Bessere Zeiten

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Die Vergangenheit holt dich immer wieder ein

Schwedisches Kino ist bekannt für seine dramatischen und spannend inszenierten Filme. Diese Gütesiegel gelten auch für das Regie-Langfilmdebüt von Pernilla August, der einstigen Lieblingsschauspielerin von Ingmar Bergman. Neben dem großartigen Plot ist die charismatische Noomi Rapace Dreh- und Angelpunkt dieser Literaturverfilmung von Susanna Alakoski.
Dass die Vergangenheit einen immer wieder einholt, muss auch Leena (Noomi Rapace) erkennen, die einen Tag vor Weihnachten einen völlig überraschenden Anruf aus dem Krankenhaus ihres Geburtsortes Ystad erhält. Die Krankenschwester teilt ihr mit, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Von einer Sekunde auf die andere brechen alte Kindheitserinnerungen über die mittlerweile 34-Jährige herein, die mit ihrem Mann (Ola Rapace) und ihren beiden Töchtern in Stockholm eine scheinbar glückliche Ehe führt. Das, was sie seit ihrem Weggang aus ihrem Elternhaus erfolgreich verdrängt glaubte, bricht sich nun wieder Bahn und ist eine starke Belastung für ihren Ehemann und ihre Kinder. Während der Fahrt nach Ystad lässt sie – und damit auch für den Zuschauer – die Alkohol- und Gewaltexzesse in ihrem Elternhaus Revue passieren.

Als die Eltern in den siebziger Jahren von Finnland nach Schweden einwandern, träumen alle vom großen Glück. Auch Leena ist begeistert vom schwedischen Wohlstand, der sich hoffentlich auch bald auf ihre Familie auswirken wird. Aber als Einwandererfamilie sind sie nur Menschen zweiter Klasse, die Sprachbarriere ist groß und der Traum vom gut bezahlten Job zerplatzt alsbald. Die existenziellen Probleme versucht der Vater mit Alkohol zu bekämpfen und die Mutter säuft mit, um gegen ihre Depression anzugehen. Die feucht-fröhlichen Partys der Eltern, die in einem Vorort von Ystad stattfinden, dessen höhnischer Spitzname „Schweinestall“ („Svinalängorna“) ist, enden immer öfter in Gewalttätigkeiten des Vaters. Leena und ihr Bruder beobachten verängstigt diese ausufernden und fürchterlichen Szenen, werden ungewollt Zuschauer der Dramen zweier verzweifelter Menschen, die dennoch ihre Eltern sind. Zwischen Alk und Gewalt schaffen es Vater und Mutter nicht mehr, sich adäquat um die Kinder zu kümmern, so dass Leena versucht, diese Aufgabe zu übernehmen. Aber für das Mädchen ist dies eine übergroße Aufgabe, und als ihr jüngere Bruder völlig verwahrlost ist, schaltet sie das Jugendamt ein. Aber auch das kann nichts an dieser Situation ändern. Und die Mutter schafft es nicht, sich von ihrem Mann zu trennen, da sie ihn immer noch liebt. Die Spirale von Alkohol, Gewalt und Entschuldigungen setzt ein und wird niemals aufhören. Bis eines Tages ein tragisches Unglück geschieht …

Noomi Rapace, die in hochsensibler und bisweilen aggressiver Weise die traumatische Geschichte der Leena in Svinalängorna wiedergibt, hat sich vor allem durch die Stieg-Larsson-Trilogie als Lisbeth Salander einen internationalen Namen gemacht. Dort gab sie die tragische aber toughe Superheldin, die sie in gewisser Weise auch in dem Regiedebüt von Pernilla August ist. Aber nicht nur das Schauspiel von Noomi Rapace ist beeindruckend, sondern auch die filmische Umsetzung, die Stück für Stück in Rückblenden den Zuschauer mit der Vergangenheit Leenas konfrontiert. So gnadenlos hart, dass allein das Hinsehen wehtut. Auch die Gegenwart ist gnadenlos, denn Vergangenheit und das Jetzt verschwimmen zu einer einzigen Zeit, so dass Leenas Verhältnis zu ihrem Mann und ihren Kindern ebenfalls ausufert. Was folgt, ist – dank der schauspielerischen Leistung von Noomi Rapace — wohl einer der ausdrucksstärksten emotionalen Zusammenbrüche auf der Kinoleinwand.

Bessere Zeiten

Schwedisches Kino ist bekannt für seine dramatischen und spannend inszenierten Filme. Diese Gütesiegel gelten auch für das Regie-Langfilmdebüt von Pernilla August, der einstigen Lieblingsschauspielerin von Ingmar Bergman. Neben dem großartigen Plot ist die charismatische Noomi Rapace Dreh- und Angelpunkt dieser Literaturverfilmung von Susanna Alakoski.
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Meinungen

Susanne Härtl · 19.12.2016

Ich habe den Film aus beruflichen Gründen angeschaut und er hat mich sehr berührt. Man kann sich gut in die Rolle der jungen Mutter und damalige Tochter versetzen.

Ich würde den Film nun gerne im Rahmen der Aktionswoche für Kinder suchtkranker Eltern vorführen. Wo kann ich den die Kinoplakate für den Film beziehen?

Wäre super, wenn jemand einen Tipp hat.

Danke