Beziehungsweisen

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Zwischen Verfremdung und Wahrheit

Ist die Liebe noch zu retten? Das fragt sich wohl jedes Paar, wenn sich die Schmetterlinge im Bauch irgendwie verflüchtigt haben. Aber nur wenige wagen den Schritt zum Paartherapeuten. Zu groß ist die Angst vor dem Unbekannten. Aber vielleicht würde man gern einmal Mäuschen spielen, wie es denn so zugeht beim Psychologen. Regisseur Calle Overweg gibt Einblicke der ebenso authentischen wie humorvollen Art.
Es ist das Paradox dieses bezaubernden Films: Das Authentische stellt sich gerade deshalb ein, weil hier nichts „echt“ ist. Es handelt sich nicht um „reale“ Protokolle von Therapiesitzungen, nicht um persönliche Schicksale, die sich genau so abgespielt haben. Und trotzdem glaubt man den großartigen Schauspielern jedes Detail ihrer erfundenen Geschichten. Calle Overweg schafft die Balance zwischen Verfremdung und Wahrheit durch ein Vorgehen, das präzise aufs Thema zugeschnitten ist. Er gab drei Paaren bestimmte Biografien und Konflikte vor. Die Schauspieler probten und improvisierten auf dieser Basis verschiedene Szenen, die das jeweilige Paar in seinem Alltag erlebt. Mit ihren Problemen treffen sie dann in einer karg eingerichteten Turnhalle auf echte Therapeuten, die nun vor der Kamera die Gespräche so lenken, wie sie es auch in ihrer realen Praxis tun würden.

Etwa bei dem Thema, das Amelie (Anja Haverland) und Heiko (Axel Hartwig) einbringen. Die junge Frau ist schwanger, zweifelt aber, ob sie das Kind bekommen möchte. Dass sich hinter dieser Oberfläche mehr verbirgt, ahnt nicht nur der Zuschauer, sondern auch der Therapeut.

Aber wie kommt man dahinter, wie bringt man Menschen zum Sprechen über das, was ihnen eigentlich so peinlich ist? Diesen Prozess der Entdeckungsreise nach innen zeichnet Beziehungsweisen mit all der Spannung nach, die die wirklichkeitsgesättigten Geschichten zu bieten haben. Die filmischen Mittel konzentrieren sich dabei auf das minutiöse Betrachten der Gesichter, in denen sich der Begriff „Seelenarbeit“ mit all seiner Anstrengung, aber auch seinen erlösenden Momenten spiegelt. Hinzu kommen „Rückblenden“, in denen die Schauspieler die Vorgeschichte des Konflikts in kargen, stilisiert künstlichen Requisiten teils pantomimisch nachspielen. Das bricht dann auf befreiende und lustige Weise die Spannung, die zuweilen die Leinwand knistern lässt.

Wer also schon immer etwas über Paartherapie wissen wollte, sich aber bisher nicht zu fragen traute, bekommt von Calle Overweg Antworten, die nahe an der Realität sind. Dazu gehört, dass psychologische Methoden die jahrelang aufgebauten Schwierigkeiten nicht einfach wegzaubern können. Trotzdem macht der Film Mut, die vorhandenen Probleme anzusprechen, statt sie unter den Teppich zu kehren. Er zeigt, dass das Reden kein „Zerreden“ der vielleicht noch tragfähigen Liebesbasis bedeutet. Sondern dass Menschen, die jahrelang in einer Sackgasse stecken, mit professioneller Hilfe einen Ausweg finden können. Entweder zu zweit oder jeder für sich.

Beziehungsweisen

Ist die Liebe noch zu retten? Das fragt sich wohl jedes Paar, wenn sich die Schmetterlinge im Bauch irgendwie verflüchtigt haben. Aber nur wenige wagen den Schritt zum Paartherapeuten. Zu groß ist die Angst vor dem Unbekannten. Aber vielleicht würde man gern einmal Mäuschen spielen, wie es denn so zugeht beim Psychologen. Regisseur Calle Overweg gibt Einblicke der ebenso authentischen wie humorvollen Art.
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Meinungen

Antonia · 19.10.2012

Der Film war super. Alle möglichen Paarkonflikte kamen zur Sprache und eben auch Wege aus der Sprachlosigekeit und von verfahrenen Situationen. Die Schauspieler waren toll und die echten Therapeuten auch- es wirkte nicht gestellt, sondern wie im wirklichen Leben.
Für alle,die in eine Beziehung sind oder eine haben wollen, sehr sehenwert und für die, die professionell mit Mnschen arbeiten auch.