Discopath

Eine Filmkritik von Martin Beck

"Bei Discomusik dreht der Kerl durch"

Keine Frage, bei Discopath wird ein guter Teil der Leser dieser Zeilen bereits nach fünf Minuten die Stopptaste drücken, oder zumindest vorspulen, um sich zu vergewissern, ob der hier aufgetischte Käse auch weiterhin so streng riecht. Die Antwort: ja. Das geht ständig so weiter, bis zum bitteren Trash-Ende, und richtet sich damit ausschließlich an bleiche Eckensitzer, die bei der Inhaltsangabe (=ein Psychopath dreht immer dann durch, wenn er Discomusik hört) in leicht sprühendes Kichern verfallen.
Ein mit Discoklängen garnierter Slasher also, angesiedelt in New York und Montreal 1976. Eigentlich komisch, dass niemand zur tatsächlichen Hochzeit von Disco und Slasherfilmen auf diese Verbindung kam. Prom Night passt ein bisschen, der indische Disco Dancer tötet immerhin mit einer E-Gitarre und Das Phantom im Paradies behauptet, dass Musik irre macht, doch eine direkte Verbindung zwischen „I was made for loving you“ und Rübe ab fehlte bisher. Bisher. Bis zu Regisseur Renaud Gauthier und einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne.

Filme wie Discopath sollten aufstrebenden Regisseuren Mut machen, denn wenn es solch grenzdebiler Grindhouse-Schmodder schaffen kann, ist einfach alles möglich. „Er wird wieder zuschlagen. Er braucht nur ein bisschen Musik“ — na klar, und bei den selbstgeschriebenen „Rezensionen“ des Labels heißt es dann dazu, dass hier der Geist von Maniac atmet. Oder vielleicht auch der von Dario Argento, denn die Morde, hui, die sind tatsächlich ziemlich abgefahren. Eine Frau verendet unter dem Glasboden einer Disco, der Kopf einer Frau dreht sich auf einem Plattenteller, abgebrochenes Vinyl dient als Waffe, undsoweiter…

Die Todesszenen, von denen es zum Glück einige gibt, sind wirklich ein guter Grund für Discopath, weil dann nämlich die unterirdischen Schauspieler endlich mal die Klappe halten und gebannt der durchaus effektiven Verbindung von Blut und bummernden Bässen beiwohnen. Doch oh weh, auch die schönste Abschlachtung ist irgendwann einmal vorbei, und dann geht’s halt wieder weiter mit der schmierigen Amateurinszenierung, die ihr geballtes Unvermögen mit dem seit einigen Jahren vehement ausgedienten Grindhouse-Deckmantel begründen will.

Hölzerne Mimik, schlecht geschriebene Rollen und ein Hauptdarsteller (Jeremie Earp-Lavergne), der eher bockig als böse erscheint. Dazu werden dann „Vintage“-Kameras eingesetzt (=es grieselt in der Nacht), praktisch jeder Dialog tut weh — auch bedingt übrigens durch die grausame deutsche Synchro — und das richtige Wort für das Finale ist wohl „low key“: Zwei Polizisten rennen hinter dem Bösen her und feuern aus drei Metern ständig vorbei. Was durchaus zu Gelächter anregt, sofern man denn einige Promille im Blut hat und Discopath als die Parodie erkennt, die der Film trotz aller Ernsthaftigkeit, mit der hier gewurschtelt wird, so gerne sein möchte.

Noch einmal: Es geht hier um einen Killer, dessen Trieb durch Discobeats angefeuert wird. Und das traumatische Ereignis dazu, das natürlich in einer Rückblende ausgebreitet wird, fußt auf dem Vater, der durch Discomusik umgekommen ist. Aaah, ja, natürlich. Mein Damen und Herren, Sie wurden gewarnt.

Discopath

Keine Frage, bei „Discopath“ wird ein guter Teil der Leser dieser Zeilen bereits nach fünf Minuten die Stopptaste drücken, oder zumindest vorspulen, um sich zu vergewissern, ob der hier aufgetischte Käse auch weiterhin so streng riecht. Die Antwort: ja.
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