Die Piraten - Ein Haufen merkwürdiger Typen

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Knetmännchen Ahoi!

Wir schreiben das Jahr 1837, die Weltmeere sind noch nicht in allen Ecken erforscht und befriedet, Charles Darwin muss seine Theorien über die Vererbungslehre noch ein wenig mit Material unterfüttern, und Königin Victoria, die gerade frisch den Thron des Vereinigten Königreichs bestiegen hat, hasst Piraten. Ausdrücklich und nachdrücklich sagt sie das und handelt entsprechend.
Aus dem bequemen London gesehen mag es also nicht als die leichteste Zeit für Freibeuter erscheinen, aber der Piratenkapitän Pirate Captain und seine hochgradig generisch benamste Crew (vom „Piraten mit dem Schal“ bis hin zum „erstaunlich kurvigen Piraten“ ist alles dabei, und der Papagei heißt Polly) lassen sich dadurch nicht stören. Obgleich er schon in den letzten Jahren weit abgeschlagen war, will sich Pirate Captain auch nicht davon abhalten lassen, beim Wettbewerb zum Pirat des Jahres mit anzutreten, auch wenn seine Konkurrenten Black Bellamy und Cutlass Liz deutlich bessere Karten, weil: größere Beutemengen haben.

Wem das nur ein wenig albern vorkommt, sollte sich für noch größere Mengen Unsinn mit ein wenig Rum und ähnlich angemessenen Getränken wappnen: Die Piraten — Ein Haufen merkwürdiger Typen kommt aus dem Hause Aardman, das auch für Chicken Run – Hennen Rennen und die Wallace & Gromit-Filme verantwortlich zeichnet, und das verspricht außer bezaubernden Knetfiguren vor allem stilistisch sichere und filmhistorisch fundierte Albernheiten in ziemlich hoher Frequenz. Allein schon die Montagesequenz von Pirate Captain auf der Jagd nach Beute: Stets schwingt er sich mit dem Seil elegant und motiviert aufs Deck des gekaperten Schiffes – und landet erst auf einem Schiff mit Leprakranken, dann inmitten einer Kindergruppe beim Schulausflug und schließlich auf einem Geisterschiff, das sich prompt in Luft auflöst.

Regisseur Peter Lord hat seit Chicken Run nicht mehr selbst Regie geführt, war aber vor allem als Produzent in der Zwischenzeit sehr fleißig. In Die Piraten — Ein Haufen merkwürdiger Typen belässt er es nicht dabei, das Genre des Piratenfilms auf die Schippe zu nehmen – obgleich dies natürlich ausführlich und mit viel Liebe und Detailfreude geschieht –, er bringt den Film auch in eine noch etwas andere, eher eigene Richtung. Denn die Piraten begegnen in einer historisch etwas unpräzisen Wendung tatsächlich Charles Darwin und reisen mit ihm zusammen nach London. Worum es dabei geht, ist insgesamt völlig unglaubwürdig und ein bisschen meschugge, so dass man den sympathischen Figuren nicht recht folgen mag. In diesem Teil merkt man dem Film auch an, dass ihm sein Thema fehlt, eine Blaupause, an der der Humor sich abarbeiten könnte, und so gibt es hier eine lange Abfolge von mehr oder minder motivierten Verfolgungsjagden und Slapstickszenen.

Das ist, wohlgemerkt, lange genug flott, bis der Film im letzten Drittel dann wieder Wind aus ganz neuer Richtung in die Segel bekommt. Da hat er sich längst vom Piratenfilm per se verabschiedet und segelt nun in den völlig freien Gewässern absurder, mit den Mitteln des Steampunk hantierender fiktionaler Geschichte. Worum es geht, soll nicht verraten werden; aber man darf Lord schon dafür gut finden, dass er irgendwann alle Prätention fallen lässt und einfach drauflos fabuliert, wie man es ohne teure Spezialeffekte womöglich nur kann, wenn man statt mit Menschen mit kleinen Plastikmännchen filmt.

Gleichwohl ist die Geschichte in Die Piraten — Ein Haufen merkwürdiger Typen zu keinem Zeitpunkt das wirklich entscheidende. Was den Film so brüllend komisch macht, ist neben dem schieren Slapstick – schon vor dem Vorspann verbrät Lord mehr Ideen, als die meisten Filme über 90 Minuten hätten – und der völligen Realitätsuntauglichkeit seiner Hauptfiguren vor allem die überbordende Lust am komischen Detail. In jeder Ecke steht noch ein visueller Scherz herum, jedes Plakat macht einen Kalauer, und irgendwo zwischendrin: ein Goldstücke kotzender Wal.

Natürlich ist das ein wenig infantil, immer wieder auf beste britische Weise grotesk, und insgesamt sehr unterhaltsam, auch wenn – anders als etwa bei Chicken Run oder den besseren Filmchen von Wallace & Gromit – man das Kino mit dem Gefühl verlässt, jetzt eher leichte, schnelle Unterhaltungssnacks zu sich genommen zu haben und kein lange vorhaltendes Mahl, an das man sich immer wieder gerne erinnert.

Schade ist’s schon, vielleicht auch aus diesem Grund: Der Film basiert auf dem ersten Roman einer ganzen Reihe von Piratengeschichten, die Gideon Defoe verfasst hat. The Pirates! In An Adventure With Scientists heißt das Buch im Original, und aus der Serie gäbe es auch noch The Pirates! In An Adventure With Communists. Karl Marx, vom Hause Aardman animiert – doch, das würde man sich auf jeden Fall gerne ansehen.


Die Piraten - Ein Haufen merkwürdiger Typen

Wir schreiben das Jahr 1837, die Weltmeere sind noch nicht in allen Ecken erforscht und befriedet, Charles Darwin muss seine Theorien über die Vererbungslehre noch ein wenig mit Material unterfüttern, und Königin Victoria, die gerade frisch den Thron des Vereinigten Königreichs bestiegen hat, hasst Piraten. Ausdrücklich und nachdrücklich sagt sie das und handelt entsprechend.
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Meinungen

Stefan · 22.03.2012

Und hier kann sich sogar jeder nicht nur ein Schnitzel freuen, sondern noch absahnen, denn bei Vorlage der Kinokarte zum Film Piraten ein Haufen merkwürdiger Typen gibt Sony Pictures in Zusammenarbeit mit dem Piratenrestaurant Berlin einen aus, denn egal in welchem Kino der Film gesehen wird, kann in der Hauptstadt Metropole Berlin ein Schnitzel kostenfrei im Piratenrestaurant abgeholt werden...

Bundesweite Aktion: Bei Vorlage der Kinokarte kostenloses Schnitzel in Berlin für Berlin Besucher…

Jetzt startet Ende März der Film Piraten ein Haufen merkwürdiger Typen im Kino, mit Sony Pictures hat jeder Kinogast die Möglichkeit bei Vorlage der Kinokarte, egal in welchem Kino er war (bundesweit nehmen alle Kinos daran teil), ein Gratis – Schnitzel im Piratenrestaurant Berlin zu erbeuten. An der Aktion nehmen alle Kinos bundesweit teil, also auch für Berliner Touristen und Besucher interessant.