Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sie ist in diesen Zeiten in aller Munde und Ohren und verlangt dringend nach Ideen, Plänen und vor allem Aktionen zu ihrer Beseitigung, die allerdings wiederum meistens Investitionen benötigen: Die Rede ist von der allgegenwärtigen Finanzkrise. Da mutet es geradezu größenwahnsinnig an, wenn ein Politiker die Werbetrommel für ein Vorhaben der Superlative schlägt, das zu seiner Realisierung rund 420 Millionen Euro benötigt. Doch Heinrich „Henner“ Sattler scheut sich nicht, seinen Traum vom größten Tourismusprojekt Europas enthusiastisch anzupreisen, und der Dokumentarfilmer Klaus Stern hat ihn beinahe drei Jahre lang mit der Kamera dabei begleitet.
Hofgeismar in Nordhessen: Hier regiert mit dem CDU-Bürgermeister Heinrich Sattler ein Mann jenseits der sechzig, der sich als Visionär begreift und mit Leib und Seele den Plan propagiert, auf dem Gebiet um das einstige kurfürstliche Schloss Beberbeck, das derzeit ein Seniorenwohnheim beherbergt, ein 800 Hektar großes, luxuriöses Ferienparadies zu errichten. Fünf Hotels, 600 Villen und Ferienhäuser, vier Golfplätze, zahlreiche Wellnessbereiche, eine Trabrennbahn, ein Poloplatz und künstlich angelegte Seen sollen sich hier in die gewachsene Naturlandschaft integrieren, zum Wohle der Besucher wie der Region, in der damit 1000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. „Willkommen in einem Märchen“ und „Reichtum hat einen Namen“ titelt die Pressepräsentation des gigantischen Vorhabens, und in den Händen von Projektleiter Henner Sattler ruht ein goldenes Ei (oder ist es doch ein Golfball?) – Selbstvertrauen und ebensolche Verliebtheit sind es sicherlich nicht, die hier fehlen, sondern schlicht die stolze Summe von ein paar hundert Millionen Euro. In der Mission, finanzkräftige Investoren für seine Vision zu gewinnen, ist der Hofgeismarer Bürgermeister unermüdlich unterwegs, dessen Vorstellungen von den Architekten Astrid Bohne und Tom Krause des Eschweiler Planungsbüros „Krause Bohne Architects Planners International“ professionell konkretisiert wurden, das sich weltweit auf ausgefallene Luxusbauten spezialisiert hat.

Wohlweislich verzichtet Regisseur Klaus Stern in Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas auf einen Kommentar zu den umtriebigen Bemühungen Heinrich Sattlers, deren Qualitäten auch deutlich für beziehungsweise gegen sich selbst sprechen. Die Dokumentation lässt sich weder vor den Karren des Bürgermeisters und seines Architekten Tom Krause spannen, noch ihre Höhenflüge abstürzen. Doch allein die Intensität der aufzeichnenden Begleitung fördert so manche wenig öffentlichkeitstaugliche Holprigkeit zutage, der auch schon mal ein humoristischer bis satirischer Zug anhaftet. Auch wenn das Thema des Films angesichts der Aktualität der Finanzkrise geradezu brandheiß ist, die vor dem Bundesstart bereits in Kassel gelaufenen Vorstellungen sehr gut besucht waren und Klaus Stern kein übles Porträt des Projekts und seines Protagonisten gelungen ist, stellt Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas doch letztlich keinen Stoff dar, der ein größeres Publikum jenseits von Hessen in die Kinos locken dürfte.

Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas

Sie ist in diesen Zeiten in aller Munde und Ohren und verlangt dringend nach Ideen, Plänen und vor allem Aktionen zu ihrer Beseitigung, die allerdings wiederum meistens Investitionen benötigen: Die Rede ist von der allgegenwärtigen Finanzkrise. Da mutet es geradezu größenwahnsinnig an, wenn ein Politiker die Werbetrommel für ein Vorhaben der Superlative schlägt, das zu seiner Realisierung rund 420 Millionen Euro benötigt.
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