Der Räuber

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Robber's High

Am Anfang ist er ein Kreisläufer. Johann Rettenberger (Andreas Lust) ist wegen versuchten Raubes inhaftiert worden und dreht nun auf dem eng begrenzten Raum des Gefängnishofes seine Runden. Und wenn die Zeit vorüber ist, steigt er in seiner Zelle auf das Laufband und trainiert dort weiter. Vollkommen klar, dieser Mann ist ein Besessener. Auch nach seiner Haftentlassung trainiert Rettenberger weiter. Und er nimmt seine Raubzüge wieder auf. Weil eben beides zu seinem Leben gehört, weil er hierdurch den Kick erhält, den er braucht. Dann trifft er Erika (Franziska Weisz), eine Freundin von früher, die ihn bei sich wohnen lässt und mit der sich langsam eine Liebesbeziehung entwickelt. An seinem Leben ändert sich dadurch aber nichts, Rettenberger kann es nicht lassen, weder das Laufen noch die Banküberfälle und bringt sich damit immer wieder in große Gefahr. Als ihn schließlich Erika an die Polizei verrät, nachdem sie herausgefunden hat, dass er der gesuchte Serienbankräuber ist, gelingt ihm die Flucht. Doch wohin soll er sich nun wenden? Rettenberger läuft und läuft und läuft…
Konsequent verweigert Regisseur Benjamin Heisenberg in seinem extrem gelungenen Film jede Psychologisierung, sondern hebt das Ganze auf eine eher philosophische Ebene. Es geht weniger darum, die Motivationen von Johann Rettenberger zu beschreiben, sondern einen Menschen darzustellen, der zwei Seiten in sich trägt – die eines Läufers und die eines Räubers. Und bei beiden Aspekten dieser Persönlichkeit geht es um Verschmelzung mit dem großen Ganzen, geht es um Auflösung, wie Benjamin Heisenberg es in der Pressekonferenz bei der Berlinale erläuterte. Es geht bei den Läufen und bei den Raubzügen nicht um den Erfolg oder das Geld, sondern um das, was Rettenberger empfindet, wenn Adrenalin und Endorphin durch seinen Körper schießen. Dann und nur dann ist er ganz bei sich. Das macht ihn aus.

Der Räuber ist ein sehr präzis beobachteter, niemals lauter Film mit einem exzellenten Hauptdarsteller Andreas Lust, dem man in jedem Moment den besessenen Läufer abnimmt, mit einer überaus flexiblen und dynamischen Kamera, die mühelos zwischen Szenen voller Dynamik und nahezu unbewegten Stativaufnahmen hin und her wechselt. Ebenfalls beachtlich und mit für die sogartige Wirkung des Films verantwortlich sind das Sounddesign und die Musikuntermalung, die sich jeden Kommentars – etwa durch die Texte – enthält und die dennoch die Stimmungen und Gefühlslagen des äußerlich ungerührten Mannes genau beschreibt. All dies zusammen ergibt einen äußerst gelungenen Film, den man unbedingt gesehen haben sollte.

Der Räuber

Am Anfang ist er ein Kreisläufer. Johann Rettenberger (Andreas Lust) ist wegen versuchten Raubes inhaftiert worden und dreht nun auf dem eng begrenzten Raum des Gefängnishofes seine Runden. Und wenn die Zeit vorüber ist, steigt er in seiner Zelle auf das Laufband und trainiert dort weiter.
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Meinungen

peti · 02.02.2013

Toller Film, wenn man nicht nur aktion mag und dennoch Spannnung nicht vermissen wird, die Musik tut ihres dazu. Ein Film der Aufmerksamkeit verdient, weg vom Mainstream - anspruchsvoll und sehr gute Umsetzung! Ich bin begeistert.

cordula · 15.03.2010

Beklemmend und in den Bann ziehend, auch wenn laufen gar nicht mein Thema ist. Diese Konsequenz, diesen unbeugsamen Willen und Drang finde ich sehr faszinierend bei gleichzeitig auch sehr zarten Momenten. Danke für einen wirklich guten Film!!

Snacki · 10.03.2010

Sehr guter Beitrag, spannend, gut aufgelöst. Es muss nicht immer hinter allem ein Sinn sein!

Jan Berlin · 23.02.2010

Ist langsamer als man denkt und doch sehr packend. Die Musik fand ich wahnsinnig gut eingesetzt. Auf jeden Fall reingehen.

Volker Schwarz · 22.02.2010

Absolut spannendes Thema, muss ich als Läufer natürlich gesehen haben