Ein verlockendes Spiel

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Unverschämter Charme

Diese Paraderolle hat sich George Clooney selbst auf den Leib geschrieben: den jungenhaften Draufgänger mit geradezu unverschämten Charme. Als Regisseur und Hauptdarsteller zeigt uns der Hollywoodstar eine Sportskanone in komödiantischer Hochform.
Clooney ist Dodge Conolly, ein begnadeter Footballspieler, dem es an nichts fehlt. Er ist schlagkräftig, hart im Nehmen und voller Verachtung für jede Regel: „Wir haben noch nie fair gespielt“, lautet das Credo des ebenso rauen wie listigen Burschen, den seine anarchistische Ader umso sympathischer macht. Zu dumm, dass Dodges Verein Pleite macht und es mit dem Profi-Football insgesamt bergab geht. Wir schreiben das Jahr 1925, da ist vieles anders als heute. Merkwürdigerweise ziehen College-Mannschaften, also Amateure, Zehntausende von Besuchern an, während die, die davon leben wollen, von einer Kuh beglotzt werden.

Dodge rettet seinen Verein, indem er den College-Star Carter Rutherford (John Krasinski) anheuert. Der blickt beim Spiel ums große Geld noch nicht durch, hat aber trotzdem schon eine dunkle Vergangenheit. Für die interessiert sich die ebenso blonde wie scharfzüngige Journalistin Lexie Littleton (Renée Zellweger). Die Sportreporterin steht in der damaligen Männerdomäne ihre Frau und kann es in puncto Schlagfertigkeit sogar mit Dodge aufnehmen. Kein Wunder, dass die hübsche Lexie sowohl Carter wie Dodge den Kopf verdreht. Damit beginnt ein Spiel, das genauso wenig Regeln kennt wie der Football in den „Goldenen Zwanzigern“.

Es gibt einige zeitgeschichtliche Elemente in dieser romantischen Komödie. Sie haben nicht nur mit den im historischen Stil nachgemachten Fotos und der ganzen, herrlich antiquierten Optik des Films zu tun. Für das Drehbuch haben die Autoren Duncan Brantley und Rick Reilly, zwei Sportreporter, die Geburtsstunde des Profi-Footballs recherchiert, wo sie auf wilde Kerle, trinkfeste Gesellen und unglaubliche Eskapaden von Spielern mit Pseudonymen wie „Johnny Blood“ stießen. Aber George Clooney merkte bald, dass Ein verlockendes Spiel / Leatherheads als bloßer Sportfilm nicht funktionieren würde. Er schleuste die recherchierten Fakten und das ganze Milieu daher in das Genre der Screwball-Komödie der 1930er und 1940er Jahre ein. Zu dem Kampf ums runde Leder-Ei, zu den Besäufnissen und Prügeleien gesellen sich also die Waffen einer Frau. Das funktioniert erstaunlich gut, unter anderem auch deshalb, weil die zierliche Lexie beinhart sein kann und der raubeinige Dogde butterweich.

Renée Zellweger liefert sich hinreißende Rededuelle mit George Clooney und bietet dem kraftstrotzenden Charmeur bis zum Schluss die Stirn. Vor allem, wenn Clooney Sprüche ablässt wie den, dass gewisse Berufe immer Männern vorbehalten bleiben würden. Aber natürlich geht es nicht wirklich um Machotum oder Emanzengehabe. Und es geht auch nicht darum, dass Clooney in seiner dritten Regiearbeit nach Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind und Good Night, And Good Luck erneut einen völlig neuen Stil ausprobierte. Es geht darum, dass erwachsene Männer in diesem Film kleine Jungs sein dürfen – ohne jeglichen pädagogischen Hintersinn. Hier gibt es keine Lehrjahre, kein Hörner abstoßen, keine heimliche Moral. „Einem Footballspieler ist alles erlaubt“, sagt Lexie einmal. Es herrschen eben keinerlei Regeln. Und dass sich dieser Sport dadurch fortentwickeln sollte, dass er dieselben einführte, das liegt gottseidank jenseits des Leinwandgeschehens. Die Jungs und das Mädchen haben einfach ihren Spaß. Genauso wie George Clooney. Der nimmt sich mit der ersten Arbeit seiner eigenen Produktionsfirma Smokehouse die Freiheit, das zu tun, was er besonders gut kann: auf den Spuren von Cary Grant zu wandeln.

Ein verlockendes Spiel

Diese Paraderolle hat sich George Clooney selbst auf den Leib geschrieben: den jungenhaften Draufgänger mit geradezu unverschämten Charme. Als Regisseur und Hauptdarsteller zeigt uns der Hollywoodstar eine Sportskanone in komödiantischer Hochform.
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