Das Haus an der Friedhofsmauer

Eine Filmkritik von Falk Straub

Leichen im Keller

Was ihre Effekte betrifft, haben Horrorfilme ein ähnlich frühes Verfallsdatum wie Science-Fiction. Wie gut oder schlecht Lucio Fulcis Das Haus an der Friedhofsmauer gealtert ist, können Fans und all jene, die es werden wollen, auf der großen Leinwand überprüfen. Die Geschichte um einen Historiker, der mit Frau und Kind ein heimgesuchtes Haus in Neuengland bezieht, kommt 34 Jahre nach ihrem Deutschlandstart erneut in die Kinos.
Lucio Fulci fackelte bekanntlich nicht lange. Auch in seinem Haunted-House-Schocker aus den 1980ern kommt der Italiener gleich zur Sache. Wir blicken auf einen Grabstein, Hunde heulen in der Nacht, die Musik schwillt bedrohlich an. Langsam fährt die Kamera nach rechts und offenbart den Blick auf das titelgebende Gebäude. Drinnen schlüpft eine junge Blondine in ihr Oberteil, wartet auf Antwort ihres Freunds. Doch der baumelt bereits blutüberströmt mit einer Schere im Herz an einer Tür. Ein kurzer Schrei, dann hat auch die Frau ein Messer im Kopf, bevor verfaulte Hände sie davonschleifen. Drei Minuten. Mehr braucht Lucio Fulci für diese blutrote Exposition nicht. Dann rollen die Titel.

Es war nicht der erste Mord in diesem verfluchten Refugium, und es soll nicht der letzte bleiben. Der junge Historiker Norman Boyle (Paolo Malco) zieht mit seiner Frau Lucy (Catriona MacColl) und seinem neunjährigen Sohn Bob (Giovanni Frezza) von New York nach Neuengland, um dem mysteriösen Selbstmord seines Vorgängers auf den Grund zu gehen. Die kleine Mae (Silvia Collatina) versucht die Familie zu warnen. Doch außer Bob kann das gleichaltrige Mädchen niemand sehen. Bis Norman schließlich hinter das Geheimnis kommt, stapeln sich im Keller die Leichen.

Drei Tage nach Halloween bringt Drop-Out Cinema den Fulci-Klassiker wieder auf die große Leinwand. Wer nuancierten Horror erwartet, sollte sich den Kinobesuch sparen. Der 1996 verstorbene Italiener war zeitlebens nie für seine Subtilität bekannt. Auch seinem Spukhaus rührt Fulci die für ihn typische Portion Splatter und Gore unter. Kameramann Sergio Salvati hält genüsslich drauf, wenn Küchenmesser aufblitzen und tief in ihre Opfer dringen. Schnelle Zooms auf aufgerissene Münder, Augen und Leiber besorgen den Rest. Dreieinhalb Jahrzehnte nach seiner Entstehung hält sich der Schockeffekt allerdings in Grenzen. Gemessen an heutigen Standards wirkt bereits das knallrote Blut aus der Zeit gefallen. Und die Attacke einer Fledermaus amüsiert mehr, als zu verstören.

Aber auch das gehört zu einem echten Fulci. Denn der Drehbuchautor und Regisseur legte stets mehr Wert aufs aggressive Ganze denn aufs feine Detail. Da verwundert es kaum, dass Walter Rizzatis Musik gegen Ende einer Szene stets noch einmal dramatisch anhebt, um im Anschluss abrupt zu verstummen. Die krude Geschichte, in der einige Charaktere lediglich die Funktion erfüllen, dem Monster zum Opfer zu fallen, hangelt sich da schon längst nur noch von Schauwert zu Schauwert. Fans wird es nicht stören. Und Neugierige, die bislang noch nichts von Lucio Fulci kennen, könnten sich am (mittlerweile) trashigen Charakter des Films erfreuen.

Das Haus an der Friedhofsmauer

Was ihre Effekte betrifft, haben Horrorfilme ein ähnlich frühes Verfallsdatum wie Science-Fiction. Wie gut oder schlecht Lucio Fulcis „Das Haus an der Friedhofsmauer“ gealtert ist, können Fans und all jene, die es werden wollen, auf der großen Leinwand überprüfen. Die Geschichte um einen Historiker, der mit Frau und Kind ein heimgesuchtes Haus in Neuengland bezieht, kommt 34 Jahre nach ihrem Deutschlandstart erneut in die Kinos.
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