Für immer eins

Eine Filmkritik von Thorsten Hanisch

Keine Trophäe, ein Mensch

Natürlich, Plots wie dieser tauchen auf die eine oder andere Art immer wieder auf, wirklich originell ist da nichts, aber es ist irgendwie dennoch erstaunlich: Der italienische Für immer eins erinnert stark an den ebenfalls 2015 entstandenen Loev aus Indien. Die Figurenkonstellation ist nahezu identisch: Homosexuelles Pärchen liebt sich, dank einer dritten Partei werden Zweifel gesät, es kommt zu Spannungen, aber zu guter Letzt löst sich alles in Wohlgefallen auf. Der Unterschied ist lediglich, dass beim indischen Film der Dritte im Bunde nicht zu seiner Sexualität stehen will, hier ist es Federica (Margherita Buy), die nach einer Begegnung mit einer ehemaligen Liebe aus vergangenen Zeiten immer unsicherer wird, ob der fünf Jahre zuvor eingeschlagene Weg richtig war, die Familie zugunsten einer Frau zu verlassen.
Federica lebt mit der Restaurant-Besitzerin Marina (Sabrina Ferilli) zusammen, einer ehemaligen bekannten Schauspielerin. Beide sind schön, erfolgreich und wohlhabend (zumindestens in diesem Punkt klammert sich Für immer eins eng ans typisch hollywoodsche Weltbild und steht damit im deutlichen Gegensatz zu den aus schlichten Verhältnissen stammenden Protagonisten aus Loev). Doch Sonnenschein währt nie ewig, die erwähnte Ex-Flamme bringt Federica ins Wanken. Zudem ist Marina, die auch wieder den Sprung ins Rampenlicht wagen will, immer noch ein Teil der Öffentlichkeit – und ihre unsichere Freundin legt nicht unbedingt großen Wert darauf, dass mehr Menschen als nötig wissen, dass sie mit einer Frau zusammenlebt.

Was bei Loev geschrieben wurde, gilt auch hier: So ganz kann sich der Film vom Vorwurf der Banalität nicht freimachen, die allerdings zugleich auch als positives Element gewertet werden kann. Die große Stärke von Für immer eins ist ein ausgesprochenes Understatement, der Film ist trotz der 08/15-Handlung so betont „normal“, so lebensnah erzählt und von den beiden Hauptdarstellerinnen Margherita Buy (Habemus Papam – Ein Papst büxt aus) und Sabrina Ferilli (La Grande Bellezza – Die große Schönheit) so wunderbar zurückhaltend gespielt, dass heteronormative Wertvorstellungen regelrecht gesprengt werden. Oder anders formuliert: Man vergisst völlig, dass man es hier mit zwei Frauen zu tun hat.

Anders als Loev schiebt Maria Sole Tognazzis Film allerdings auf subtile Weise zum (ebenso) meilenweit vorhersehbaren Ende hin auch noch ein angriffslustiges Statement ein, eines, das greifbar macht, dass Federica und Marina nicht nur per se ein Bilderbuchpärchen sind, sondern dass es auch Unterschiede in den Beziehungen gibt. Bei einem Gespräch mit Federicas Ex-Mann wird deutlich, dass eine Frau in einer Männerwelt immer auch eine Trophäe ist – die gegenteilige Option bietet Marina: eine Beziehung auf Augenhöhe. Die beste Voraussetzung um eine Verbindung einzugehen, zu einer Einheit zu verschmelzen. Für immer.

Für immer eins

Natürlich, Plots wie dieser tauchen auf die eine oder andere Art immer wieder auf, wirklich originell ist da nichts, aber es ist irgendwie dennoch erstaunlich: Der italienische „Für immer eins“ erinnert stark an den ebenfalls 2015 entstandenen „Loev“ aus Indien. Die Figurenkonstellation ist nahezu identisch: Homosexuelles Pärchen liebt sich, dank einer dritten Partei werden Zweifel gesät, es kommt zu Spannungen, aber zu guter Letzt löst sich alles in Wohlgefallen auf.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen