Das Festmahl im August

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Gianni, Mittfünfziger und leidenschaftlicher Weißweintrinker, verbringt zwei turbulente Tage im sommerlichen Rom. Auslöser für den Wirbel sind seine Mutter und drei weitere Damen, die die achtzig weit überschritten haben. Dass auch die noch gehörig Pfeffer im Hintern und Flausen im Kopf haben, beweist diese charmante Komödie.
Auch wenn Gianni (Gianni Di Gregorio) immer noch blendend aussieht, ausgesprochen höflich ist und so gut kochen kann, dass Jamie Oliver neidisch werden könnte, interessieren ihn Frauen herzlich wenig. Einzige Ausnahme ist seine Mutter (Valeria De Franciscis), zu deren Bitten und Wünschen er kaum nein sagen kann und mit der er eine Wohnung teilt. Ob er ihr Gutenachtgeschichten vorliest, für sie den Einkauf und das Kochen erledigt oder die leidlichen Gespräche über Mietschulden mit dem Hausverwalter Luigi (Alfonso Santagata) führt, so ist Gianni immer zur Stelle.

Es ist Mitte August, der Vorabend des Ferragosto, einer der wichtigsten Feiertage Italiens, und die Einwohner Roms verlassen reisefreudig die Stadt um ein entspanntes Wochenende zu verbringen. Auch Luigi will sich einen Tag Auszeit gönnen und hat die zündende Idee: Wenn Gianni seine Mutter (Marina Cacciotti) für eine Nacht aufnimmt, erlässt er ihm ein Teil der Mietschulden. Gianni, erst noch etwas zögerlich, stimmt zu, denn ob er nun für eine alte Dame oder zwei kocht, das macht ja kaum einen Unterschied. Als anderntags aber nicht nur die Mutter von Luigi sondern auch dessen Tante (Maria Calì) vor der Tür stehen, fängt Gianni langsam an, seinen Entschluss zu bereuen. Ein befreundeter Arzt (Marcello Ottolenghi) stattet dem überforderten Single einen Hausbesuch ab, und als Dankeschön überlässt er ihm ebenfalls seine Mutter (Grazia Cesarini Sforza). Das Quartett der alten Damen ist nun vollzählig und kaum noch zu bändigen. Nach anfänglichem Zickenstreit erleben die vier schrulligen alten Damen eine Art zweiten Frühling und blühen richtig auf, während Gianni literweise Weißwein trinkt, den Oberkellner für die Seniorinnen spielt, Verdauungstabletten und Blutdruck senkende Mittelchen verteilt und ausgebüchste Rentnerinnen sucht …

Der Debütfilm von Gianni Di Gregorio ist eine Verbeugung vor der italienischen Mama und dem Alter, eine Hommage an die einfache aber kulinarische Küche und an die Lebensfreude. In seiner charmanten und südländischen Art schafft es Gianni alle Klippen zu umschiffen und es allen recht zu machen. Dass er dabei vielleicht ein wenig zu viel vom Vino Bianco trinkt, macht ihn nur noch charmanter, denn der gehört wohl einfach zur italienischen Lebensphilosophie dazu. Der Regisseur Di Gregorio hat sich autobiografisch zu diesem Film animieren lassen und spielt die Hauptrolle des Gianni selbst. Bei der Auswahl der Schauspielerinnen hat er sich für Laiendarstellerinnen entschieden, die sich großartig vor der Kamera bewähren und erstaunlich unverfälscht und ungekünstelt abgelichtet werden. Auch vor Naheinstellungen hat sich Di Gregorio nicht gescheut, hat jede Falte, jeden Altersfleck und jedes grauen Haar mit einem liebe- und respektvollen Blick eingefangen, so dass er seine Protagonistinnen niemals bloßstellt. Mit feinsinnigem Humor entführt er die Zuschauer in die Welt der Alten, die bei näherem Hinsehen gar nicht mehr so alt sind, denn mit kindlicher Freude entdecken die vier Damen fast vergessen Leidenschaften und genießen es, aus der Isolation herausgeholt zu werden. Ein großartiger, leichter und humorvoller Film, der die Angst vorm Älterwerden nimmt und den Hunger nach italienischem Essen weckt. Va bene!

Das Festmahl im August wurde 2008 in Venedig mit dem „Luigi de Laurentiis“-Preis für das Beste Regiedebüt ausgezeichnet.

Das Festmahl im August

Gianni, Mittfünfziger und leidenschaftlicher Weißweintrinker, verbringt zwei turbulente Tage im sommerlichen Rom. Auslöser für den Wirbel sind seine Mutter und drei weitere Damen, die die achtzig weit überschritten haben. Dass auch die noch gehörig Pfeffer im Hintern und Flausen im Kopf haben, beweist diese charmante Komödie.
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Meinungen

Rom Fan · 05.05.2009

Also mir hat er in der deutschen Fassung sehr sehr gut gefallen. Mag sein, dass er in italienisch noch besser ist, aber ich müsste dann schon viel lesen, weil mein italienisch noch ziemlich dürftig ist.

Principessa · 26.03.2009

Superwitzige Komödie, die keinesfalls übersetzt werden dürfte, denn gerade das italienische Flair und die Situationskomik machen den Film aus. Die exzentrischen Frauengestalten machen den Film höchst interessant, egal ob durch ihr Makeup, ihre Kleidung oder ihre Wortwahl. Allein das Ende ist abrupt, ihm fehlt es an einem fulminanten Furioso - scusi, aber sonst bellisissime!