Dead Man (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von der Ambivalenz kultureller Brüche

In der Hoffnung, dort eine Anstellung als Buchhalter zu bekommen, reist der zurückhaltende, unbeholfen wirkende William Blake (Johnny Depp) mit dem Zug von Cleveland nach Machine an der Westküste. Doch der Fabrikant John Dickinson (Robert Mitchum), den er diesbezüglich aufsucht, verspottet und vertreibt ihn lediglich, so dass Blakes Pläne destillieren und er froh ist, bei der einstigen Hure Thel Russell (Mili Avital), einer Zufallsbekanntschaft, unterzukommen. Diese Begegnung jedoch besiegelt bald das Schicksal beider, denn unerwartet taucht nun Thels früherer Geliebter Charlie Dickinson (Gabriel Byrne) auf und feuert ihr eine tödliche Kugel ins Herz, die auch Blake verwundet, der den Sohn des Fabrikanten daraufhin in Notwehr erschießt und flieht, von nun an steckbrieflich gesucht und mit einer bedrohlichen Verletzung in seiner Brust belastet.
So wird aus dem ursprünglich harmlosen, unschuldigen Blake ein von einigen Kopfgeldjägern Verfolgter, der nun immer wieder zur Waffe greift und tötet, unrettbar verloren, aber widerständig. Doch bald trifft er auf den von seinem Stamm verstoßenen, durch die Gegend vagabundierenden Blackfoot Nobody (Gary Farmer), der sich um den bewusstlosen Flüchtigen kümmert und in ihm eine Verkörperung des englischen Dichters William Blake zu entdecken glaubt, dessen Poesie ihn seit seinen früheren Zeiten in England fasziniert, wohin er als Kind entführt wurde, um als Kuriosität zur Schau gestellt zu werden. Aus den beiden Männern werden Verbündete im Kampf ums Überleben, und es ist der fürsorgliche Nobody, der den dahinsiechenden Blake pflegt und schließlich sogar schmückt, damit dieser würdig die allerletzte Reise seines und aller Leben antreten kann.

Vom Werk des Malers und Poeten William Blake (1757-1827) inspiriert, der seinerzeit mit seiner humanistisch orientierten Naturmystik erst spät Anerkennung fand, erscheint Dead Man zwar mit zahlreichen genretypischen Merkmalen vordergründig als Western. Doch diese merkwürdige filmisch-philosophische Konstruktion aus der Feder und unter der Regie von Jim Jarmusch mit der eigens dafür komponierten und schwelend gitarrenlastig intonierten Musik von Neil Young, der dem bereits als tot geltenden Mann sein ureigenes Thema verpasst, markiert letztlich einen drastischen Abgesang auf den filmischen Mythos der US-amerikanischen Eroberungsgeschichte des so genannten Wilden Westens. Mit schleppender Schwermut, feinsinnigem Humor und morbider Zärtlichkeit kommt Dead Man mit seinem wunderbaren Ensemble illustrer Filmgrößen als stimmungsvolles Epos über ein gewöhnliches Leben und dessen ungewöhnlichen Weg in den Tod daher, dessen Symbolismus sowohl die Schönheit als auch das Verbrechen bedeutsamer kultureller Brüche transportiert.

Dead Man (Blu-ray)

In der Hoffnung, dort eine Anstellung als Buchhalter zu bekommen, reist der zurückhaltende, unbeholfen wirkende William Blake (Johnny Depp) mit dem Zug von Cleveland nach Machine an der Westküste. Doch der Fabrikant John Dickinson (Robert Mitchum), den er diesbezüglich aufsucht, verspottet und vertreibt ihn lediglich, so dass Blakes Pläne destillieren und er froh ist, bei der einstigen Hure Thel Russell (Mili Avital), einer Zufallsbekanntschaft, unterzukommen.
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