Achtzehn - Wagnis Leben

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Plötzlich erwachsen, Teil 2

In vier Jahren kann eine ganze Menge passieren – und genau das ist auch der Ausgangspunkt des zweiten Teils der auf insgesamt 14 Jahre angelegten Langzeitbeobachtung, die die Filmemacherin Cornelia Grünberg unternommen hat. Vor vier Jahren, in Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten, hatten ihre Protagonistinnen Lisa, Steffi, Laura und Fabienne, damals allesamt 14 Jahre alt, unvermutet und ohne es ursprünglich zu wollen einen Riesenschritt ins Erwachsenenleben getätigt.
Alle vier waren ungewollt schwanger geworden und alle vier hatten sich dafür entschieden, ihr Kind zu bekommen und selbst aufzuziehen – mit allen Konsequenzen, die das beinhaltete. Nun, vier Jahre später, sucht Cornelia Grünberg die Mädchen erneut auf und schaut nach, was aus diesen geworden ist: Haben sie die enorme Aufgabe gemeistert? Wo und unter welchen Umständen leben sie jetzt? Wie hat sich das Verhältnis zu ihren Kindern, zu ihren Eltern, zu den biologischen Vätern entwickelt – und haben sie geschafft, ihre Ausbildung zu Ende zu bringen?

Lisa beispielsweise lebt mittlerweile auf Hawaii, ihr Vater, der bei der US-Armee arbeitet, wurde dorthin versetzt. Eigentlich hatte sie ja genug von den Jungs gehabt, doch dann ist es wieder geschehen. Und so hat sie ein zweites Kind bekommen, einen kleinen Jungen namens Mosi. Bei allen Vorwürfen kann sie aber dennoch auf die Unterstützung ihrer Eltern bauen. Steffi hingegen hat es ungleich schwerer: Als sie schwanger wird, rastet ihre Mutter aus und droht damit, ihre Tochter aus dem Haus schmeißen zu lassen, wenn diese nicht abtreibt. Doch Steffi bleibt stark – auch als sie mitbekommt, dass ihr Freund Michi, der Vater des Kindes, immer wieder fremdgeht. Dann geht es nicht mehr – und als sie einen neuen Mann kennenlernt, macht ihre Mutter die Drohung von damals wahr: Steffi steht von einem Tag auf den anderen auf der Straße – ohne Jason, ihren Sohn. Es beginnt für sie ein zäher Kampf zurück ins normale Leben.

Auch Laura und Fabienne haben mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen – und es sind nicht die typischen Probleme anderer junger Frauen in ihrem Alter: Vielmehr mischen sich in ihnen die Nöte des Erwachsenenlebens mit den Ängsten, Schwierigkeiten und Identitätssuchen Jugendlicher, obwohl sie sehr früh gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen, blitzt immer wieder in Äußerungen durch, wie verdammt jung sie eigentlich noch sind.

Achtzehn – Wagnis Leben funktioniert zwar durchaus als eigenständiger Film, doch wer die Ausgangssituationen der vier jungen Frauen nicht mehr genau im Sinn hat, braucht eine Weile, um sich in den einzelnen Erzählsträngen, die assoziativ zusammenmontiert wurden, zurechtzufinden. Weil Cornelia Grünberg auf jegliche Einführung und jeden Off-Kommentar verzichtet, dauert es ein wenig, bis man aus den beiläufig eingefangenen Gesprächen und Alltagssituationen gefolgert hat, wie die jeweilige Ausgangssituation wohl ausgesehen haben könnte. Optisch zwar gut unterscheidbar, gleichen sich dennoch die Protagonistinnen insofern, weil ihre Probleme vergleichsweise ähnlich gelagert sind.

Man merkt dem Film an, dass zwischen der Filmemacherin und den von ihr porträtierten jungen Frauen über lange Zeit ein Vertrauensverhältnis entstanden ist. Und man muss annehmen, dass auch zwischen den beiden Filmen, die vier Jahre trennen, der Kontakt stets aufrecht erhalten wurde. Allerdings birgt dies auch eine Gefahr, die dem Film als Schwäche durchaus anzumerken ist: Die Vertrautheit überträgt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick auf jeden Zuschauer, sie muss vielmehr – auch bei großem Interesse für das Thema — erarbeitet werden. Unter anderem durch die Geduld, trotz der anfangs unübersehbaren fehlenden Kontexte sich auf dieses Filmabenteuer einzulassen. Zumal sich im weiteren Verlauf des Films die Erkenntnis einstellt, dass dem familiären Umfeld der einzelnen Frauen nicht der gleiche Umfang eingeräumt wurde. Gut möglich, dass dies daran liegt, dass es hier an der Zustimmung (zum Bespiel der Eltern) fehlte.

Zehn Jahre werden nun vergehen, bis es mit 28, dem Abschluss der Reihe, ein Wiedersehen mit Laura, Fabienne, Lisa und Steffi geben wird. Zwischendrin, so der ehrgeizige Plan Cornelia Grünbergs, wird sie in Zehn die Kinder befragen, die das Leben der jungen Mädchen so entscheidend geprägt haben. Man darf gespannt sein.

Achtzehn - Wagnis Leben

In vier Jahren kann eine ganze Menge passieren – und genau das ist auch der Ausgangspunkt des zweiten Teils der auf insgesamt 14 Jahre angelegten Langzeitbeobachtung, die die Filmemacherin Cornelia Grünberg unternommen hat. Vor vier Jahren, in „Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten“, hatten ihre Protagonistinnen Lisa, Steffi, Laura und Fabienne, damals allesamt 14 Jahre alt, unvermutet und ohne es ursprünglich zu wollen einen Riesenschritt ins Erwachsenenleben getätigt.
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