Gelobt sei der kleine Betrüger (2016)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Korrupte Schlaumeier, erwischte Idioten

Mit dieser gut gelaunten Satire nimmt der jordanische Filmemacher Mahmoud al Massad die weitverbreitete Korruption in seinem Land aufs Korn. Ahmad (Ahmad Thaher), der Protagonist dieser deutsch-jordanisch-niederländischen Gemeinschaftsproduktion, ist ein typischer Antiheld, der einem verlogenen System zum Opfer fällt. Zwar ist der Bauunternehmer alles andere als unschuldig, er hat für den Bau einer Mauer Geld kassiert, ohne den Auftrag auszuführen, aber dass er wegen dieser relativ kleinen finanziellen Summe für drei Monate ins Gefängnis muss, erscheint schon beinahe absurd in einem System, in dem viel größere Vergehen an der Tagesordnung sind. Die Haft und seine Versuche, wieder freizukommen, werden für Ahmad zu einem Abenteuer, das ihm die absurden Mechanismen der jordanischen Gesellschaft offenbart.

Ahmad ist stinksauer auf seinen Cousin (Odal Hijazi), weil ihr geschäftlicher Coup nicht wie geplant über die Bühne gelaufen ist. Das Geld, das der Auftraggeber der Mauer von Ahmad zurückfordert, wurde in importierte Laptops investiert, die der Cousin mit Gewinn verkaufen wollte. Aber nun gibt der Zoll die Computer nicht frei. Ahmad sagt dem Richter zwar, dass er einen Anwalt will, aber der schaut bloß erstaunt: Wozu denn einen Anwalt, es handele sich doch nur um drei Monate Freiheitsstrafe. Ahmad telefoniert mit dem Cousin, der beim Zoll erfährt, dass der Direktor leider keine Zeit habe, die Papiere zu unterzeichnen. Sein Sohn heirate und dann komme auch bald das Opferfest, sagt ihm der Sachbearbeiter. Der Direktor suche händeringend ein einheimisches Schaf, um sich vor seinen Gästen nicht mit schlecht schmeckendem Importfleisch zu blamieren. Der Cousin versteht und zieht los, um das Schaf zu besorgen.

Derweil lernt Ahmad die Hackordnung im Gefängnis und in seiner Gemeinschaftszelle kennen. Erlaubt ist im Grunde nichts, doch alles geht, wenn man nur dafür bezahlt. Der selbsternannte Chef der Zelle, El Mor (Maher Khammash), knöpft Ahmad gleich ein paar Dinar für eine „Kontoeröffnung“ ab. Die Gespräche zwischen den Zellengenossen sind voller Bewunderung für krumme Geschäfte und Geschäftsideen. Wem sie aber misslingen, der gilt als „Idiot“.

Genüsslich demonstriert der Regisseur und Drehbuchautor, wie in diesem geschlossenen gesellschaftlichen System der Gaunereien und des Betrugs jeder früher oder später zum Opfer wird. Und wie dieses allseits geteilte Bauchgefühl die Menschen nur dazu motiviert, erst recht schlitzohrig zu handeln. Das Sprichwort „Der Ehrliche ist der Dumme“ trifft ganz ironiefrei die Mentalität — und schon aus Sorge um das eigene Sozialprestige möchte jeder diesem Urteil entgehen.

Die entlarvende Satire nimmt im Verlauf immer mehr die Form einer vergnüglichen Posse an. Die Gefängnisinsassen lernen sich besser kennen, tanzen fröhlich zu einer Fernsehshow und liegen Seite an Seite im Hof, um sich zu sonnen. Im Vergleich zur Odyssee, die Ahmads geplagter Cousin draußen wegen der Laptops absolvieren muss, ist das Leben im Gefängnis ganz schön entspannt. Zweimal wird die Realitätsebene verlassen, um Ahmad in böse Albträume zu folgen. Aber wenn er im Hof, gefolgt von der Kamera, den Blick auf die hohen Mauern richtet, die die Außenwelt auf ein kleines Stück Himmel reduzieren, könnte man nicht beschwören, dass er sich dabei beengt und nicht etwa geborgen fühlt. Mit ihrer Doppelbödigkeit sorgt diese aufgeweckte Komödie für kurzweiliges, bissiges Filmvergnügen.
 

Gelobt sei der kleine Betrüger (2016)

Mit dieser gut gelaunten Satire nimmt der jordanische Filmemacher Mahmoud al Massad die weitverbreitete Korruption in seinem Land aufs Korn. Ahmad (Ahmad Thaher), der Protagonist dieser deutsch-jordanisch-niederländischen Gemeinschaftsproduktion, ist ein typischer Antiheld, der einem verlogenen System zum Opfer fällt.

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