Hanni und Nanni

Eine Filmkritik von Lida Bach

Ein Zwilling kommt selten allein

Mainstream-Pop, glänzende Hochhausfassaden, ein Luxuseinkaufszentrum. Komplettiert wird das Großstadtpanorama durch zwei kleine Blondinen und einen auf der Straße aufgestellten Hockey-Rekord. Natürlich ist der Spaß schnell vorbei, natürlich müssen die beiden Mädchen beweisen, dass sie sich in einer ganz neuen Situation behaupten können. Die typische Ausgangssituation für einen auf ein Massenpublikum ausgerichteten amerikanischen Kinderfilm: hübsch, sauber und so brav, dass selbst die biedere Großtante sich nicht echauffieren kann. Sie selbst zählte einst zu der Zielgruppe der Geschichte, denn die betont moderne Eröffnungsszene leitet die Verfilmung einer denkbar unmodernen Kinderbuchreihe ein. Regisseurin Christine Hartmann verfilmte das erste Abenteuer der Zwillingsschwestern Hanni & Nanni, welche die britischen Kinderbuchautorin Enid Blyton einen Welterfolg landete, in zeitgenössischem Gewand.
Der lebhaften Hanni (Julia Münster) und ihrer schüchternen Zwillingsschwester Nanni (Sophia Münster) schiebt ihre hinterhältige Hockeyteam-Kameradin Oktavia (Emilie Kundrun) ein Kleidungsstück in die Tasche und damit einen Ladendiebstahl in die Schuhe. Die Eltern (Heino Ferch, Anja Kling) schicken die Zwillinge danach auf das Mädcheninternat Lindenhof. Hier stiften die Streiche der zum Verwechseln ähnlichen Mädchen bei der strengen Konrektorin Mägerlein (Suzanne von Borsody), Schulleiterin Theobald (Hannelore Elsner) und den Klassenkameradinnen reichlich Verwirrung.

Auf dem Hockey-Spielfeld tauschen Hanni und Nanni ihre pinken Trikots gegen blaue Sporthemden. Die Filmwelt hingegen bleibt rosarot. Unter deren kunterbunten Fröhlichkeit verbirgt sich Belanglosigkeit. Die Trivialität von Blytons Kinderbuchreihe treiben die Drehbuchautorinnen Katharina Reschke und Jane Ainscough auf die Spitze. Die Charaktere leben entrückt von Alltagsproblemen. Offenbar hat Vater Sullivan Recht, wenn er verkündet, „Kochbuchübersetzer“ sei eine Marktlücke. Woher sonst käme das Geld für die großzügige Wohnung der Sullivans,für den Ipod, Laptop und ein Eliteinternat, alles mal zwei, versteht sich? Lindenhof ist ein in seiner Perfektion abstoßender und gleichzeitig verlockender Mikrokosmos, wo immer eitel Sonnenschein herrscht. Der Regenschauer, der die Zwillinge empfängt, wirkt da fast schon wie ein Abschiedsgruß der normalen Witterungsbedingungen. Alle sind gute Menschen in Lindenhof, ob auf den ersten oder zweiten Blick. Unvollkommene Kinder werden vermutlich so wenig an die Schule gelassen wie billige Plastikstühle. Dagegen rebelliert der „gute Geschmack“ Frau Theobalds. Die Internatsschülerinnen sitzen auf antiken Holzbänken, irgendwo im Wolkenkuckucksheim. Schimpft Fräulein Mägerlein, man sei kein Wohltätigkeitsverein, wird das abgeschmettert. Für eine Waise zahlt sich auf Lindenhof das Schulgeld auf unerklärliche Weise selbst.

