Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die wirklich ultimative Wahrheit über Roswell

Ray Santilli (Declan Donnelly) ist ein Loser, wie er im Buche steht: Mit dem Verlauf illegaler Videoraubkopien, die er im Haus seiner Großmutter anfertigt, hält er sich mühsam über Wasser, immer kurz vor der Pleite oder dem Knast. Gary Shoefield (Anthony McPartlin), seinem Freund aus Kindestagen geht es nicht viel besser: Er jobbt in der Rechtsabteilung einer Keksfabrik, um sich sein Studium zu finanzieren, doch die glorreichen Tage als berühmter Staranwalt sind in weiter Ferne. Um die finanzielle Misere endgültig zu beenden, organisiert Ray – mit Hilfe eines nicht ganz freiwilligen Kredits seines Freundes – einen Trip in die USA, um in einem heruntergekommen Nest irgendwo in Ohio Elvis-Memorabilia zu erwerben und dann mit großem Gewinn in England zu verkaufen. Dort angekommen stoßen die Youngsters aus Europa allerdings auf eine Sache, die sie mit einem Schlag reich und berühmt werden lässt – so zumindest ihre Überzeugung: Die beiden treffen auf den ehemaligen Kameramann der US-Army Harvey (Harry Dean Stanton), in dessen Besitz sich die letzte Kopie einer Dokumentation über die Autopsie eines echten Alien befindet. 30.000 Dollar will Harvey für den Film haben; eine Menge Geld, die Ray und Gary natürlich nicht haben. Doch zum Glück gibt es da den exzentrischen Drogenbaron Lazlo Voros, der sich für paranormale Phänomene begeistert und die Summe gerne vorstreckt – gegen eine 50-prozentige Beteiligung an den zu erzielenden Gewinnen, versteht sich.
Dumm nur, dass sich das alte Filmmaterial bei der hoffnungsvollen Rückkehr nach England als wenig stabil erweist und sich kurz nach dem Öffnen der Filmdose buchstäblich in Luft auflöst. Wie gewonnen, so zerronnen, könnte man meinen, doch die beiden Freunde denken nicht im Traum daran, die Hoffnung auf ein besseres Leben so einfach aufzugeben Kurzerhand trommeln sie ihre Bekannten – den Schlachter Preston (Andrew Greenough), den Bestatter Edgar (Lee Oakes), den Schaufensterpuppenhersteller Maurice (John Cater) und den Möchtegern-Filmemacher Melik (Omid Djalili), der im bürgerlichen Leben Inhaber einer Kebab-Imbissbude ist – zusammen, und drehen den zerstörten Sensationsfund im Wohnzimmer von Rays Schwester Einstellung für Einstellung nach. In Windesweile verbreiten sich die Nachrichten über die aufgetauchten Aufnahmen in der Weltpresse, und von einer Minute auf die andere sind Ray und Gary ebenso reich wie berühmt. Doch das überwältigende Medienecho hat auch seine Schattenseiten, denn nun beginnt sich der CIA für die beiden „Filmemacher“ zu interessieren…

Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden /Alien Autopsy ist eine durchgeknallte Genre-Mixtur aus britischer Komödie, greller Mediensatire und Pseudo-Making-of, die vor allem während des nachgestellten Autopsie-Drehs brillieren kann. Wer in dem Film allerdings nur eine Parodie auf die Alien-Hysterie gläubiger Roswell-Anhänger sieht, greift zu kurz: Im Jahr 1995 erregte die Veröffentlichung eines angeblichen echten Films über die Autopsie eines Alien beachtliches Medieninteresse. Der Mann, der diese sensationellen Aufnahmen veröffentlichte, war ein Londoner Filmproduzent namens Ray Santilly. Lange Zeit wurde die Echtheit des Films diskutiert, bis schließlich John Humphreys, ein britischer Special-Effects-Experte und Erfinder von Max Headroom bekannte, das Modell für den im Film zu sehenden Alien angefertigt zu haben. Vor diesem Hintergrund erweist sich Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden / Alien Autopsy als raffiniertes und durchtriebenes Spiel mit mehreren Ebenen, ohne allerdings wirklich voll und ganz überzeugen zu können. Denn die – zugegebenermaßen durchaus unterhaltsame – Art der Inszenierung unterläuft permanent die Tatsache, dass hier eine wahre Geschichte erzählt wird. Und umgekehrt sorgt auch der wahre Hintergrund dafür, dass auch der Spielfilm nicht in jedem Moment überzeugen kann. Insgesamt aber eine feine Idee mit bemerkenswerten Lachern.

Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden

Ray Santilli (Declan Donnelly) ist ein Loser, wie er im Buche steht: Mit dem Verlauf illegaler Videoraubkopien, die er im Haus seiner Großmutter anfertigt, hält er sich mühsam über Wasser, immer kurz vor der Pleite oder dem Knast.
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Meinungen

Lucien · 23.11.2006

Es ist echt schrecklich, in keinem Kino im näheren Umkreis und ich meine damit 60 km! läuft der film bei uns. Zum Kotzen! Die Filmindustrie hat anscheinend wieder genug Geld, was mit solchen praktiken eindrucksvoll bewiesen wird, da wird man regelrecht dazu genötigt, den Film aus illegalen Quellen zu ziehen.

· 10.11.2006

Sehr unterhaltsamer Film! TOP!