Arirang - Bekenntnisse eines Filmemachers (2011)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Quälerischer Schlusspunkt oder Neuanfang?

Kim Ki-duk ist wieder da. Drei Jahre lang war von dem Regisseur nichts zu hören und erst recht nichts zu sehen. Das ist zwar in der Filmbranche nicht unbedingt ungewöhnlich, weil Projekte oftmals Zeit brauchen. In seinem Fall aber lagen die Gründe für das Verschwinden in einer schweren psychischen Krise, die dem vielfach gefeierten südkoreanischen Regisseur nach einem Unfall bei den Dreharbeiten seines Filmes Dream widerfuhr.

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In buchstäblich letzter Sekunde konnte eine Darstellerin, die für ihre Rolle in einer Szene erhängt werden sollte, gerettet werden. Für den Filmemacher war dies eine Zäsur und — so kann man vermuten — der Katalysator für tiefe Depressionen und/oder ein handfestes Burn-Out-Syndrom. In der Folge zog sich Kim Ki-Duk fast vollständig zurück, um darüber nachzudenken, ob er überhaupt weiterhin in der Lage sei, Filme zu machen. In seinem neuesten, völlig allein realisierten Film Arirang begleitet der Südkoreaner diesen Prozess und kommt zu keinem endgültigen Schluss.

Am Anfang wechselt der Film immer wieder den point of view — mal sehen wir subjektive Kameraeinstellungen, dann wieder erfasst das Bild den Regisseur bei seinen alltäglichen Verrichtungen. Dieser Wechsel aus Selbst- und Fremdwahrnehmung ist aber nicht nur ein Stilmittel, sondern auch das beherrschende „erzählerische“ Prinzip in der radikalen Selbstbespiegelung und kritischen Selbstbefragung, die Kim Ki-duk an sich selbst vornimmt. Immer wieder stellt er als böser, insistierender Schatten, als Double des Filmemachers, der er einst war, Fragen nach dem Wesen des Kinos, nach der Verantwortung des Regisseurs, nach dem bisherigen Lebensweg, nach künstlerischer Korrumpierbarkeit und danach, wer dieser Kim Ki-duk nun eigentlich wirklich ist und (noch viel wichtiger), wie es mit diesem Mann weitergehen soll.

Schonungslos im Umgang mit sich selbst ist Arirang eine Art filmisches Tagebuch, ein Essay über einen Filmemacher in der Krise und der verzweifelte Versuch, die Kontrolle über das eigene Leben und Schaffen wiederzuerlangen. Dabei zuzusehen, wie er sich selbst zerfleischt, sich tröstet, sich hinterfragt, schmerzt als Zuschauer beinahe schon körperlich. Dennoch: gerade auf einem Jahrmarkt der Eitelkeiten und der frechen Selbstbehauptung, wie ihn das Filmfestival von Cannes (auch) darstellt, tun Reflektionen wie diese gut. Und man verlässt das Kino mit dem dringlichen Wunsch, dass Arirang weniger als Endpunkt einer sagenhaften Kino-Karriere, sondern vielmehr als Neustart verstanden werden darf.
 

Arirang - Bekenntnisse eines Filmemachers (2011)

Kim Ki-duk ist wieder da. Drei Jahre lang war von dem Regisseur nichts zu hören und erst recht nichts zu sehen. Das ist zwar in der Filmbranche nicht unbedingt ungewöhnlich, weil Projekte oftmals Zeit brauchen. In seinem Fall aber lagen die Gründe für das Verschwinden in einer schweren psychischen Krise, die dem vielfach gefeierten südkoreanischen Regisseur nach einem Unfall bei den Dreharbeiten seines Filmes „Dream“ widerfuhr.

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