Ender's Game - Das große Spiel (2013)

Eine Filmkritik von Gregor Torinus

Wenn aus Enders Spiel Ernst wird

Ender´s Game ist die Verfilmung des gleichnamigen Science-Fiction-Romans von Orson Scott Card aus dem Jahre 1985. Dem Buch, das hierzulande unter dem Titel Das große Spiel erschienen ist, wurden seinerzeit faschistische Tendenzen bescheinigt. Inzwischen ist der Roman rehabilitiert und wurde sogar von der American Library Association auf eine Liste von 100 für Jugendliche empfehlenswerte Bücher gesetzt und wird vom US Marine Corpse als Lektüre für Unteroffiziere und Offiziersanwärter empfohlen. Diese sehr unterschiedlichen Zielgruppen sind symptomatisch für den enormen Spagat, den das Werk wagt und der zumindest im Falle von Gavin Hoods recht hanebüchener Verfilmung eindeutig missglückt ist.

In der Zukunft sieht sich die Menschheit von bizarren außerirdischen Kreaturen bedroht. Die „Formics“ gleichen äußerlich gewaltigen Ameisen, sind jedoch zugleich eine technisch sehr avancierte Zivilisation. Vor 50 Jahren kam ihre Flotte der Erde bereits einmal bedrohlich nahe. Doch sie konnte von einem Verteidigungskommando unter Leitung des mittlerweile legendären Mazer Rackham (Ben Kingsley) abgewehrt werden. Nun wird ein erneuter Invasionsversuch der Formics befürchtet. Deshalb bildet Colonel Hyrum Graff (Harrison Ford) die klügsten Kinder des Planeten auf einer im All gelegenen Kampfschule für einen alles entscheidenden präventiven Erstschlag aus. In dem so schmächtigen, wie smarten Andrew „Ender“ Wiggin (Asa Butterfield) meint Graff den vielversprechendsten Kandidaten für einen neuen Mazer Rackham entdeckt zuhaben. Doch wird der kleine Junge der gewaltigen Aufgabe tatsächlich gewachsen sein?

Bei einer Dramaturgie, die in allen Einzelheiten der seit Krieg der Sterne (1977) bereits tausendfach im US-Kino bewährten Heldenreise im Sinne Joseph Campbells (The Hero with a Thousand Faces, 1949) folgt, ist die obige Frage natürlich rein rhetorischer Natur. Doch während Filme wie George Lucas Star Wars Epos die aus der Analyse unzähliger Mythen gewonnenen Erkenntnisse über eine gemeinsame narrative Grundstruktur recht frei variieren, geht Ender’s Game so rigide vor, wie ein Computerspiel. Ebene um Ebene muss sich der kleine Ender in der gnadenlosen Militärhierarchie und in Kampfübungen von zunehmender Schwierigkeit hochkämpfen, bevor er darauf hoffen darf den letzten und alles entscheidenden Spiellevel zu erreichen. Die herrschende Ideologie ist ganz klar und unmissverständlich militaristisch-faschistisch-sozialdarwinistisch. Da ein Mitfiebern bei solch einem Übelkeit erregenden Ideologie-Cocktail jedoch selbst vielen hartgesottenen Zuschauern nicht ohne ein schlechtes Gewissen möglich wäre, wurde dieses schlechte Gewissen gleich in den Film mit eingebaut.

Dem harten Hund Colonel Graff, der kein Hehl daraus macht, dass die auszubildenden Kinder für ihn nur Menschenmaterial sind, das für den höheren Zweck bedenkenlos geopfert werden darf, wurde Major Gwen Anderson (Violo Davis) an die Seite gestellt. Anderson ist offiziell dafür zuständig, die Kinder oder das, was von ihnen psychisch nach einem realen Kampfeinsatz noch übrigbleiben mag, so gut wie möglich wieder aufzubauen. Ihr eigentlicher Zweck innerhalb der Geschichte besteht jedoch darin, dem unwohlen Gefühl des Kinogängers bei der durch den Bombast-Score noch angefeuerten Freude an dem Aufstieg durch Härte und Kompromisslosigkeit eine Stimme zu geben. Deshalb beginnt Ender auch als Underdog, dem man anfangs nur wünschen kann sich gegen die ihn umgebenden Schweinehunde durchzusetzen. Aus diesem Grunde bildet Ender später auch ein Team aus allen Außenseitern und Unangepassten, wobei diese Begriffe reine Behauptung bleiben. Ist auch egal, denn selbst die Bildung eines Teams und das Zulassen von Vorschlägen von anderen dienen letztlich einzig Enders persönlichen Vorankommen.

Gegen Ende hin wird Enders Ritt an die Spitze jedoch derart moralisch bedenklich, dass gleich mehrere extreme Kunstgriffe zur Anwendung kommen, um das kleine Genie nicht nur im besten amerikanischen Sinne als Winner dastehen zu lassen, sondern zugleich auch noch als Unschuldslamm und als Gutmenschen. Das ist dann aber doch mehr, als auf jeden außerirdischen Ameisenpanzer passt und wenn einen Ben Kingleys Auftritt als gesichtstätowierter Maori-Weltraumheld noch nicht zum Lachen gereizt hat, dann tut es wahrscheinlich das finale Bild einer extraterrestrischen Ameisenkönigin mit herzerweichendstem Dackelblick.
 

Ender's Game - Das große Spiel (2013)

„Ender’s Game“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Science-Fiction-Romans von Orson Scott Card aus dem Jahre 1985. Dem Buch, das hierzulande unter dem Titel „Das große Spiel“ erschienen ist, wurden seinerzeit faschistische Tendenzen bescheinigt. Inzwischen ist der Roman rehabilitiert und wurde sogar von der American Library Association auf eine Liste von 100 für Jugendliche empfehlenswerte Bücher gesetzt und wird vom US Marine Corpse als Lektüre für Unteroffiziere und Offiziersanwärter empfohlen.

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Meinungen

Lara · 22.10.2013

Hinzu kommen die homophoben Tendenzen und die Pro-Folter Einstellung von Buchautor Card.
Er hat öffentlich verkündet, dass er seine Einnahmen des Films für eine Kampagne gegen Same-Sex Marriage verwenden will.

Schade, das Buch war an sich nicht total schlecht.