Hanni & Nanni - Mehr als beste Freunde

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Wieder einmal neu im Internat

Es ist erst vier Jahre her, seit der dritte der kommerziell erfolgreichen Hanni & Nanni-Filme in die Kinos kam. Warum, werden sich die deutschen Produzenten gedacht haben, sollte es keine weiteren mehr geben, wie es die Amerikaner mit ihren Blockbuster-Reihen vormachen? Bei Kinderfilmen ist solchen Bestrebungen aber eine natürliche Grenze gesetzt, denn die jungen DarstellerInnen wachsen rapide, während ihre Rollen mehr oder weniger im gleichen Alter bleiben sollen. So gibt es nun keinen vierten Film mehr mit den jetzt erwachsenen Hanni & Nanni-Darstellerinnen der Jahre 2010, 2012 und 2013, Jana und Sophia Münster. Die Rollen der beiden eineiigen Zwillinge sind mit Laila (Hanni) und Rosa (Nanni) Meinecke neu besetzt worden. Und die Produzenten nutzten die Gelegenheit, um den Resetknopf zu drücken und die Geschichte wieder von vorne beginnen zu lassen – natürlich mit der Option auf eine neue Reihe: Das Drehbuch für die erste Fortsetzung ist schon in Arbeit.
Also kommen die Zwillinge der Familie Sullivan, mit denen schon Generationen von Enid-Blyton-LeserInnen aufwuchsen, eben wieder einmal ins Internat Lindenhof. Das tun die Berliner Gören hier nicht freiwillig, sondern sie schwören sich, die Probezeit nach Kräften zu vermasseln. Wieder einmal ist die Zukunft des altehrwürdigen Schlossinternats akut gefährdet. Und wieder schmilzt der Widerstand der Neuen bald dahin, weil sie in die tolle Schulgemeinschaft hineinwachsen. Dabei gehen Hanni und Nanni zwischendurch getrennte Wege und müssen ihre Beziehung neu definieren. Der Film hält sich weitgehend an das Rezept seiner Vorgänger, wonach das Internatsleben ein ewiger Spaß mit Mitternachtspartys und der schrulligen Französischlehrerin Madame Bertoux ist, die auch hier wieder von Katharina Thalbach gespielt wird.

Die Handlung ist zum Teil neu, zum Teil auch nur neu zusammengemischt, wobei unter der Regie von Isabell Šuba (Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste) noch mehr Pep in diese bunte Mädchentraumwelt einzieht. Sofort fällt auf, dass die beiden Zwillinge forscher und frecher gezeichnet sind. Passend zu ihren bissigen Sprüchen, die wie aus der Pistole geschossen kommen, tragen sie diesmal nicht mädchenhaft lange Haare. Vielmehr sehen Hanni und Nanni mit ihren Kurzhaarfrisuren wie ein emanzipierter Gegenentwurf zur Prinzessinnenseligkeit aus. Modern wirkt auch der familiäre Konflikt, der sie ins Internat bringt. Mutter Susanne (Jessica Schwarz) ist beruflich viel unterwegs und ihr Mann, der lässige Studiomusiker Charlie (The BossHoss-Sänger Sascha Vollmer), kümmert sich ihrer Meinung nach nicht genug um die Mädchen, die den Unterricht schwänzen und ihn anhimmeln. Also verlangt Susanne eine Auszeit von ihm. Die Sorge um die Eltern wird Hanni eine ganze Weile daran hindern, sich in Lindenhof einzuleben, während Nanni die Pflege für das wilde Pferd Pegasus übernimmt und sich mit den vier Mädchen der Reiterclique anfreundet. Der Konflikt der Zwillinge hat Biss und Hannis plötzliche Einsamkeit geht zu Herzen.

Aber solche ernsten Töne können nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr die Handlung an der Oberfläche klebt, zu einer effekt- und stimmungsvollen Performance mit Gesang, Tanz, knackigen Dialogen und rauschhaft-subjektiven Aufnahmen mutiert. Nanni und ihre neuen Freundinnen, die praktisch überhaupt kein Profil erhalten, beschwören zwar spontan ihre eingeschworene Gemeinschaft. Aber das wirkt aufgesagt, weil es sich gut macht und dem Wunsch so vieler Mädchen entspricht. Wichtiger als die Charaktere und Beziehungen sind hier dann doch die Aufnahmen von den Pferden im Abendlicht, vom Reiten an dem See und dem attraktiven jungen Reitlehrer Ole (Lucas Reiber) – also lauter bildgewordene Mädchensehnsüchte.

Es wird auch viel gesungen und getanzt, was den Film in die Nähe eines Musicals rückt. Laila und Rosa Meinecke beeindrucken allgemein mit ihrer ungekünstelten, vitalen Ausdruckskraft. Die visuelle Gestaltung nimmt manchmal Anleihen beim Comicstil, etwa wenn die Schülerin Barbara (Lia Huber) ihre Breaking News-Beiträge spricht. Dann poppen knallbunte Worte und Zeichen in Schwarz-Weiß-Aufnahmen des kommentierten Geschehens auf. Oft wird die Partystimmung in impressionistischen Montagen ausgedrückt, mit Konfettiregen, Handlichtern oder aufsteigenden Luftblasen im Wasser des Hallenbads. So gelingt es der Inszenierung, mit einer attraktiven Präsentation dem schalen Eindruck zumindest teilweise vorzubeugen, den die schematisch konstruierte Geschichte mit ihren nur wenig variierten Versatzstücken sonst unweigerlich hinterlassen würde.

Hanni & Nanni - Mehr als beste Freunde

Es ist erst vier Jahre her, seit der dritte der kommerziell erfolgreichen „Hanni & Nanni“-Filme in die Kinos kam. Warum, werden sich die deutschen Produzenten gedacht haben, sollte es keine weiteren mehr geben, wie es die Amerikaner mit ihren Blockbuster-Reihen vormachen? Bei Kinderfilmen ist solchen Bestrebungen aber eine natürliche Grenze gesetzt, denn die jungen DarstellerInnen wachsen rapide, während ihre Rollen mehr oder weniger im gleichen Alter bleiben sollen.
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Meinungen

Christine müller · 18.04.2022

Ich finde die Folge super gut und hoffe das Bald eine zweite Teil von denn gibs