Borg/McEnroe (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Spiel, Satz und Sieg!

Das Aufeinandertreffen von Björn Borg und John McEnroe im Jahr 1980 gilt als das beste Wimbledon-Männer-Finale aller Zeiten. Damals trat Björn Borg an, zum fünften Mal in Folge den Titel im Herrentennis zu gewinnen – und der junge John McEnroe war gerade dabei, die Spitze der Weltrangliste zu erobern. Deshalb wollte er unbedingt den coolen Borg besiegen.

Dieses Spiel nimmt nun Janus Metz in seinem Film Borg/McEnroe als Ausgangspunkt eines Films über den erfolgreichsten schwedischen Spieler aller Zeiten. Hier darf man sich nämlich vom internationalen Titel nicht allzu sehr in die Irre führen lassen. Sicherlich erfährt man im Verlauf des 107-minütigen Films auch manches aus dem Leben und der Karriere von John McEnroe. Im Mittelpunkt aber steht – wie der schlichte schwedische Originaltitel Borg vermuten lässt – Björn Borg (Sverrir Gudnason), der Mann, der das Herrentennis revolutionierte. Dabei zeigen schon die ersten Einstellungen, welches das Hauptthema des Films sein wird. Er setzt in Monaco ein, dort lebt Björn Borg und bereitet sich auf das wichtigste Turnier seiner Karriere vor. Er gilt als sehr kontrollierter, emotionsloser Spieler, dass es aber unter dieser Oberfläche brodelt, zeigt sich eindrucksvoll in dem ersten einer Vielzahl atemberaubender Tableaus: Borg steht auf dem Balkon seines Apartments, im Hintergrund das intensive Blau des Mittelmeeres. Er stemmt sich die Brüstung hoch – perfekt positioniert in der Mitte des Bildes – und beugt sich langsam hinüber. Eine kleine Unachtsamkeit, eine kleine Schwäche würde dafür sorgen, dass er kopfüber vom Balkon fällt. Aber Borg entscheidet sich, die Kontrolle zu behalten.

Dass er hier eine Entscheidung getroffen hat, zeigt sich in den Rückblenden, durch die sich Borgs Psychogramm mehr und mehr entfaltet – und die sehr klug in den Fortlauf des Films eingebunden sind. Hier ist zu sehen, welche Probleme Borg als Kind aufgrund seiner Wutausbrüche hatte, dass er deshalb immer wieder kurz vor dem Ausschluss vom Tennistraining stand. Hier ist aber auch zu sehen, wie der schwedische Verband von seinem Talent profitieren wollte – und welcher Druck auf ihm lastet. Denn Björn Borg ist zwar zum Zeitpunkt des Finales erst 24 Jahre alt, aber er spielte sein erstes Profispiel bereits mit 15 Jahren.

In den Wutausbrüchen sieht der Film auch die große Verbindung zu John McEnroe, dessen Temperament legendär ist. Im Gegensatz zu Borg aber — Borg hat gelernt, seinen Zorn als Energiequelle für sein Tennis zu nutzen — muss McEnroe hingegen die Wut auf dem Platz herausbrüllen, um sich selbst anzutreiben. Borg versteht daher McEnroes Verhalten — und der Film legt allzu deutlich nahe, dass dieses Verständnis auch die spätere Freundschaft dieser Spieler begründete. Hierin liegt auch einer der wenigen Kritikpunkte an diesem Film: Er betont diese Verbindung zu häufig und offensichtlich, zuletzt noch durch Texteinblendungen direkt vor dem Abspann. Diese textliche Betonung wäre nicht notwendig gewesen, da zuvor bereits alles zu sehen war.

Denn – und das ist ein weiterer erfreulicher Aspekt des Films: Hier bleibt die Rivalität auf dem Platz. Es gibt keine Antagonisten, keine klaren Sympathieverteilungen, keine wichtigen Nebenschauplätze. Sogar aus McEnroes schwierigem Verhältnis zu seinem Vater und Borgs Beziehung zu seiner Freundin Mariana Simionescu (Tuva Novotny) und seinem Trainer Lennart Bergelin (Stellan Skarsgård) wird kein weiterer dramatischer Moment entwickelt, sondern sie zeigen eine andere Seite der beiden wichtigsten Figuren.

Daher ist der Höhepunkt des Films auch fraglos das Zusammentreffen im Finale von Wimbledon. Kameramann Niels Thastum und die Cutter Per K. Kirkegaard und Per Sandholt gelingt es, die Dramatik und Spannung des Spiels in packende und große Bilder zu fassen. Immer wieder ist die Kamera sehr dicht an den jeweiligen Spielern, an ihren Bewegungen, um dann wieder großformatige Aufnahmen von oben auf das Spielfeld dazwischen zu schneiden. Dadurch wird dieses Spiel nicht in den üblichen wechselnden Bewegungen eingefasst, sondern es ist vielmehr im Bild zu spüren und zu erfahren, was über den Tennissport im Allgemeinen und auch von diesen Spielern im Film immer wieder gesagt wurde: Im Tennis ist man sich selbst der größte Gegner.
 

Borg/McEnroe (2017)

Das Aufeinandertreffen von Björn Borg und John McEnroe im Jahr 1980 gilt als das beste Wimbledon-Männer-Finale aller Zeiten. Damals trat Björn Borg an, zum fünften Mal in Folge den Titel im Herrentennis zu gewinnen – und der junge John McEnroe war gerade dabei, die Spitze der Weltrangliste zu erobern. Deshalb wollte er unbedingt den coolen Borg besiegen.

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Meinungen

Sascha · 23.10.2017

Hat mir sehr gut gefallen. Vor allem der Schauspieler (hatte ich noch nie vorher gesehen), der Borg verkörpert, ist irritierend ähnlich, dazu klasse schauspielerische Leistung und für einen Schauspieler super Tennis.
Wem der Film Rush gefallen hat, wird auch hier seine Freude haben.