Glück in kleinen Dosen

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Mother’s little helper oder Amerika auf Drogen

Dass hinter der gutbürgerlichen Fassade der Wohlanständigkeit und Rechtschaffenheit mitunter Abgründe lauern, ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr, die über die Maßen überrascht. Und wie sehr der Griff zur Pille, zum Gemütsaufheller oder zum glücklich machenden Appetitzügler so manchen tristen Familienalltag versüßen kann, davon sangen die Rolling Stones in „Mother’s little helper“ bereits Ende der Sechziger. In Arie Posins tragischer Satire Glück in kleinen Dosen / The Chumscrubber werden die Lebenslügen und Neurosen genüsslich ausgeweidet und in aberwitzige Szenen verpackt, um den wahren Zustand der amerikanischen Nation vor Augen zu führen – doch seit Der Eissturm /The Ice Storm oder American Beauty haben solche Gesellschaftsanalysen viel von ihrem Schrecken verloren.
In Hillside, einer kleinen Gemeinde im Herzen der USA, ist die Welt noch in Ordnung: Die Häuser sind allesamt schnuckelig anzusehen und die Bepflanzung scheint genau geschriebenen oder schlimmer noch ungeschriebenen Gesetzen zu entsprechen, die niemand in Frage stellt. In diesem Klima der Bürgerlichkeit, das der Traum jedes Politikers sein dürfte, wächst der Schüler Dean Stiffle auf (Jamie Bell spielt hier eine Art modernen James Dean, weswegen der Name der Figur beredter nicht sein könnte), der den Selbstmord seines Freundes Troy (Josh Janowicz), eines berüchtigten Drogendealers, verwinden muss, den er erhängt auffand. Von nun an hat Dean, der seinen besten – und einzigen – Freund verloren hat, nicht nur ein Problem, sondern gleich mehrere. Da ist beispielsweise sein Vater (William Fichtner), ein berühmter Psychologe, der fortan versucht, seinen Sohn mit plattester Küchenpsychologie zu therapieren und der ihn schließlich mit Psychopharmaka versorgt, die der Junge äußerst großzügig handhabt. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem Druck, dem sich Dean von anderer Seite ausgesetzt sieht. Denn Deans Mitschüler erpressen den Trauernden, weil sie hoffen, über ihn an Troys Drogenvorräte zu gelangen. Um ihren Forderungen schließlich etwas mehr Nachdruck zu verleihen, entführen sie den kleinen Charley(Thomas Curtis), den sie irrtümlich für Deans jüngeren Bruder Charlie (Rory Culkin) halten…

Das Grundthema und die Stimmung, der der Regisseur und Autor Arie Posin in seinem Langfilmdebüt Glück in kleinen Dosen / The Chumscrubber hat durchaus das Zeug zu einer groß angelegten Gesellschaftskritik einer Nation, die sich allem Anschein nach permanent auf Drogen befindet. Ein spannendes Thema, da auch von der hervorragenden Darstellerriege, die einiges an Prominenz versammelt, getragen wird. Dass der Film trotz guter Ansätze und einiger visueller Spielereien, die wirklich sehenswert sind, trotzdem nicht überzeugen kann, liegt vor allem an der Klischeehaftigkeit, die die wenigen wirklich innovativem Momente einiges an Originalität rauben, so dass zum Schluss das Gefühl überwiegt, man habe vieles woanders schon mehrmals – und zwar besser – gesehen.

Glück in kleinen Dosen

Dass hinter der gutbürgerlichen Fassade der Wohlanständigkeit und Rechtschaffenheit mitunter Abgründe lauern, ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr, die über die Maßen überrascht.
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Meinungen

Frido · 29.09.2006

Fande den Film super...
Er kippt langsam und wenn man nicht weiß worauf man gefasst sein muss, ganz schön mitreissend, nur das Ende ist miserabel, mein tipp:
Einfach 5 min früher rausgehen, dann hat es sich durchaus gelohnt!

· 30.09.2006

Klasse film keine frage.
gesellschaftlich passend in dieser krassen welt :-)

· 27.09.2006

seit langem der schelchteste film, den ich gesehen habe. der ansatz der gesellschaftskritik ist klar, aber die umsetzumg schon fast peinlich. null spannung, null anspruch, pure langeweile!!! außerdem finde ich es schade und verwunderlich dass sich schauspieler wie ralph fiennes und glenn close dafür hergegeben haben