf die Pauke hauen zu können.

Was aber eigentlich kaum etwas macht, wenn Urquhart eine Gasexplosion mit den Worten „every disaster is a photo opportunity in disguise“ kommentiert, einem frisch abservierten Politiker zum Abschied „I do hope you’ll take the European job. It’ll look so much better than a straight sacking“ zuruft und seine neue Privatsekretärin, die natürlich auch seine Geliebte wird, als Sklavin ansieht. „You have a remarkable brain, and I should like to plunder it.“

Praktisch alles, was FU von sich gibt, kann man sich einrahmen und ins Wohnzimmer hängen. Ian Richardson zieht erneut alle Register seines formidablen Könnens und macht jede seiner Minuten zu einem schauspielerischen Hochgenuss. Das wirklich Fiese hier ist, dass man Urquhart einfach lieben muss, mit all seinem geschliffenen Wortwitz und seiner unglaublich gewinnenden, charmanten Art. Ein verführerischer Dämon, ein formvollendeter Mörder, ein weltgewandter Erzkonservativer. House of Cards IST praktisch Francis Urquhart, egal wie klischeehaft das klingen mag, und wahrt bei aller Schärfe und Ironie immer distinguierte Überlegenheit.

Was natürlich nicht auf die erneut wunderbar miesen Politikerkollegen und all die sonstigen Schleimbeutel im Dunstkreis von Downing Street 10 zutrifft, und eigentlich auch nicht auf den König – eine ja eigentlich schwache Figur, die aber genau diese zweifelnde Überforderung zu ihrer spannendsten Eigenschaft macht. FU bekommt einen Gegenspieler, der mehr stolpert als plant und folglich kaum zu greifen ist. Michael Kitchen spielt diese deutlich an Prince Charles angelehnte Figur ungemein subtil und nuancenreich, was auf den ersten Blick vielleicht Schärfe vermissen lässt, doch im weiteren Verlauf der Staffel zu einer ihrer größten Stärken wird. Ein König, der sich immer mehr seiner Macht bewusst wird, je stärker er von seinem Premierminister drangsaliert wird. Wie kann man einen Mann greifen, der von sich selbst sagt: „I’d want to be remembered a good man?“.

In der Welt von House of Cards darf es solch eine ungeheure Aussage eigentlich gar nicht geben, doch natürlich, FU wird sich auch diesem Abgrund stellen. Selbst mit minimalen Abzügen in der B-Note, weil zum Beispiel der Subplot mit dem schwulen Berater des Königs (Nicholas Farrell) ein wenig ins Nirgendwo läuft und die Etablierung des Königs ein wenig zu lange dauert, ist auch die zweite Staffel dieser Serie ein absoluter Hochgenuss. Francis Urquharts Bonmots und durchdringende Blicke sind wie geschaffen für wiederholte Sichtungen und bauen dabei auf eine erneut ansehnliche Blu-Ray-Box, die in Sachen Bild, Ton und Extras das gleiche Niveau wie Staffel 1 erreicht. Keine Frage, selbst überzeugte Frank-Underwood-Anhänger kommen kaum umhin, ihr Kreuzchen eine qualitative Etage weiter oben zu machen.
 

House of Cards (Staffel 2)

Drei Jahre sind vergangen seit den Ereignissen der ersten Staffel „House of Cards“, und Francis Urquhart (Ian Richardson) ist inzwischen Premierminister. Was ihn natürlich außerordentlich freut, aber ebenso das Problem der Langeweile aufwirft. Ganz im Sinne von Shakespeare möchte auch er immer weiter nach oben, immer noch mehr Macht…und nimmt deswegen die einzige Person ins Visier, die noch höher steht als er: den frisch gekrönten König (Michael Kitchen).

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