Happy People - Ein Jahr in der Taiga

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Vom Glück, selbstbestimmt zu überleben

Ursprünglich für das russische Fernsehen hat der Dokumentarfilmer Dmitry Vasyukov die Jäger und Trapper des kleinen Dorfes Bakhtia am Fluss Jenissei in der sibirischen Taiga porträtiert, und in Zusammenarbeit mit dem deutschen Regisseur Werner Herzog ist die Dokumentation Happy People – Ein Jahr in der Taiga entstanden, die vom Leben dieser Menschen und ihrer Familien inmitten extremer klimatischer Bedingungen fernab von der Zivilisation berichtet.
Rund 300 Seelen beherbergt die Gemeinde Bakhtia, die während der milden Sommermonate zusätzlich per Boot erreichbar ist, ansonsten nur mit dem Hubschrauber. Überfroren ist der Fluss Jenissei hier auch noch im Frühjahr, wenn am ersten Mai symbolisch der Winter verbrannt wird, dem ein Sommer mit routinierter Mückenplage folgt. Vom Spätherbst an dominieren Frost, Eis und Schnee bei derben Minustemperaturen die Landschaften und ihre Bewohner, die eingebettet in den Zyklus der Natur eine ungezähmte Freiheit jenseits von Bürokratie und Gesetzen nach ihren eigenen Traditionen und Regeln erleben. Die Fallensteller und Fischer verbringen ihre arbeitsreichen Tage in einem weitläufigen Jagdgebiet in einiger Entfernung vom Dorf, wo sie mehrere kleine Hütten errichtet haben und allein von ihren gut ausgebildeten Hunden begleitet und unterstützt werden. Auf Schneemobilen durchstreifen sie das endlos erscheinende, einsame Territorium, legen Vorräte an und bestreiten ihr schlichtes, stilles Dasein, bis sie zum Neujahrsfest für wenige Tage in die Gesellschaft nach Bakhtia zurückkehren, um anschließend den Rest des Winters hindurch erneut außerhalb zu jagen.

Als glückliche Menschen bezeichnet Werner Herzog, der den Text zum Film eigens verfasst und eingesprochen hat, seine Protagonisten, die fest eingebunden in den Rhythmus der Taiga diesem unwegsamen Lebensraum ihre Existenz abtrotzen, die sie für keinen Luxus der Welt aufgeben würden. Harte, eigenständige und selbstbestimmte Arbeit geht hier mit der stolzen Zufriedenheit einher, mit ein wenig Werkzeug, einem Schatz an Erfahrungen und beständigem Fleiß über die Runden zu kommen und die Familien zu ernähren. Hier stehen die alltäglichen Verrichtungen der Jäger und ihre Techniken der Nahrungsbeschaffung im Vordergrund, wird ihre Kunst beschrieben, in einem langen, sorgfältigen Prozess die unerlässlichen Skier selbst herzustellen und den Bäumen ein Insektenschutzmittel abzugewinnen, und diese Darstellungen atmen den rauen Hauch eines mühseligen, erfüllten Daseins, innerhalb dessen ein heißer Tee zu den Glanzlichtern eines anstrengenden, eisigen Tages gehört.

So fokussiert schlicht wie intensiv sich die Konzentration auf die Jagdzüge der Männer auch gestaltet, thematisiert die Dokumentation beizeiten doch ansatzweise auch die Situation einer Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit im Dorf, wenn beispielsweise bei manchen Bewohnern der Wodka-Konsum überhandnimmt oder eine alte Ureinwohnerin der Region obdachlos und mit unbestimmtem Ziel ausgeflogen wird – die Kehrseiten des Glücks, das in der Taiga wie Anderswo eben Kraft und unermüdlichen Einsatz erfordert.

Happy People - Ein Jahr in der Taiga

Ursprünglich für das russische Fernsehen hat der Dokumentarfilmer Dmitry Vasyukov die Jäger und Trapper des kleinen Dorfes Bakhtia am Fluss Jenissei in der sibirischen Taiga porträtiert, und in Zusammenarbeit mit dem deutschen Regisseur Werner Herzog ist die Dokumentation „Happy People – Ein Jahr in der Taiga“ entstanden, die vom Leben dieser Menschen und ihrer Familien inmitten extremer klimatischer Bedingungen fernab von der Zivilisation berichtet.
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