Driver (1978)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Ein Leben für das Gaspedal

Nein, nicht Drive, sondern „nur“ eine offensichtliche Inspiration für jenen Film, bezogen zum Beispiel auf die spärlichen Dialoge, das Noir-getränkte Geschehen und natürlich die qualmende Auto-Action. Regisseur Walter Hill bedient sich der Thrills von The Getaway oder French Connection und verweigert sich gleichzeitig einer konventionellen filmischen Ausgestaltung. Der Driver von Driver, Ryan O’Neal, ist mehr ein Typ als ein wirklicher Charakter, seine identitätslose Coolness strömt durch den ganzen Film und erfasst selbst die weiteren Personen.

Der Driver ist der Fluchtfahrer, Isabelle Adjani beobachtet ihn dabei, Bruce Dern spielt den Detektiv und Ronee Blakely besorgt die Jobs. Egal wer in dem Film auftaucht, man erfährt kaum mehr als seine/ihre Funktion. Karge Dialoge, lange Einstellungen und stumme Stimmungen. Niemand hier trägt einen Namen, jeder erfüllt passgenau seine Rolle – eine Art Schachanordnung in Sachen Film Noir. Auch Ein stahlharter Mann zeugt von Hills Faible für enigmatische Oberflächen, doch hier geht diese Agenda nochmal weiter. Driver stellt sich ganz in den Dienst seiner Hauptfigur und zieht diese Antihelden-Nummer konsequent durch.

Dass der Film eher respektiert als geliebt wird und 1978, seinem Erscheinungsjahr, weitgehend unterging, ist daher eigentlich nur logisch. Die komplette Geschichte passt auf jedes DVD-Cover, Spannung ist gar nicht, die Figuren tangieren einen nicht mal am Rand und wenn dann man geredet wird, schwingt eine Künstlichkeit mit, die ebenfalls nicht unbedingt die Hand Richtung Publikum ausstreckt. Driver ist ganz schön viel Nichts, was aber natürlich auch wieder anziehend wirkt, weil dieser unbedingte Stilwillen, diese bewusst distanzierende Kühle von ungeheurem Wagemut zeugt. 1978, das war sogar noch vor Die Warriors, da könnte man eigentlich denken, dass Walter Hill sich auch mal finanziell beweisen wollte.

Das einzige, was hier kommerziell wirkt (und trotzdem äußerst gelungen ist), sind die Actionszenen – die einzigen Momente in dem Film, in dem richtig der Puls geht. Auch das ist natürlich Absicht, einmal wieder bezogen auf die Hauptfigur, die nur mit Gaspedal richtig zum Leben erwacht, und dann aber sicher ebenso als Zugeständnis an die Produzenten, die damit ein triftiges Vermarktungsargument bekommen. Die Autoverfolgungen sind klar, rasant und absolut mitreissend. Zwar fehlen Hill natürlich die formalen Möglichkeiten für eine „hautnahe“ Achterbahnfahrt, doch trotzdem ist das alles ungemein dynamisch. Dass Need for Speed sich zumindest am Anfang ganz explizit auf diese Art der Inszenierung berufen hat, spricht auf jeden Fall dafür, dass realistische Beulen genauso überzeugen können wie CGI-lastiges „point of view“-Geschüttel.

Letztendlich ist Driver mindestens sehenswert, egal wie heiß der Tee sein muss, den man dazu schlürft, und zeugt nicht nur von der eigenwilligen Handschrift seines Regisseurs, sondern behauptet sich auch im gehobenen New-Hollywood-Mittelfeld, da wo zum Beispiel Fluchtpunkt San Francisco einen gar nicht mal so unähnlichen Ansatz verfolgt. Die deutsche Blu-Ray von Studiocanal bietet ein sehr gutes Bild (mit Griesel — kreisch!) und sehr guten Ton, was glatt verzeihen lässt, dass die Extras lediglich aus seinem sinnlosen alternativen Anfang und Trailern bestehen. Der isolierte (und sehr gute) Score von Michael Small, der auf der US-BD noch anwesend ist, fehlt hierzulande leider völlig.
 

Driver (1978)

Nein, nicht „Drive“, sondern „nur“ eine offensichtliche Inspiration für jenen Film, bezogen zum Beispiel auf die spärlichen Dialoge, das Noir-getränkte Geschehen und natürlich die qualmende Auto-Action. Regisseur Walter Hill bedient sich der Thrills von „The Getaway“ oder „French Connection“ und verweigert sich gleichzeitig einer konventionellen filmischen Ausgestaltung.

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