A Horrible Way to Die

Eine Filmkritik von Lida Bach

Porträt eines Serienkillers

Freundlich, umgänglich und einfühlsam: So ist Garrick Turrell (AJ Bowen). Früher war Sarah (Amy Seimetz) mit Garrick zusammen. Beide hatten ihre Schattenseiten, beide haben über die des Partners hinweggesehen. Ein pathologisches Pärchen in einem morbiden Idyll. Garrick hatte andere Frauen, Sarah den Alkohol. Noch immer flackert die Erinnerungen an ihre Zeit mit Garrick in ihrem Gedächtnis. Warme Lichter, sanfte Worte, verschwommen und verzerrt. Die Vergangenheit flüstert in der Gegenwart, als kündige sie ihre Rückkehr an. Doch Sarah ist geübt im Verdrängen. Von ihrer Sucht versucht sie sich bei den Anonymen Alkoholikern zu befreien, wo sie Kevin (Joe Swanberg) kennengelernt hat. Unter Menschen ist er befangen und wirbt um Sarah mit befremdlicher Manie. Etwas Fremdes, Unergründliches ruht in seinem Wesen, so wie das Verborgene, das in Garricks Seele schlummerte. Sarah hat ein Gespür für eine bestimmte Art von Partnern und sie ahnt, was ihr droht: A Horrible Way to Die.
Der Titel bündelt die Ambiguität eines jeden Wesens und seiner Umgebung, um die Adam Winegards verstörender Psychothriller kreist. Die reißerischen Worte bergen eine doppelte Konnotation, die fatalistisch und metaphorisch zugleich ist. In all seiner Brutalität und Direktheit beschreibt A Horrible Way to Die letztendlich treffend den Tod, der die Opfer des Mörders trifft. Schon die erste Szene zeigt ihn bei der Tat; einer von vielen. Das Töten ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, ein Teil seiner Persönlichkeit, den er kennt und kontrolliert – auf seine eigene sadistische Weise. So unprätentiös wie sich die Tat vollzieht, enthüllt A Horrible Way to Die den Täter. Es ist nicht der unsichere Kevin, sondern Garrick. Das kondensierte Independent-Drama interessiert sich nicht für grelle Slasher-Szenen und Plot-Twists, sondern für die inneren Mechanismen einer dissozialen Persönlichkeit und die Menschen, die ihr am nächsten sind. Raue Handkameraszenen und verwischte Einstellungen fügen Rückblenden und Gegenwartsszenen zu einer dichten Seelenstudie zusammen, die dank der herausragenden Darsteller noch einschneidender wird.

Die schemenhafte Optik beschwört die Undurchschaubarkeit der Figuren, die kaum merklich zu subtiler Bedrohung wächst. Ohne ihre versteckten Facetten offenbar werden zu lassen, umkreisen sie die Einstellungen. Die physische und emotionale Abhängigkeit und die unvermittelten Gewaltausbrüche erschüttern gerade dadurch, dass sie unvereinbar mit den Charakteren scheint, die man zu kennen glaubt und doch nicht kennt. Gott möge ihr die Ruhe geben, zu akzeptieren, was sie nicht ändern kann, betet Sarah bei den Anonymen Alkoholikern, den Mut zu ändern, was sie ändern kann und Weisheit, den Unterschied zu kennen. Doch Unterschiede kann man nicht durch Weisheit kennen, man kann ihn nur erkennen. Winebergs quälender und auf bizarre Weise schöner Seelenhorror fragt nicht nach der Schuld als Mitwisser, sondern den obskuren inneren und äußeren Verstrickungen, die das Verkennen ermöglichen.

Nicht zu große Distanz macht das Bild unscharf, sondern zu große Nähe, die in den extremen Nahaufnahmen fast physisch nachfühlbar wird. Wineberg erkundet das seelische und soziale Terrain eines Serienmörders nicht, sondern bewegt sich mit der Kenntnis eines Eingeweihten darin. Jeder hat in sich einen geheimen Raum, in den er niemanden einlässt. Sarah findet diesen Raum und sie öffnet ihn wie Blaubarts Braut die verbotene Kammer. Die Entdeckung des Mordraums symbolisiert nicht nur Sarahs Eindringen in Garricks Seelendunkel, sondern ihr eigenes. An dem Grauen, das sich ihr zeigt, hat sie selbst Anteil.

Freundlich, umgänglich und einfühlsam. Mit diesen Worten beschreibt Ann Rule in The Stranger Beside Me, der Winbeergs faszinierenden Hardcore/Mumblecore beeinflusste, den Serienmörder Ted Bundy. Mit dem sie in ihrer Jugend zusammen war. „Wir Serienmörder sind eure Söhne, eure Ehemänner, wir sind überall.“, sagte Bundy, „Und morgen werden noch mehr eurer Kinder tot sein.“ Wie der Filmtitel sind auch diese Worte reißerisch – und wie er sind sie grauenvoll wahr.

A Horrible Way to Die

Freundlich, umgänglich und einfühlsam: So ist Garrick Turrell (AJ Bowen). Früher war Sarah (Amy Seimetz) mit Garrick zusammen. Beide hatten ihre Schattenseiten, beide haben über die des Partners hinweggesehen. Ein pathologisches Pärchen in einem morbiden Idyll.
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