Barakat!

Eine Filmkritik von Red.

Es reicht!

Djamila Sahraouis Film spielt Mitte der neunziger Jahre in einem Dorf an der Küste Algeriens. Das Land ist vom Bürgerkrieg zwischen den Fundamentalisten der Islamischen Heilsarmee (FIS) und dem Militär tief gespalten. Um die Machtübernahme der FIS zu verhindern, die die Parlamentswahlen im Jahre 1991 gewonnen hatten, übernahm das Militär ein Jahr später die Macht. Zwar wurde 1995 Liamine Zéroual vom Hohen Rat zum Staatspräsidenten ernannt, doch die blutigen Kämpfe zwischen der inzwischen verbotenen FIS und der Armee dauerten auch weiterhin an. Dies ist der zeitgeschichtliche Hintergrund von Barakat!, der die Lage des Landes anhand der Begegnung zweier unterschiedlicher Frauen erzählt.
Die eine, Amel (Rachida Brakni) ist eine moderne Frau Mitte Dreißig, die in einem Krankenhaus als Notärztin arbeitet. Sie ist verheiratet mit dem kritischen Journalisten Mourad. Als dieser eines Tages von einer fundamentalistischen Gruppe verschleppt wird, die mit seiner Art der Berichterstattung nicht einverstanden ist, macht sich Amel auf die Suche nach ihm. Doch in einem Land, in dem ein Bürgerkrieg tobt, wird diese Reise zu einer gefährlichen Odyssee. Zum Glück gesellt sich mit der wesentlich älteren und erfahrenen Krankenschwester Khadidja (Fettouma Bouamari) eine Reisegefährtin an Amels Seite, die die Tricks und Tücken des Bürgerkriegs aus der Zeit des algerischen Befreiungskampfes gegen die französische Kolonialherrschaft aus eigener Anschauung kennt. Je weiter die zwei Frauen in das riesige Land vordringen, umso größer werden die Gefahren, die die beiden erwarten. So werden Amel und Khadidja zum Beispiel von einer Islamistengruppe entführt und kommen nur deshalb knapp mit dem Leben davon, weil deren Anführer Hadj Slimane (Ahmed Benaissa) seit dem Algerienkrieg tief in der Schuld der resoluten Krankenschwester steht, die ihm damals den Kopf rettete. Doch damit ist die Reise noch lange nicht an ihrem Ende angelangt…

Barakat! heißt „Es reicht!“. Und genau das spiegelt das Gefühl der beiden Frauen wieder, die zu verschiedenen Zeiten immer wieder in Algerien auf die unvereinbaren Gegensätze zwischen Freiheit und Freizügigkeit auf der einen und religiösen Fanatismus und Sexismus auf der anderen Seite stoßen. Seit jeher, so Djamila Sahraoui, beherrscht die Gewalt das Leben in Algerien, sie wird wie ein Staffelstab von Hand zu Hand, von Generation zu Generation weitergegeben. Es ist Zeit, diesen Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, so wie dies am Ende des Films geschieht, wenn ein Revolver dem Meer überantwortet wird. Der Kampf gegen Unterdrückung und Gewalt kann nur von den Frauen des Landes ausgehen. Denn sie haben am meisten zu verlieren.

Djamila Sahraoui wurde 1950 in Algerien geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft in Algier sowie Regie an der französischen Filmschule IDHEC in Paris. Seit 1980 hat die Regisseurin zahlreiche Dokumentationen gedreht, so etwa Houria (1980), Avoir 2000 ans dans les Aurès (1990), Prénom Marianne (1992), La moitié du ciel d’Allah (1996), Algérie, la vie quand même (1999), Opération Télé-cités (2000), Algérie, la vie toujours (2001) und Et les arbres poussent en Kabylie (2003). Barakat! ist ihr erster Spielfilm.

Barakat!

Djamila Sahraouis Film spielt Mitte der neunziger Jahre in einem Dorf an der Küste Algeriens. Das Land ist vom Bürgerkrieg zwischen den Fundamentalisten der Islamischen Heilsarmee (FIS) und dem Militär tief gespalten.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen