Fünf Uhr am Nachmittag - At Five In The Afternoon

Das Leben nach dem Krieg

Die Taliban sind von der Macht vertrieben. Für die junge Noqreh, ihren gottesfürchtigen, konservativen Vater und ihre Schwägerin Leilomah hat ein neues Leben begonnen. Doch die Familie ist uneins darüber, was die neue Freiheit bringt.

Während der Vater in Anbetracht von unverschleierten Frauen fest davon überzeugt ist, dass Kabul eine gottlose Stadt geworden und das Land verloren ist, nützt Noqreh die kleinen neuen Freiheiten für sich. Ohne, dass ihr Vater davon etwas merken soll, schleicht sie sich jeden Tag davon, wechselt ihre unauffälligen flachen Schuhe gegen weiße Pumps und besucht die wieder eröffnete Mädchenschule. Als die Lehrerin fragt, wer einmal Präsidentin von Afghanistan werden möchte, melden sich drei Mädchen – auch Noqreh. Sie beginnt, darüber nachzudenken, was man wohl sagen und tun muss, um als Muslimin eine vom Volk anerkannte Präsidentin zu sein.

Doch ihr Leben lässt ihr wenig Gelegenheit, ihre Träume zu verfolgen, denn bis auf zwei Hühner und den Eselskarren vom Vater besitzt die Familie nichts. Leilomahs kleines Baby ist unterernährt und schwer krank, ihr Mann wird schon seit langem in Pakistan vermisst. Nicht einmal eine feste Bleibe haben die drei, und hausen mal mit pakistanischen Flüchtlingen in den Kriegsruinen von Kabul, mal in einem Flugzeugwrack, mal in einem verlassenen Regierungspalast. Noqreh lernt einen jungen Dichter kennen, der aus Pakistan nach Afghanistan zurückgekehrt ist. Ihn fragt Noqreh, ob Pakistan von einer Frau regiert wird. Und obwohl sich der junge Mann nicht für Politik interessiert, findet er die Vorstellung dass Noqreh einmal Afghanistans Präsidentin sein könnte, witzig und faszinierend. Zwar weiß auch er nicht genau, ob die Menschen in Afghanistan lieber eine Frau wählen, wenn sie auf Bildern lächelt oder ernst schaut – doch immerhin schafft er es, einen Fotografen davon zu überzeugen, von Noqreh, „der künftigen Präsidentin“, ein paar Bilder zu schießen.

Noqrehs Vater hat sich inzwischen entschlossen, mit der Familie Kabul zu verlassen, um in eine „wirklich islamische Stadt“ zu ziehen. Dann erreicht ihn die Nachricht, dass sein Sohn in Pakistan auf eine Mine getreten und dabei gestorben ist. Am selben Tag erfährt Noqreh in der Schule vom Tod einer Mitschülerin. Tags darauf verlassen Noqreh, Leilomah und der Vater Kabul. Weil Leilomahs Baby unterkühlt scheint, verbrennen sie unterwegs in der Nacht den letzten Besitz: Der lodernde Eselskarren soll nochmals ein wenig Wärme spenden. Doch vergeblich. Nachdem der Vater sein Enkelkind im trockenen Wüstenboden vergraben hat, zieht er mit seiner Tochter und Leilomah weiter – in eine ungewisse Zukunft.

Fünf Uhr am Nachmittag, der erste Film, der seit dem Fall des Taliban-Regimes in Afghanistan gedreht wurde, ist ein bewegendes Werk über das Exil, die Sehnsucht und die Wünsche in einem Land, das wie seine Menschen Orientierung und Halt sucht und hin und her gerissen ist zwischen Tradition und Aufbruch. In eindringlichen Bildern zeigt die gerade mal 23-jährige Samira Makhmalbaf, Tochter des iranischen Regisseurs Mohsen Makhmalbaf das Leid und die Hoffnungen in einem von jahrelangen Kriegen zerstörten Land. Der Film wurde ihm letzten Jahr bei den Filmfestsspielen von Cannes sowohl mit einem Spezialpreis der Jury als auch mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet.

Fünf Uhr am Nachmittag - At Five In The Afternoon

Die Taliban sind von der Macht vertrieben. Für die junge Noqreh, ihren gottesfürchtigen, konservativen Vater und ihre Schwägerin Leilomah hat ein neues Leben begonnen. Doch die Familie ist uneins darüber, was die neue Freiheit bringt.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen