Am Ende ein Fest

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Schweres Thema, leicht erzählt

Der Anfang ist gut: Ein Anruf vom lieben Gott. Zelda, eine alte Dame, solle doch bitte noch ein bisschen auf Erden weilen, im Himmel ist gerade nichts frei… Den lieben Gott spielt Ezekiel, ein Tüftler in seinen 70ern, der in einem Heim für assistiertes Wohnen einer der Mietnachbarn Mut zuspricht, mit einem seiner Maschinchen, die seiner Stimme übers Telefon einen vollen, reichen Raumklang gibt…
Ezekiel steht im Mittelpunkt des Films, der das Thema Altwerden, Sterben, Selbstbestimmung und Würde auf melancholisch-humorvolle Art durchdekliniert. Denn sein Schwager liegt im Sterben, quält sich nur noch; und die Schwester Yana will den sterbenden Ehemann erlösen… Nicht so einfach, es wäre Mord, einerseits, andererseits fehlt die Expertise für einen leichten Tod. Und außerdem: Wer brächte es übers Herz, die Spritze anzusetzen? Zudem ist Ezekiels Frau Levana strikt dagegen. Doch mit der Bekanntschaft von Dr. Daniel, einem ehemaligen Tierarzt, ergibt sich eine neue Möglichkeit: Der Arzt besorgt die narkotisierenden und herzschlaghemmenden Medikamente, und Ezekiel baut eine Maschine aus Weckern, Fahrradkette, Zahnrädern: Der Todeswillige selbst muss aufs Knöpfchen drücken, dann erfolgt die Injektion automatisch.

Ein schweres Thema, leicht erzählt, mit ein paar schönen Gags, etwa um einen Polizisten, der die Rentner immer wieder auf dem Heimweg nach erfolgter „Erlösung“ anhält. Dazu, ganz nebenbei, eine kleine teenagerhafte Liebesgeschichte unter alten Menschen, komisch und vielleicht auch ein bisschen provozierend, weil gleich an zwei Tabus – das Alter und das Geschlecht – gerührt wird. Und ein schwebender moralischer Diskurs: Denn es bleibt nicht bei Yanas Mann, weitere alte Menschen leiden; was, wenn nun einer die Gruppe von Sterbehelfern anzeigt? Was, wenn sie Geld anbieten – oder: darf man vielleicht sogar wegen des Risikos Geld fordern? Und schließlich: Was, wenn das Leiden einen Bekannten trifft, wenn die Arbeit persönlich wird? Ezekiel wird auf eine schwere Probe gestellt, als seine Frau die ersten, sich steigernden Anzeichen von Demenz zeigt…

Sharon Maymon und Tal Granit inszenieren sanft, ohne wehzutun; gespickt mit einigen Gags – die Senioren nackt im Gewächshaus! –, aber immer hart am Thema halten sie die Atmosphäre des Schwebezustands zwischen Komik und Trauer, zwischen Witz und Abschied. Ja: Ein gefälliger Film, der das Schwere nicht verleugnet, es aber in eine angenehm konsumierbare Form bringt; kein Aktivismus für oder gegen Sterbehilfe, sondern ein Aufruf, individuelle Würde zu wahren. Ein Film für alle, die sich einerseits der Thematik aussetzen – und die sich damit andererseits auch nicht den Abend verderben wollen.

Am Ende ein Fest

Der Anfang ist gut: Ein Anruf vom lieben Gott. Zelda, eine alte Dame, solle doch bitte noch ein bisschen auf Erden weilen, im Himmel ist gerade nichts frei… Den lieben Gott spielt Ezekiel, ein Tüftler in seinen 70ern, der in einem Heim für assistiertes Wohnen einer der Mietnachbarn Mut zuspricht, mit einem seiner Maschinchen, die seiner Stimme übers Telefon einen vollen, reichen Raumklang gibt…
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Meinungen

Toniparker007007 · 26.11.2015

Der Film ist gut und hat einen schrägen Humor. Am besten War als alle nackt im Garten saßen.