Erhöht wird letztes nicht einmal, wenn der Ruin droht. Großzügige Spender finden sich immer in letzter Sekunde. Es lohnt sich eben, in Bildung zu investieren – zumindest die zukünftiger Elite-Mütter. Normale Kinder gibt es in Hanni & Nanni nicht, eigentlich kommen überhaupt keine Kinder vor. Christine Hartmanns Familienfilm zeigt Erwachsene en miniature. Wer von ihnen noch nicht vorbildlich ist, lernt es zu sein. Hier atmet die Kinoadaption ganz den Geist der Bücher, in denen die Mädchen sticken, nähen und putzen. Statt Hausfrau werden Mädchen heute Hannah Montana, Prinzessin Lilifee oder die Mischung aus beidem, der die Zwillinge ähneln. Blond, blauäugig und reich, erinnern Hanni und Nanni wie ihre Mitschülerinnen an Modepüppchen, die so anständig sind, dass sie sich weder an den Schuluniformen noch an reinen Mädchenklassen stören. Jungen sind sowieso alle doof, scheint Hartmann zu glauben. Daher dürfen ihre Heldinnen sich glücklich schätzen, von Idioten wie dem Dorfschönling, für den eine Schülerin schwärmt, verschont zu bleiben. Neben Armut und Dekadenz sperren die Mauern des Schulgebäudes auch die drohende Pubertät aus. Streng abgeriegelt ist der soziale Kosmos auch nach oben. Reicher als Hanni und Nanni zu sein, das ist in diesem wohlgeordneten Kosmos schlichtweg zu reich. Darum muss Oktavia das Negativstereotyp einer reichen Göre und verwöhnten Intrigantin verkörpern.

Die gekünstelten Szenen sind nicht nur witzlos, sondern verräterisch: nur wer sich im Schönheitssalon frisieren lässt und Trüffelcreme speist, kann den Luxus Lindenhofs noch überbieten. Die oberflächliche Kinoverfilmung hingegen überbietet die Buchvorlage spielerisch an Trivialität. Schon im Original war Hanni & Nanni eine für eine weibliche Leserschaft konzipierte Lektüre, deren belehrende Botschaft selbst Grundschülerinnen nicht entging. Der Kinofilm erinnert dran, mit ihm zu tun, was man mit den Büchern schon lange hätte machen sollen: ausrangieren.

Hanni und Nanni

Mainstream-Pop, glänzende Hochhausfassaden, ein Luxuseinkaufszentrum. Komplettiert wird das Großstadtpanorama durch zwei kleine Blondinen und einen auf der Straße aufgestellten Hockey-Rekord. Natürlich ist der Spaß schnell vorbei, natürlich müssen die beiden Mädchen beweisen, dass sie sich in einer ganz neuen Situation behaupten können.
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Meinungen

ls bmnn · 11.03.2013

Ich fände denn Film echt super

ääääääääääääääääääää · 10.11.2010

der film hat rein garnichts mit hanni und nanni zu tun

eine Mutti · 14.07.2010

wow, böser Kommentar, aber gut geschrieben. Was ist so verkehrt daran edlich mal einen Film zu haben der so unanständig nett ist das man ihn mit Kindern aller Altersstufen ansehen kann? Ich denke da nur an Ferien auf Immenhof, Nesthäkchen etc. die immer wieder mal zu Weihnachten im TV liefen, wo man als Mama auch einfach mal den Raum verlassen kann und sich darauf verlässt das die Kinder hinterher nicht irgendwelche Dinge besprechen müssen die noch nicht in jede Altersgruppe gehören. Ich sehe die Trivialität ein, aber es ist doch schön das man mal in eine so heile Welt abtauchen kann als Kind. Das Leben ist hart genug.

lola · 06.07.2010

der film hört sich voll cool an

V.R. · 28.06.2010

Ich will den Film schauen!!!!!!!!!!!!!

Sissilia · 21.06.2010

Ich find Hanni und Nanni voll super

Leonie · 19.06.2010

..ich finde den film komisch

Smiiiley :'D · 18.06.2010

Den guck ich morqen vielleicht mit meiner BeStEn FreundiN ♥♥♥