Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sonntag, 28. März 2010, ARTE, 20:15 Uhr

Als der kleine Inuit Isaiah (Clipper Miano) tot auf dem winterlichen Asphalt vor dem Mietshaus im Kopenhagener Hafenviertel aufgefunden wird, in dem er mit seiner alkoholkranken Mutter Juliane (Agga Olsen) wohnte, ist die Polizei rasch bemüht, dieses Unglück als Unfall einzustufen: Der Junge habe auf dem Dach gespielt und sei dabei hinuntergestürzt. Doch seine Nachbarin und Freundin Smilla Jaspersen (Julia Ormond), die ebenfalls aus Grönland stammt und als Wissenschaftlerin Spezialistin für Schnee ist, bezweifelt diese Version ganz vehement. Denn zum einen weiß sie um die ausgeprägte Höhenangst des Jungen, der niemals freiwillig aufs Dach gestiegen wäre, und zum anderen hat sie kurz nach dem vermeintlichen Unfall die frischen Spuren im Schnee gesichtet, die eine ganz andere Sprache sprechen …
Fräulein Smillas Gespür für Schnee nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Peter Høeg aus dem Jahre 1992 ist ein packender, komplexer Krimi mit kulturellen Komponenten im Spannungsfeld zwischen Dänemark und Grönland, der vor allem vom anregenden gedanklichen Universum seiner eigensinnigen Hauptfigur lebt. Diese kühle Smilla Jaspersen mit ihrem messerscharfen Verstand und ihrer unbeirrbaren Neigung, den Dingen auf den Grund zu gehen, die bei ihrer grönländischen Mutter, einer Robbenfängerin, aufwuchs, und nach deren Tod zu ihrem Vater, einem prominenten Arzt nach Kopenhagen verfrachtet wurde, verstrickt sich im Zuge ihrer Nachforschungen in ein undurchsichtiges Netz aus Machtinteressen, das ihr mehr als einmal zum Verhängnis zu werden droht.

Auch wenn der Film, der 1997 die Internationalen Filmfestspiele von Berlin eröffnete, wo er im offiziellen Wettbewerb lief, und vom dänischen Regisseur Bille August (Das Geisterhaus / The House of the Spirits, 1993, Goodbye Bafana, 2007) inszeniert wurde, es kaum vermag, die Komplexität und atmosphärische Dichte der literarischen Vorlage zu transportieren, gelingt es ihm dennoch, diese spannende Geschichte ansprechend zu visualisieren. Klare Bilder von Eis und Schnee vermitteln einen kalten Hauch von der Faszination einer unwirtlichen Natur, und das illustre Ensemble mit prominenten Protagonisten wie Vanessa Redgrave, Mario Adorf, Richard Harris und Jürgen Vogel besticht durch seine Verkörperung kauziger Charaktere, die das Ihrige dazu beitragen, Fräulein Smillas Gespür für Schnee zu einem kuriosen Krimi wider die Konformität werden zu lassen.

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Als der kleine Inuit Isaiah (Clipper Miano) tot auf dem winterlichen Asphalt vor dem Mietshaus im Kopenhagener Hafenviertel aufgefunden wird, in dem er mit seiner alkoholkranken Mutter Juliane (Agga Olsen) wohnte, ist die Polizei rasch bemüht, dieses Unglück als Unfall einzustufen:
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