BANANAS!*

Eine Filmkritik von Annette Walter

Die hässliche Seite unserer Konsumgesellschaft

Die Bilder von BANANAS!* erinnern an Vietnam. Hubschrauber fliegen über weitläufige Felder und versprühen eine giftige Flüssigkeit: Dabei handelt es sich aber nicht um Napalm, sondern um das Schädlingsbekämpfungsmittel DBCP. Auf den zahlreichen Plantagen Nicaraguas ernten die Arbeiter in den siebziger Jahren tonnenweise Bananenstauden. Sie zerren die Früchte mit bloßen Händen, lediglich an einem Seil befestigt, die Felder entlang. Eine Knochenarbeit mit fatalen Folgen: Das Pflanzengift, mit dem der Obstproduzent Dole seine Früchte behandelt, verursacht bei den Arbeitern Unfruchtbarkeit und Krebs.
Fast 30 Jahre später strengen die Geschädigten deshalb mit dem Anwalt Juan Dominguez, eine Art männliche Erin Brockovich, einen Prozess an. Der Jurist, ein gebürtiger Kubaner, engagiert sich vehement für 12 Arbeiter, die auf den Bananenplantagen des Obstkonzerns Dole malochten. Dominguez ist als Bruder im Geiste der lateinamerikanischen Guerillakämpfer zu verstehen und eine der zentralen Figuren des Films.

BANANAS!* vom schwedischen Regisseur Frederik Gertten ist ein traditioneller Justiz-Dokumentarfilm, der auf jegliche Spielereien verzichtet. Er steht in der Tradition aufklärerischer und sozialkritischer Dokumentarfilme wie Les arrivants (2009) von Claudine Bories et Patrice Chagnard und A Blooming Business (2009) von Ton van Zantvoort, die 2009 auf dem Dokumentarfilm-Festival in Leipzig ausgezeichnet wurden.

Da weite Teile des Films Gerichtsverhandlungen und Interviews mit Opfern und Anwälten zeigen, vermisst man mitunter ein wenig die Spielhandlung. Trotzdem gelingen dem Film intensive Momente. Die Eröffnungsszene zeigt die berührende Beerdigung von Alberto Rosales, einem der involvierten Arbeiter, der nach Ansicht seiner Familie aufgrund der Pestizidbelastung starb. Die Kamera zoomt im Lauf der Geschichte ganz nah an die verhärmten Gesichter der Nicaraguaner. Die unverschuldete Kinderlosigkeit bricht den Stolz der mittelamerikanischen Männer.
Ironie der Geschichte: Filmemacher Gertten wurde schließlich selbst zum Angeklagten. Dole ging gerichtlich gegen den Film vor, um die Aufführung zu verhindern. Doch der Konzern unterlag und zog die Klage gegen den Film zurück.

BANANAS!* lief auf der Berlinale in der Sektion „Kulinarisches Kino“, was gewaltig in die Irre führt. Denn eines möchte man nach der Filmrezeption ganz bestimmt nicht: eine Banane verspeisen.

BANANAS!*

Die Bilder von „BANANAS!*“ erinnern an Vietnam. Hubschrauber fliegen über weitläufige Felder und versprühen eine giftige Flüssigkeit: Dabei handelt es sich aber nicht um Napalm, sondern um das Schädlingsbekämpfungsmittel DBCP.
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