Bad Neighbors (2014)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Wenn Nachbarn streiten

Täglich werden Gerichte mit Nachbarschaftsklagen überflutet. Es stehen sich Menschen gegenüber, die räumlich wenig trennt, zwischen denen jedoch unüberbrückbare Welten zu liegen scheinen. Man hat sich nichts mehr zu sagen. Geht sich aus dem Weg oder schikaniert einander, um dem anderen das Leben zur Hölle zu machen. In jedem Fall tut sich ein weites Feld an Konflikten auf, das nach dramatischer Verdichtung schreit. Bad Neighbors greift dieses weithin bekannte Phänomen auf und steigert es ins Extreme. Zumindest dürfte das das Ansinnen der Macher gewesen sein, die eine vielversprechende Prämisse leider etwas einfallslos weiterspinnen und mit derben, aber oft witzlosen Späßen zukleistern.

Seit kurzem hat sich das Leben des Ehepaars Radner von Grund auf geändert. Mac (Seth Rogen) und Kelly (Rose Byrne) sind Eltern geworden und wohnen, gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Stella, in einem schmucken Eigenheim mitten in einer ruhigen Vorstadtgegend. Die beiden machen sich bereit für den beschaulichen Familienalltag, trauern hin und wieder allerdings der früheren Ungezwungenheit nach. Als eines Tages der muskelbepackte Teddy (Zac Efron) mit seiner Studentenverbindung ins Nachbarhaus zieht, ist es mit der neuen Ruhe schlagartig vorbei. Um nicht gleich als Spießer abgestempelt zu werden, empfangen Mac und Kelly die neuen Bewohner mit offenen Armen. Geben sich betont lässig und hoffen dadurch, ein einträgliches Miteinander anzubahnen. Schon bald sind die jungen Eltern jedoch die ständigen Partys auf dem Grundstück nebenan leid, selbst wenn sie Erinnerungen an die eigene Studentenzeit wecken. Sie rufen die Polizei und glauben, dem Spuk so ein Ende setzen zu können, haben dabei aber die Rechnung ohne Teddy gemacht, der sich verraten fühlt und einen Nachbarschaftskrieg ausruft.

Einen Glaubwürdigkeitspreis will Regisseur Nicholas Stoller mit Bad Neighbors sicher nicht gewinnen. Dafür wirkt das Szenario dann doch etwas konstruiert. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich außer Mac und Kelly niemand in der beschaulichen Siedlung an den lärmend-obszönen Neuankömmlingen stört. Mit logischen Maßstäben kommt man nicht weit, da der Film, wie jede Komödie, in erster Linie amüsieren will. Dummerweise gelingt das den kreativen Köpfen rund um Seth Rogen (zusammen mit Langzeitfreund Evan Goldberg auch als Produzent verantwortlich) nur äußerst selten. Viel zu oft setzen sie auf geschmacklose Albernheiten, die so oder ähnlich aus anderen Partystreifen bekannt sind, hier allerdings sehr häufig ins Leere laufen. Wirklich witzig wird es nur, wenn die Protagonisten Rollenklischees auf den Prüfstand stellen (Frage: Warum sollten bloß Männer verantwortungslos handeln dürfen?) oder das Geschehen parodistische Züge annimmt. Etwa als die Studenten eine Robert-De-Niro-Motto-Party veranstalten und Teddys rechte Hand Pete (Dave Franco) den Auftritt der Leinwandikone in Meine Braut, ihr Vater und ich imitiert.

Komische Akzente setzt der Film außerdem in den Szenen, in denen Mac und Kelly geradezu ekstatisch diskutieren, mit welchen Mitteln sie die Studentenschar vertreiben können. Hier wird deutlich, wie sehr sich das junge Ehepaar über die Abwechslung freut, die der nachbarschaftliche Konflikt in ihren eintönigen Familienalltag bringt. Nur zu gerne streifen sie die verantwortungsvolle Elternrolle ab und lassen sich zurückfallen in einen unbekümmerten Zustand, der auch ihr Leben einmal bestimmt hat. Auf diese Weise unterfüttern die Drehbuchautoren Andrew Jay Cohen und Brendan O’Brien die Handlung mit thematischen Überlegungen, wobei deren Aussagekraft freilich schwindend gering bleibt.

Aus dramaturgischer Sicht erweist sich Macs und Kellys ambivalente Haltung zum unbeschwerten Partydasein nicht wirklich zielführend, da sie die Auseinandersetzung mit Teddy und Co mehrmals entschärft oder aber abrupte Haltungswechsel zur Folge hat. Bestes Beispiel hierfür ist der Moment, in dem Kelly ihrem Mann urplötzlich große Vorwürfe macht und ihn verlässt, obwohl sie die Auseinandersetzung lange Zeit angeheizt hat. Bezeichnenderweise sind die beiden wenige Szenen später wieder glücklich vereint und hecken weitere Maßnahmen zur Bekämpfung ihrer Kontrahenten aus. Eine merkwürdige Entwicklung durchläuft auch Pete, der sich unvermittelt vom Partyhengst (sein größtes Talent ist es, auf Kommando eine Erektion zu bekommen) zum zukunftsorientierten Musterstudenten wandelt. Derartige Drehbucheinfälle sind eindeutig fehl am Platz, da sie mit der grundsätzlich schablonenhaften Figurenzeichnung nicht zu vereinbaren sind.

Eher ungelenk wirkt auch der Verlauf des Nachbarschaftskrieges, der trotz vieler Geschmacklosigkeiten eine wirklich zwingende Konfrontation vermissen lässt und mit der Zeit sogar repetitive Züge annimmt. Etwas Variation hätte dem Plot sicher nicht geschadet. Ebenso wenig eine konsequente Überhöhung der Ereignisse, wie sie beispielsweise in Rogens letztjährigem Weltuntergangsspaß Das ist das Ende betrieben wird. Auch dort sind derbe Gags an der Tagesordnung. Gleichzeitig erfahren sie aber eine ironische Brechung durch irrwitzige Hollywood-Anspielungen und eine grotesk übertriebene Eskalation der Handlung. Letzteres sucht man in Bad Neighbors vergebens. Stattdessen stimmt der Film am Ende ein Loblied auf das Spießertum an, was irgendwie nicht zu den vorher bemühten Grenzüberschreitungen passen will.
 

Bad Neighbors (2014)

Täglich werden Gerichte mit Nachbarschaftsklagen überflutet. Es stehen sich Menschen gegenüber, die räumlich wenig trennt, zwischen denen jedoch unüberbrückbare Welten zu liegen scheinen. Man hat sich nichts mehr zu sagen. Geht sich aus dem Weg oder schikaniert einander, um dem anderen das Leben zur Hölle zu machen. In jedem Fall tut sich ein weites Feld an Konflikten auf, das nach dramatischer Verdichtung schreit.

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Meinungen

Hans im Glück · 26.06.2021

Eine unzusammenhängende Aneinanderreihung von Gags, die einfach in eine lose Story reingebaut wurden. Dafür hätte auch jede andere Story gepasst. Völlig unoriginell, langweilig und unlustig. Schon nach 15 Minuten schaut man auf die Uhr und überlegt, wie lange der Film noch geht.