Friends With Money

Eine Filmkritik von Verena Kolb

Eine düstere Momentaufnahme

Was stimmt bloß an Olivia (Jennifer Aniston) nicht? Sie ist hübsch und schlank, charmant und humorvoll, gutmütig und allem voran eine treue Seele. Sie hat eine Ausbildung als Lehrerin, hat dann jedoch gekündigt, als man sie zu sehr ausnutzte. – Seitdem läuft irgend etwas schief in ihrem Leben: Olivia jobbt als Putzfrau und nimmt selbst die lausigsten Angebote an; ihre große Liebe ist mittlerweile glücklich verheiratet, und sie schafft es einfach nicht, sich neu zu verlieben, sondern gerät immer wieder an die falschen Kerle. Hinzu kommt: Im Freundinnenkreis ist sie die einzige, die ohne richtigen Job und Mann ist.
Nicole Holofceners Friends with Money, der Eröffnungsfilm des diesjähren Sundance-Festival, blickt in den Alltag von vier langjährigen Freundinnen. Drei davon haben große Karrieren gemacht und die richtigen Männer geheiratet, sind wohlhabend, gut gekleidet und immer in guter Gesellschaft. Olivia ist die Ausnahme, das schwarze Schaf der Runde. Doch bald entdeckt sie, dass das Glück ihrer geldreichen Freunde nur Fassade ist und dass sich jeweils dahinter ein düsteres und unglückliches Leben versteckt.

Jane (Frances McDormand) hat mit ihrer Modekollektion die Boutiquen der Elite erobert; sie ist Mutter mit viel Zeit für ihren Sohn und dessen Freunde; und ihren Geburtstag feiert sie im Nobelrestaurant im Kreis ihrer Freunde. Eine von außen betrachtet doch erfolgreiche Biografie! Und dennoch, so zeigt der Blick auf ihre ungewaschenen Haare und die Aggression, die in jedweder Situation – ob beim Essen im Restaurant, beim Einparken oder in der Schlange vor der Supermarktkasse – zum Vorschein kommt, ist Jane hochgradig frustriert. Liegt das an Aaron, ihrem modebewussten Ehemann, der allgemein für schwul gehalten wird? Fühlt sie sich als Ehefrau vernachlässigt? – Dies geschieht vor allem Christine (Catherine Keener). Ihr Mann fragt weder danach, wie es ihr geht, noch kümmert er sich um die Nachbarn, mit denen es sich die beiden bestens verdorben haben, was Christine fast das Herz bricht. David spielt Christines Gefühle so lange herunter, bis sie ihn vor die Tür setzt. – Franny (Joan Cusack) dagegen führt eine glückliche Ehe, ist allerdings zu beschäftigt mit Fitnesstraining und Benefiz-Galas, als dass sie wirklich eine gute Freundin sein könnte.

Mit sensiblem und ungeschminktem Blick, mit viel Witz und spitzzüngigen Dialogen ist Holofceners Film eine hervorragende Momentaufnahme der weiblichen Oberschicht, die nicht verklärt und beschönigt, sondern realistisch und vor allem ehrlich ist. Eine Entwicklung zum happy end findet nicht statt, eine Lösung für die einzelnen Konflikte und Probleme ist nicht in Sicht. Die Figuren versuchen, sich mit ihren Lebenslagen abzufinden und irgendwie \"weiterzumachen\": Olivia scheint zwar, in Marty einen perfekten Freund für sich gefunden zu haben, aber wirklich glücklich ist sie nicht. Sie hat sich lediglich damit abgefunden, dass sie ihre Jugendliebe nicht mehr erobern kann. Christine fühlt sich nach der Trennung von David zwar besser, wirklich gut geht es ihr alleine jedoch noch lange nicht. Jane wäscht endlich einmal wieder ihre Haare, was Aaron sehr gefällt; ob sie allerdings ihre Unruhe und die alles überschattende Unzufriedenheit ablegen kann, ist eher unwahrscheinlich. Der Alltag der Freundinnen bleibt ein dumpfer Sumpf, von Belanglosigkeiten gekennzeichnet, von Schwierigkeiten belastet und von Unsicherheiten bedrückt. Und gerade dass und wie sie damit umgehen, macht dieses \"depressive Rudel\" zu liebenswerten und wundervollen Frauen, interpretiert von vier hervorragenden Darstellerinnen.

Friends With Money

Was stimmt bloß an Olivia (Jennifer Aniston) nicht? Sie ist hübsch und schlank, charmant und humorvoll, gutmütig und allem voran eine treue Seele.
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Meinungen

Was ist das denn für ein Mist? · 08.11.2006

ALso ich habe selten so was langweiliges gesehn wie diesen Film. ICh wundere mich nur dass soviele Kritiken im Bereich 7/10 schwärmen wie intelligent das ganze doch umgesetzt, und durch Humor in Szene gesetzt sei...
Waren diese Leute im selbem Film? Oder schämen Sie sich den Eintritt im Kino verschwendet zu haben? Der Film hat den Flair und den Intellekt einer VormittagsTalkshow, bei der jeglicher Aktionismus verboten wurde.

Daniel · 08.09.2006

Nachdem Besuch dieses Filmes weiß ich endlich, was "Ensemblekomödie" bedeutet:
Im Unterschied zu Komodie scheint diese Bezeichnung ein Chiffre für Bedeutungslosigkeit, Langweile, Spannungslosigkeit, flache Charaktäre und Lustlosigkeit zu sein...

Mike · 07.08.2006

Stimmt! Vielen Dank für den Hinweis.

Claudia · 07.08.2006

"Friends with money" ist kein Debüt-Film. Nicole Holofceners Erstling "Walking and talking" (ebenfalls mit Catherine Keener) kam bereits vor 10 Jahren in die deutschen Kinos.