Cuban Fury

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Auf den Hüftschwung kommt es an

„I do Salsa!“ ist der Satz, den Bruce (Nick Frost) nicht aussprechen mag. Als Kind hat er seine Leidenschaft für das Salsa-Tanzen entdeckt, nachdem er jedoch von einer Gruppe anderer Jungs überfallen und misshandelt wurde, hat er das Tanzen aufgegeben und sich von seinem Trainer mit dem Satz „Salsa is for pussies“ telefonisch verabschiedet.
In einem rasanten Zusammenschnitt werden diese Kindheitserlebnisse zu Beginn von Cuban Fury erzählt – und danach reicht ein Blick auf den erwachsenen Bruce, um zu erkennen, dass er nicht nur seine Leidenschaft für das Tanzen aufgegeben, sondern auch sich selbst verloren hat. Mit Geduld erträgt er die Schikanen eines Wachmanns und die unangemessenen Sticheleien seines Kollegen Drew (Chris O’Dowd), er ist übergewichtig und will unbedingt vermeiden, unangenehm aufzufallen. Deshalb nimmt er sich stets zurück, und es ist schmerzlich mitanzusehen, wie er – obgleich wirklich ein netter Mensch – deshalb untergebuttert und kaum beachtet wird. Dabei ist es der größte Verdienst des Films, dass der Zuschauer von Anfang an Anteil an Bruces Dasein nimmt, ohne dass er auf ihn hinabblickt oder ihn bemitleidet. Vielmehr gelingt es Nick Frost, dass man sich in Bruce hineinfühlt – denn wer kennt sie nicht, die Situationen, in denen man etwas hinnimmt, um eine Konfrontation zu vermeiden?

In Bruces Leben kommt nun aber neuer Schwung, als er seiner neuen Chefin Julia (Rashida Jones) begegnet. Seiner Meinung nach spielt die blendend aussehende Julia zwar in einer ganz anderen Liga, als er jedoch entdeckt, dass sie Salsa tanzt, erkennt er, dass er doch eine kleine Chance haben könnte. Also begibt er sich abermals in die Hände seines Trainers und auf den langen Weg zu sich selbst. Die Handlung verläuft fortan in vorherzusehenden Bahnen, auch ist die Inszenierung ebenso gefällig wie konventionell. Dadurch vermeidet der Film jegliche Risiken, und insbesondere im Mittelteil hangelt er sich von Gag zu Gag. Getragen wird Cuban Fury allein von Hauptdarsteller Nick Frost, auf den der Film von der ersten bis zur letzten Szene zugeschnitten ist. Immerhin hatte er auch im betrunkenen Zustand die Idee, einen Film zu machen, in dem er tanzt. Er mailte sie seiner langjährigen Produktionspartnerin Nira Park und innerhalb von 15 Monaten wurden Jon Brown als Drehbuchautor, James Griffiths als Regisseur und alle weiteren Mitwirkenden gefunden, so dass die Dreharbeiten beginnen konnten. Jedoch wäre Cuban Fury ein besserer Film geworden, wenn James Griffiths sich mehr auf den herzerwärmenden Gang der Geschichte eingelassen und einen eigenen Rhythmus gefunden hätte, als nur auf Nick Frost und das Drehbuch zu vertrauen.

Immerhin gibt es innerhalb dieses einfachen Konzepts neben Nick Frost eine gute Besetzung zu entdecken, deren bisweilen improvisiertes Zusammenspiel für einigen Witz und Charme sorgt. Insbesondere Olivia Coleman (Tyrannosaur) ist herrlich als Bruces leicht trashige Schwester und Ex-Tanzpartnerin und überzeugt ebenso wie Ian McShane als schmierig-gemeiner Ex-Trainer. Chris O’Dowd passt in die Rolle des Möchtegern-Alphamännchens, Alexandra Roach hinterlässt Eindruck mit ihrer kleinen Rolle als Arbeitskollegin und Rashida Jones legt ihrer Rolle als Herzdame einen Humor zugrunde, der uns von Anfang an glauben lässt, dass sich diese gut aussehende Frau in Bruce verlieben könnte. Sicher wäre es schön gewesen, wenn in einer romantischen Komödie die begehrte Frau mal keinen der Männer nehmen muss, sondern alleine bleiben kann. Aber dank des Charmes von Nick Frost kann man sich aller Konventionalität zum Trotz ein wenig an der Aussage erfreuen, dass sich Bruce äußerlich nicht verändern muss, um die schöne Frau zu erobern. Es reicht vollkommen, dass er seinem Herzen und seiner Leidenschaft folgt.

Cuban Fury

„I do Salsa!“ ist der Satz, den Bruce (Nick Frost) nicht aussprechen mag. Als Kind hat er seine Leidenschaft für das Salsa-Tanzen entdeckt, nachdem er jedoch von einer Gruppe anderer Jungs überfallen und misshandelt wurde, hat er das Tanzen aufgegeben und sich von seinem Trainer mit dem Satz „Salsa is for pussies“ telefonisch verabschiedet.
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