Die Unerzogenen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Einsamkeit der Grenzenlosigkeit

Seine Eltern sucht man sich nicht aus, heißt es im Allgemeinen, doch bei allen unzufriedenen Tendenzen, die gerade Teenager gewöhnlich aufweisen, trifft es dieses 14jährige Mädchen wirklich besonders hart. Stevie (Céci Chuh) sieht sich mit ihrer Mutter Lily (Pascale Schiller) und ihrem Vater Axel (Birol Ünel), permanent herumvagabundierenden Alt-Hippies, die ständig in illegale Aktionen verstrickt sind und ihre existentiellen Sorgen wenig ernst nehmen, wahrhaft gestraft, denn ein halbwegs stabiles, gesichertes Leben mit Freunden und all den anderen sonst selbstverständlichen Dingen, die sich ein heranwachsendes Mädchen wünscht, bleibt ihr unter diesen Umständen verwehrt. Als die chaotische Familie schließlich von Portugal in eine deutsche Kleinstadt zieht, wo sie ein geerbtes Haus bezieht, hegt Stevie, die sehr früh mit Verantwortung für ihre Eltern übernehmen muss anstatt von ihnen umsorgt zu werden, große Hoffnungen, künftig ein bleibendes Zuhause zu haben und an der neuen Schule das zu führen, was als ganz normales Leben bezeichnet wird. Um die unangenehmen Wahrheiten über ihre Familie zu verschleiern und mit einem coolen Image zu starten, gibt sie sich als weit gereiste Diplomatentochter aus, doch diese Lüge lässt sich nicht unbegrenzt aufrechterhalten. Zudem geraten die Zustände im neuen Heim, das zunehmend mit verdrehten Folks und Freaks aus dem Bekanntenkreis der Eltern bevölkert wird, wiederum in ein turbulentes, kriminelles Durcheinander, so dass Stevie restlos mit ihrer Situation überfordert ist. Sie beginnt zu begreifen, dass ihr ganz eigener Weg mit ihren Vorstellungen von einem würdigen Leben nur dann möglich wird, wenn sie sich von ihren Eltern entfernt – und das ist nicht einfach, wenn man erst 14 ist und kaum Unterstützung findet …
Die Unerzogenen ist das Spielfilmdebüt der Regisseurin Pia Marais, die durchaus auf eigene, allerdings positive Erfahrungen ihrer Kindheit zurückgreifen konnte, als sie die Figur der Stevie mit einer bewegenden Céci Chuh inszenierte: „Meine Eltern waren Hippies, und ihr chaotisches Leben hat mir immer als lebendige Inspirationsquelle gedient“, verrät sie im Presseheft. Doch innerhalb ihrer Geschichte ging es ihr darum, aus der Sichtweise des jungen Mädchens zu zeigen, wie ungeheuer schwierig es ist, angesichts fehlender Grenzen und zu früher Verantwortung eine eigene, zuverlässige Identität zu entwickeln, auch wenn dies mit schmerzlichen Entscheidungen verbunden ist.

Einige Nominierungen und Auszeichnungen auf Festivals wie den Best First Feature Award in Durban 2007 und den Crossing Europe Award in Linz 2007 konnte der Film bereits verbuchen, dessen Weltpremiere beim Tiger Awards Wettbewerb in Rotterdam dieses Jahres stattfand – und prompt gewann er den Preis. Es sind vor allem die beachtlichen Leistungen der Akteure, die Die Unerzogenen zu einem Film werden lassen, dessen Intensität und Ambivalenz den Zuschauer berühren, ohne ihm ein Urteil aufzudrängen. Ein sehenswertes Debüt, das einige dringliche Fragen zu den sich wandelnden Rollen von Eltern und Kindern innerhalb unserer Gesellschaft und ihren Konsequenzen aufwirft.

Die Unerzogenen

Seine Eltern sucht man sich nicht aus, heißt es im Allgemeinen, doch bei allen unzufriedenen Tendenzen, die gerade Teenager gewöhnlich aufweisen, trifft es dieses 14jährige Mädchen wirklich besonders hart.
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Meinungen

unknown · 27.07.2009

die kleine "stevie" ist doch ne heiße schnecke...... ;-)

· 06.01.2008

grau, trist, langweilig, überflüssig